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Jahresrückblick 2023 von Christoph Z.

Christoph Z. wollte mal wieder sich kurz fassen und hat es mal wieder nicht geschafft. Aber Hand aufs Herz: 2023 gab’s eine Menge bemerkenswerte Musik.

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2023, das Jahr in dem unser Haus randvoll mit Elsa-Merchandise ist. Doch bevor wir uns durch dieses Jahr wühlen, geht’s los mit der 2022er Resterampe:

Das wäre noch was für den Jahresrückblick 2022 gewesen, aber ich war zu spät dran. Mea maxima culpa.

BLACK MATH HORSEMAN: Black Math HorsemanblankBLACK MATH HORSEMAN hätten so viel Potenzial gehabt, lösten sich aber nach nur einem Album im Jahr 2009 wieder auf. Umso erfreulicher die Rückkehr, denn sie sind auch in diesem Jahrzehnt so aufregend wie damals.

 

ENGE STORE: Det høstes nåblank2022 haben sich im Herbst alle (inklusive mir) an HAAVARDs schönem Album gelabt. Die Magie von ULVERs “Kveldssanger” lässt aber nur “Det høstes nå” authentisch aufleben.

 

FAETOOTH: Remnants Of The VesselblankNach dem Ende von SUBROSA führen eigentlich THE OTOLITH deren Erbe fort. Eigentlich! Die junge Formation FAETOOTH aus Los Angeles denkt das Erbe SUBROSAs weiter und hat auf ihrem Debüt “Remnants Of The Vessel” zum Sterben schöne Songs stehen – wie “Saturn Devouring His Song” beweist.

 

HOLY FAWN: Dimensional BleedblankZart und heavy zugleich: Die – grob gesagt – perfekte Schnittmenge aus SIGUR RÓS und DEFTONES: Zeitgemäß, eigenständig, emotional, mitreißend. Ein – im besten Sinne des Wortes – echter Tearjerker.

 

JÓHANN JÓHANNSSON: Drone Massblank2015 im New Yorker Metropolitan Museum of Modern Arts uraufgeführt, vier Jahre nach dem tragischen Tod JÓHANN JÓHANNSSONs veröffentlicht. Mit einer atemberaubenden Performance des THEATRE OF VOICES lotet “Drone Mass” den Raum zwischen Neoklassik und Drone aus und schaut tief in die Seele.

 

LYKOTONON: Promethean PathologyblankDie Musiker hinter STORMKEEP, WAYFARER und BLOOD INCANTATION haben noch eine Band im Rennen, die in Sachen Innovation und Spannung die Nase vorn hat. Industrial Black Metal der ganz abgefuckten Sorte. Höllisch gut!

 

NAHTRUNAR: WolfsstundeblankDas arkane österreichische Black Metal-Projekt NAHTRUNAR erzeugt mit “Wolfsstunde” exakt die  unvergleichlich winterliche Atmosphäre, die auf dem Cover zu sehen ist. Geheimnisvoll, dunkel, intensiv – kurz: Nicht von dieser Welt.

THE TEMPLE: Of Solitude TriumphantblankEin Bilderbuch-Epic Doom-Album, mit großartiger Gesangsleistung und gewaltigen Riffs. Trocknet die Tränen, wenn mal wieder die GRIFTEGARD-Phase angebrochen ist.

Jetzt aber genug der ollen Kamellen. Was war 2023 eigentlich alles los? So rein musikalisch?

blankGanz schön viel. Ich traue mich auch gar nicht, zusammenzurechnen, wie viel ich für neues Vinyl ausgegeben habe. Sagen wir so, ich kann nicht behaupten, ein passiver Fan und Sammler gewesen zu sein, oder jemand, der sich nicht für neue Musik interessiert – und somit gab’s auch einige Überraschungen.

Gleich im März spielten sich LAMP OF MURMUUR mit “Saturnian Bloodstorm” ins Herz. Wer braucht da schon ein neues IMMORTAL-Album bei dieser Qualität? Eben. Auch AFSKY, deren drittes Album “Om hundrede år” ein Epos ans nächste reiht, hinterließen bleibenden Eindruck. Ein anderes Kaliber war SLIDHRs maximal brutales drittes Album “White Hart!” und “Therizo” v on TAUBRA, das traditionell ausgerichtete Nebenprojekt von AARAs Berg mit einem starken Gesangsbeitrag von ILHALUNGs R. Auch WOLVES IN THE THRONE ROOM haben mit ihrer EP “Crypt Of Ancestral Knowledge” wieder Boden gut gemacht und das Beste Material seit 2011 parat. Unkonventioneller, aber auch hochklassig präsentierten sich WAYFARER mit ihrem düsteren Wild-West-USBM-Album “American Gothic”, dem es höchstens an der persönlichen Note fehlt. Im EISENWALD gings ebensfalls wieder bunt zu, FLUISTERAARS starteten eine gelungene EP-Serie mit mittelalterlich geprägtem LoFi-Geholze, während am Jahresende der schweizer Doppelpack OPHANIM und KVELGEYST das Black Metal-Genre gehörig aufmischte.

Aber EISENWALD konte 2023 nicht nur Black Metal. Die Solokünstlerin ELLEREVE debütierte mit ihrem tollen Album “Reminiscence” und bewegte sich gekonnt zwischen Post Rock, etwas Doom und Folk und ist damit Europas Antwort auf EMMA RUTH RUNDLE und CHELSEA WOLFE. Die wildeste Frauenpower ließ MARTHE von sich hören, deren SOUTHERN LORD-Einstand “Further In Evil” knackig zwischen Epic Metal, Crust und Black Metal liegt.

Und sonst so? Im Death Metal gab es mit NIGHTMARERs dissonantem Monolith “Deformity Adrift”, PESTIFERs komplexer EP “Defeat Of The Nemesis” und SULPHUR AEONs epischem “Seven Crowns And Seven Seals” ein paar Lichtblicke. VINSTAs “Freiweitn” brachte mich parallel zum exzessivem abfeiern des Jodelns dazu, mal wieder die gesamte OPETH-Diskografie durchzuhören. Im Grindcore präsentierten sich die Veteranen ROTTEN SOUND mit “Apocalypse” so energiegeladen wie lange nicht. FULL OF HELL, deren Album mit PRIMITIVE MAN eher fad war, brachten am Ende des Jahres mit ihrer Kollaboration mit NOTHING noch eine sehr intensive Zusammenarbeit namens “When No Birds Sing” heraus, die beide Bands zumindest ein wenig abseits ihrer Komforzone zeigte. Daraus brechen auch THE AMENTA regelmäßig aus, die mit “Plague Of Locus” eine ganz spezielle Cover-“EP” im Angebot haben und deren Tracklist allein schon begeistert. Hässlich war auch war die Rückkehr von KHANATE mit dem neuen, deutlich ungenießbareren Album “To Be Cruel” – Sludge für Leute, die sich selbst loswerden wollen. Welcome back!

Deutlich eingängiger und mit einem Händchen für packende Songs präsentierten sich  ROYAL THUNDER mit “Rebuilding The Mountain” – inhaltliche Heaviness inklusive. Die gibt’s auch bei dem schottischen Post Rock-Trio HEALTHYLIVING, deren Sängerin Amayo López-Carromero eine der besten Gesangsperformances des Jahres liefert. Und auch SVALBARD überzeugten mit ihrem starken Post Metal-Album “The Weight Of The Mask” und liefern Hits und was für Herz. Apropos Hits: Auch THE MENZINGERS sind zurück. Die Scrantoner Punkrocker haben auf “Some Of It Was True” wieder einige sehr starke Nummern zum Mitsingen stehen. Nicht zu vergessen die rabiaten Hardcore-Punks von FILTH IS ETERNAL: “Find Out” ist weniger brutal als die Vorgänger, geht aber unverschämt gut ins Ohr und in die Beine. Last but not least: Der vom Punk inspirierte Noiserock der Dubliner NAKED LUNGS, die mit “Doomscroll” debütierten, ließ mein Herz als ehemaliger DAUGHTERS-Fan höherschlagen.

Und nun zur unvermeidlichen, völlig subjektiven Top 25:

25. BARONESS: StoneblankNach dem soundtechnisch unhörbaren und musikalisch sehr durchwachsenem “Gold & Grey” hatte ich etwas Angst vor “Stone”, doch BARONESS lassen ihre Songwriting-Magie wieder aufleben und haben ein schön ausbalanciertes Album geschaffen, das eingängige Tracks und Experimente nahtlos verbinden kann. Welcome back!

 

24. ERSHETU: XibalbablankAb in die Unterwelt! Mit ihrem Debüt “Xibalba” schenken ERSHETU ihrem Publikum eine cineastische Reise mit vielseitiger Instrumentierung durch den Totenkult der Mayas. Mehr als nur ein Bonus: Lars Nedland veredelt das Album mit seiner bisher vielleicht besten Gesangsperformance.

 

23. ESBEN AND THE WITCH: Hold SacredblankESBEN AND THE WITCH feiern radikale Reduktion mit “Hold Sacred”: Nach fünf jahren liefert das Trio ein bildschönes Dreampop-Album, mal zart, mal kraftvoll, ganz auf Rachel Davies beschwörende Stimme zugeschnitten.

 

22. SÓL ÁN VARMA: Sól án varmablankEin All-Star-Projekt vom who-is-who der isländischen Black Metal-Szene, speziell für das ROADBURN FESTIVAL geschrieben und uraufgeführt als eiskaltes, leidenschaftliches Doom-Black Metal-Gebräu? Wie könnte das nicht in dieser Liste landen?

 

21. THE LOVECRAFT SEXTET: The Horror CosmicblankVielseitig finsterer Darkjazz, gern elektronisch, oft analog, mit vielen verschiedenen Stimmen, einer Gänsehaut verschaffenden Klarinette und einem tollen Gesamtbild. Ganz klar, “The Horror Cosmic” ist das bisher beste Album des umtriebigen Projekts.

 

20. GODFLESH: PurgeblankSechs Jahre nach “Post Self” klingen GODFLESH so, als wären sie nie weg gewesen – und ganz nach GODFLESH. Klar, ein wenig Innovation wäre schön gewesen, aber “Purge” ist ein packendes und vielschichtiges Spätwerk der Industrial-Legende.

 

19. MOOR: Heavy HeartblankSchön, dass Ercüment von TEPHRA wieder eine Band hat. Der traurige Hintergrund von MOORs Debütalbum, Krankheit und Tod, lädt “Heavy Heart” zusätzlich auf. Eines der besten Post Metal-Alben der vergangenen Jahre.

 

18. LANKUM: False LankumblankDass LANKUM Irish Folk disruptieren ist keine Neuigkeit, die Neuinterpretationen klassischer Songs gehen auf “False Lankum” aber besonders zu Herzen. Heavier als Metal, sogar und vor allem, wenn sie leise sind.

 

17. CONNY OCHS: Wahn und SinnblankCONNY OCHS erfindet sich auf “Wahn und Sinn” bis zu einem gewissen Grad neu: Statt schöne, unprätentiöse Folksongs, gibt es stellenweise Chamber Pop und Avant Pop, die Texte sind sogar deutsch gehalten. Das Schönste daran ist, wie verflucht gut CONNY OCHS dieser neue Stil steht.

 

16. MANBRYNE: Interregnum: O pr​ó​bie wiary i jarzmie zw​ą​tpieniablankDer neue Goldstandard im polnischen Black Metal, inklusive einer mitreißenden Gesangsleistung von S. (BLAZE OF PERDITION) und einem atemberaubenden Artwork. Höchst intensiv!

 

15. END: The Sin Of Human FrailtyblankEND reißen die Höllenpforten auf: Der pechschwarze, tonnenschwere Mix aus Metalcore und Hardcore-Punk funktioniert so gut, weil Bandleader Will Putney genau weiß, was er tut und die Regeln des Genres beherrscht.

 

14. DOWNFALL OF GAIA: Silhouettes Of Disgustblank“Silhouettes Of Disgust” ist, dank gelungener Rückbesinnung auf die Crust-Wurzeln und Rückkehr von Ur-Gitarrist Peter Wolff, das bisher beste Album der an Highlights nicht gerade armen Diskografie von DOWNFALL OF GAIA. So fühlt sich Heimkommen an!

 

13.  ISKANDR: Spiritus SylvestrisblankAbseits vom Black Metal gibt es für Multiinstrumentalist O. noch eine Menge zu erkunden: ISKANDR wandeln mit “Spiritus Sylvestris” auf den Spuren von DEAD CAN DANCE und s, ohne ihre eigene Identität zu verlieren.

 

12. CAROL ANNE MCGOWAN: AerblankDas ist maximal nieschig und kennt mal wieder keiner, aber UNBEDINGT anhören! Das Acapella-Album von CAROL ANNE MCGOWAN ist mal so unheimlich wie der Soundtrack eines Okkulten 70ies Horrorfilms, und mal so opulent wie neoklassische Chöre. Atemberaubend und voll subtiler Schönheit.

 

11. SIGUR RÓS: AttablankNein, SIGUR RÓS haben anno 2023 keinen neuen Bandklassiker geschrieben. “Atta” ist ähnlich leise und ruhig wie “Valtari”. Kein Wunder, da Kjartan Sveinsson nun wieder an Bord ist. Doch “Atta” ist eines der Alben, die man 2023 dringend braucht: Eine Stunde lang die Verzweiflung hinter sich lassen, die diese Zeiten bergen, und einen Hauch Hoffnung spüren. Prädikat: Besonders wertvoll.

 

10. Рожь: ВсёblankAm 2. Januar war bereits klar, dass “Всё” in meinen Top 10 2023 rumlungern würde. Рожь ist ein Geheimtipp, und es ist ein Skandal, dass nicht alle Post Black Metal-Fans dieses Album besitzen. Warum? Würde es ALTAR OF PLAGUES noch geben, sie würden wie Рожь klingen.

 

9. SANGRE DE MUERDAGO: O vento que lambe as miñas feridasblankMit reduzierter Besetzung und Instrumentierung dringen SANGRE DE MUERDAGO zum emotionalen Kern direkter als in der Vergangenheit vor, bleiben aber die verträumten Realisten, die wir lieben. Es mag nicht das beste Album, der Neofolk-Band sein, wirkt aber wie ein wärmendes Licht, das in einem Horrorjahr wie 2023 so dingend gebraucht wird.

 

8. AARA: Triade III – NyxblankAARA hauen ungebremst weiter großartige Alben raus. Das Finale der “Melmoth”-Trilogie ist gleichzeitig der stärkste Teil und gleichauf mit dem jetzt schon legendären “En Ergo Einai”.

 

7. EITRIN: EitrinblankEin Projekt, das aus Mitgliedern von BLUT AUS NORD, THROANE und MÜTTERLEIN besteht, kann gar nicht scheitern. EITRIN haben nebenbei noch eine ganz eigene Energie und punkten mit MÜTTERLEINs exzellenter Gesangsperformance.

 

6. HEXVESSEL: Polar VeilblankWas für ein sagenhafter Gitarrensound und was für ein mutiger Stilbruch – HEXVESSEL brauchen mit “Polar Veil” etwas Anlauf, aber das zum Doom und Black Metal mutierte Album der Finnen spielt sich schnell ins kalte Herz und fasziniert nachhaltig.

 

5. BLUT AUS NORD: Disharmonium – NahabblankLetztes Jahr die Nummer eins, dieses Jahr wegen dem fehlenden Überraschungsmoment ein paar Plätze darunter. Das sollte aber nicht beirren, denn BLUT AUS NORD haben mit “Disharmonium – Nahab” erneut ein zum Fürchten intensives Album aus dem Welten verdauenden Magen Nyarlathoteps geschaffen.

 

4. BELL WITCH: Future’s Shadow Pt. 1: The Clandestine GateblankKaum ein Album hat 2023 eine ähnliche Gravitas wie “Future’s Shadow Pt. 1: The Clandestine Gate”. BELL WITCHs neues Mammutwerk lässt sich Zeit, in der falschen Stimmung vielleicht sogar zu viel Zeit. Die ganz großen, epischen Momente beherrschen BELL WITCH wie kaum eine andere Formation und bringen heben (Funeral) Doom auf ein neues Niveau. Ein tief berührendes Album.

 

3. DØDHEIMSGARD: Black Medium CurrentblankIch bekomme allein schon Gänsehaut, wenn ich an dieses Album denke. Dass “Black Medium Current” verdammt gut werden würde, war vorherzusehen, aber das? DØDHEIMSGARD sind nicht mehr nur weird, sondern auch sehr emotional und vulnerabel und gerade deshalb so gut wie nie zuvor.

 

2. GRIDLINK: Coronet JuniperblankGuten Grind gab es 2023 einigen, aber GRIDLINK sind allen anderen um Längen voraus, weil sie statt nur Lärm zu machen, auch noch emotionale und mitreißende Songs schreiben. Das ist inspirierend und pures Empowerment. Unfassbar energetisch, unfassbar geil.

 

1. DJUNAH: Femina FurensblankGanz klar die Nummer 1 in diesem Jahr. Donna Diane und Jared Kearns klingen wie eine ganze Armee und machen aus Noiserock große Kunst. Großes Emotionskino und dabei brachial wie ein Panzer. Dieses Album sollten alle gehört haben, die nur im Entferntesten Musik mögen.

 

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Hier stehen nur fünf Alben, aber sie tun umso mehr weh, weil ich alle Bands eigentlich sehr mag. Wie dem auch sei, so richtig prall waren 2023 die folgenden, alphabetisch nach Künstlern sortierte Platten leider nicht:

CATTLE DECAPITATION: TerrasiteblankDie Death-Grind-Community mag das anders sehen, aber an das intensive “Death Atlas” können  CATTLE DECAPITATION in keinem Bereich anschließen. Es klingt fast so als hätten sie ihren Ehrgeiz verloren, noch einen Draufzusetzen.

 

KATATONIA: Sky Void Of StarsblankIch hab’s echt versucht, viele Male. Von “Sky Void Of Stars” blieb leider nichts haften und zeigt eine Band, die Dienst nach Vorschrift macht. Nach dem gelungenen “City Burials” eine herbe Enttäuschung.

 

SWANS: The BeggarblankHand aufs Herz, so richtig Zeit und Energie habe ich in “The Beggar” nicht investiert, obwohl ich SWANS sehr liebe. Gepackt hat mich der Erstkontakt ebensowenig wie zu “leaving meaning.” – vielleicht hätte Michael Gira nach “The Glowing Man” wirklich Schluss machen müssen.

 

THE OCEAN: HoloceneblankSorry Florian, aber die Zeit der Annäherung hat bei mir nicht funktioniert. “Holocene” plätschert vor sich hin und öffnet sich auch nicht. Die Ausnahme ist “Unconformities” mit einer göttlichen KARIN PARK. Wären nur alle Songs so geworden, dann hätten wir THE OCEAN in meinen Top 10 getroffen.

 

TIGER LOU: ActsblankDen Song “Runaway” liebe ich wirklich, aber der Rest auf “Acts”, TIGER LOUs erstem Album seit sieben Jahren, ist erschreckend gesichtslos. Wo ist die Leidenschaft?

 

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Analog zum 2022: Wenig Konzerte, dafür ausgesuchte. Heuer war sogar ein kleines Festival dabei, auf dem VOID gings entspannt und familiär zu. Trotzdem bin ich mit meinem Konzerthighlight 2023 sehr Mainstreamig unterwegs.

3. ROLO TOMASSI und HOLY FAWN, 11.02.2023, Feierwerk München

Nach meinem ersten Kinderfasching ein tolles Konzert, um mich wieder einzunorden. Bis heute Frage ich mich, wer besser war, ROLO TOMASSI oder HOLY FAWN. Ich bin mir noch immer nicht sicher. Egal: Das waren zwei sehr berührende und gleichzeitig wuchtige Auftritte. Die höllischen  Ohrwümer vom Nachmittag waren dann auch vergessen.

2. MISTHYRMING und DARVAZA, 04.12.2024, Backstage München.

Ich habe 80 Minuten nach einem gottverdammten Parkplatz in der am schlechtesten Schneegeräumten Stadt der Welt gesucht, die beiden Supportbands verpasst und extrem schlechte Laune. Aber hey, genau dafür ist doch diese Form von Black Metal da, richtig?

1. IRON MAIDEN, 31.07.2023, Olympiahalle München

Mein erstes Mal. Ich liebe Maiden seit ich 13 oder 14 bin, 27 Jahre später habe ich sie endlich live gesehen. Fulminante Show, exzellente Setlist und noch Tage später davon gezehrt.

 

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blankIch habe ein Midlifecrisisprojekt, etwas aus meiner Bucketlist: It’s all about drums, baby! Die Lernkurve ist derzeit noch steil, trotzdem ist es besonders herausfordernd, Sechzehnteln auf der Bass Drum zu spielen, wenn zuvor sicke Drummer wie Jamie St. Merat oder Nick Yacyshyn auf dem Plattenteller lagen. So oder so, ein bisschen Doom und Crust geht schon.

 

Und: Endlich wieder ein Termin bei Alexander Knierer, dem Mann meines Vertrauens, wenn es um einen zünftigen Inkday geht. Hoffentlich vergehen bis zum nächsten Termin nicht wieder drei Jahre.

 

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“MAMMAL” ist immer noch nicht fertig, aber immerhin lektoriert. Die letzte Überarbeitungsstufe fühlt sich so an, als wolle sie nie enden, als hätte ich Adiletten an und wollte auf den Mount Everest steigen. Mein auf kurzfristige Belohnung gepoltes Gehirn hat lieber Reviews und die Erstfassung des “MAMMAL”-Nachfolgers namens “WRONGDOERS” geschrieben. Mein Anti-Ich reibt sich genüsslich die Hände. Herzlichen Dank auch. Zwei Romane überarbeiten? Kein Ding. Ja, ich glaube mein Anti-Ich sieht mich gern scheitern.

Noch ein paar Sätze zu einem Thema, das mich 2023 natürlich auch nicht kalt gelassen hat: So richtig überrascht es im Nachgang nicht, dass sich der Frontmann einer großen, deutschen Rockband als lüsterner Creep herausstellt. Aber klar, juristisch ist er einwandfrei. Am haarsträubendsten sind Teile der Fanbase dieser Band, die, wenn sie schon nichts von guter Musik verstehen, immerhin fit in Sachen Victimblaming sind. Dass es so ein “Ihr-könnt-mir-alle-nichts”-Verhalten nicht erst seit dem wiedererstarken von autokratischen und populistischen Politikern gibt – schon klar. Dennoch ist mein Empfinden schon so, dass Menschen mit Narzissmusstörung im Jahr 2023 ein noch größeres Selbstbewusstsein entwickelten und mit stolz geschwellter Brust ihre Siege einfahren. Siehe auch Hubert “Das ist mir nicht erinnerlich” Aiwanger. Der hat übrigens auch eine menschlich eher schwierige Fanbase. Surprise, surprise.

 

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Natürlich die Top 5 der schönsten Cover! (Jaja, die Alben stehen auch alle in meiner Top 10 – aber ich steh’ halt auf das Gesamtpaket, OK?!)

5. DJUNAH: Femina FurensblankDas Albumkonzept in einem Bild perfekt eingefangen.

 

4. BLUT AUS NORD: Disharmonium – NahabblankMan meint, sie kämen jeden Moment aus dem Cover gekrochen.

 

3. SANGRE DE MUERDAGO: O vento que lambe as miñas feridasblankDie warmen Farben, die harmonischen Formen und die märchenhafte Darstellung: Rundum gelungen.

 

2. BELL WITCH: Future’s Shadow Pt. 1: The Clandestine GateblankEin Wimmelbild von biblischer Schwere. Hieronymus Bosch hätte sich Jordi Diaz Alamàs Cover vermutlich gerahmt und an die Wand gehängt.

 

1. HEXVESSEL: Polar VeilblankMärchenhaft schön von Sperber Illustrationen geschaffen. Nostalgisch und keine Spur von Kitsch. Mit großem Abstand das Albumcover des Jahres.

 

Einschlafbegleitung mit Kindern – dank zahlloser Podcasts (manchmal) ein Klacks! Hier die Top 5 der Podcasts 2023:

5. Seelenfänger

Ein Team junger Journalisten vom BR beleuchtet die Machenschaften kranker Sekten. Staffel 1 handelt vom Anastasia-Kult, Staffel 2 von der katholischen integrierten Gemeinde und Staffel 3 (2023) behandelt “Das System Shincheonji”.

4. Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord?

War das noch 2022 oder schon 2023? Egal. Die meisten Metaller haben den Namen Rainer Winkler vermutlich schon mal gehört und mitbekommen, dass es sich dabei um den größten Fall von Cybermobbing in der Geschichte der BRD handelt. Wer nicht drin ist im Drachengame, hört die unglaublich spannende, exzellent recherchierte Story von Kherau Behroz vermutlich in einem Rutsch durch.

3. Bossettis Woche

Wortgewandt und mit klarem Blick sprechen Satirikerin Sarah Bossetti und ihre Gäste über das Zeitgeschehen.

2. Haschimitenfürst: Der Bobcast.

Die schönste Realitätsflucht, wenn die Welt mal wieder unerträglich ist. Nostalgie, Wohlfühlatmosphäre und jede Menge Witz mit Andreas Fröhlich und Kai Schwind.

1. Traumstation

Seit Jahren die unbestrittene Nummer 1! Ein extrem sympathisches Team aus Zürcher Psychoanalytikern und Psychiatern deutet in ihrer Freizeit eingesandte Träume.

Die Glotze bleibt aus! Die besten Bücher 2023:

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3. Bov Bjerg: Der Vorweiner

Gallige Climate Fiction-Satire über Resteuropäer, die verlernt haben zu trauern und sich von Klimaflüchtlingen, z.B. aus den Niederlanden dabei helfen lassen.

2. Alex Schulman: Endstation Malma

Drei Zugfahrten nach Malma ohne die Chance auf Erlösung: Alex Schulman begleitet mit viel Empathie seine Figuren über 5 Jahrzehnte hinweg.

1. Jón Kalman Stefansson: Dein Fortsein ist Finsternis

Ein Mann ohne Gedächtnis erwacht in den dünnbesiedelten isländischen Westfjorden und lernt die Geschichten der Bewohner kennen. Jón Kalman Stefansson liebt seine Charaktere und deren Eigenarten, begleitet sie durch Freud und Leid und verknüpft ihre Lebenslinien kraftvoll und virtuos. Ein Roman, so wunderbar, dass er niemals enden dürfte.

Zum Abschluss noch eine Entschuldigung. Der Wille war da, die Zeit leider nicht. Über diese Alben hätte ich 2023 gerne etwas geschrieben:

CAROL ANNE MCGOWAN: Aer

DANIEL O’SULLIVAN: Rosarium

ESBEN AND THE WITCH: Hold Sacred

FULL OF HELL / NOTHING: When No Birds Sang

LANKUM: False Lankum

NAKED LUNGS: Doomscroll

SIGUR RÓS: Atta

SÓL ÁN VARMA: Sól án varma

SULPHUR AEON: Seven Crowns And Seven Seals

Also dann, Pfiatdi, 2023.

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