blank

END: The Sin Of Human Frailty

Ab in die Hölle: END bieten auf „The Sin Of Human Frailty“ keinen Ablass für die Menschheit. Brutaler und erbarmungsloser geht metallischer Hardcore nicht.

Bitterkeit und kein Ende. Der Verfasser spürt sie häufig in sich wachsen und es ist unglaublich wertvoll, ein Ventil zu haben, wenn die Bitterkeit wieder einmal Überhand nimmt. Da kommt diese Formation gerade zur richtigen Zeit: END passen gut zum Lebensgefühl der 2020er, denn „The Sin Of Human Frailty“ ist das Hardcore-Gegenstück zum nihilistischen Black Metal. Die US-Band fährt eine ganz andere Qualität in Sachen Intensität und Brutalität auf, als das Genre üblicherweise hören lässt.

Gitarrist, Produzent und Initiator Will Putney (FIT FOR AN AUTOPSY) zeigt hier mehr als nur seine Liebe zum metallischen Hardcore, das Songwriting ist trotz der klassischen Riffs viel zu gewitzt, die Performance ist durchzogen von Leidenschaft, das Genre ist viel zu eng für END. Kurz, END sind eine brandgefährliche, bis an die Zähne bewaffnete Band, die sowohl ungefilterte Wut als auch intelligente Songs bietet. In einer halben Stunde sprengt „The Sin Of Human Frailty“ die eigene Szene und wildert in weiten Bereichen brutaler Musik. Dabei schaffen END das Kunststück, dass „The Sin Of Human Frailty“ wie aus einem Guss klingt und auch trotz einzelner Experimente stets das Aggressionslevel in schwindelerregenden Höhen hält.

Diversität und Intensität: END fokussieren sich auf „The Sin Of Human Frailty“ auf Aggression statt auf die Genrezugehörigkeit.

Die Diversität von „The Sin Of Human Frailty“ ist bemerkenswert. Im Grunde ihres Herzens sind sie eine metallische Hardcore-Band vom Schlage HARMS WAY, aber bei Weitem weniger stumpf. Elektronische Elemente, Grind und CONVERGE-Chaos („Embodiment Of Grief“) erweitern die stilistische Palette von END erheblich. Ein Song wie „Thaw“ wird durch die Samples noch gefährlicher, die Breakdowns wirken, weil sie nicht ausgereizt werden, umso brutaler. In Sachen Performance befinden sich END dabei am äußersten Punkt der Intensitätsskala, wie der irrwitzige Breakdown am Ende von „Leper“ illustriert. „Worthless Is The Lamb“ überquert mehr als nur einmal die Grenze zum Grind und „Hollow Urn“ baut mit Loops, Drones und elektronischen Beats eine Menge Spannung auf.

Sänger Brendan Murphy (COUNTERPARTS) brüllt vergleichsweise eintönig, aber derart inbrünstig und übersteuert, dass die Hörer:innen Angst um ihr Leben bekämen, stünden sie ihm gegenüber. Das Drumming von Matt Gugliemo (THE ACACIA STRAIN) ist überraschend komplex, vor allem im Hinblick auf seine Hauptband – schwere Grooves beherrscht er mit traumwandlerischer Sicherheit, aber auch komplexe und chaotische Figuren funktionieren. Mit Dylan Walker (FULL OF HELL) und J.R. Hayes (PIG DESTROYER) sind zwei prominente Gastsänger zu hören, die ihr Charisma den Songs schenken, ohne zu sich sehr in den Vordergrund zu drängen. HERIOTs Debbie Gough liefert allerdings die beste und krasseste Gastperformance, einmal mit düsterem Klargesang, einmal mit äußerst fiesem Geschrei und macht „Thaw“ zum besten der zehn Tracks.

END schaffen den Spagat aus Eingängigkeit und Experimentierfreudigkeit: „The Sin Of Human Frailty“ wird so zu einem ganzheitlichen Album.

Auf gewisse Art und Weise ist „The Sin Of Human Frailty“ ein eingängiges Album, da die Songs auf den Punkt geschrieben und gespielt sind und selbst in den chaotischen Momenten eine klare Linie erkennbar ist. Dieses Niveau ist den meisten anderen Bands im Genre deutlich überlegen. Ob „The Sin Of Human Frailty“ nun besser ist als das deutlich grindigere und straightere „Splinters From An Ever-Changing Face“ wird die Zeit zeigen, das Niveau des Debüts hält dieses Zweitwerk aber locker. „The Sin Of Human Frailty“ wirkt nicht wie eine beliebige Sammlung von Songs, die irgendein Nebenprojekt ausgeschissen hat, es ist immens kraftvoll und für die Verhältnisse des Genres überdurchschnittlich kreativ. END sprengen die Grenzen des Hardcore und erschaffen ein bitteres Album, das den Finger in die Wunde legt. Soll die Menschheit doch zum Teufel gehen – „The Sin Of Human Frailty“ reißt schon mal die Höllentore auf.

Wertung: 8,5 von 10 Weltgerichte

VÖ: 27. Oktober 2023

Spielzeit: 30:12

Line-Up:
Brendan Murphy – Vocals
Will Putney – Guitar
Greg Thomas – Guitar
Jay Pepito – Bass
Matt Guglielmo – Drums

J.R. Hayes (PIG DESTROYER) – Additional Vocals on „Twice Devoured Kill“
Dylan Walker FULL OF HELL) – additional Vocals on „Worthless Is The Lamb“
Debbie Gough (HERIOT) – Additional Vocals on „Thaw“

Label: Closed Casket Activities

END „The Sin Of Human Frailty“ Tracklist

1. A Predator Yourself
2. Gaping Wounds Of Earth (Official Video bei Youtube)
3. The Sin Of Human Frailty (Official Video bei Youtube)
4. Thaw (Official Video bei Youtube)
5. Embodiment Of Grief
6. Twice Devoured Kill
7. Worthless Is The Lamb
8. Hollow Urn
9. Infest
10. Leper

Mehr im Netz:

https://www.yourfuckingend.com/
https://yourfuckingend.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/listentoend
https://www.instagram.com/yourfuckingend

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner