blank

THE AMENTA: Plague Of Locus [EP]

Wenn Covers, dann so: THE AMENTA zerlegen auf „Plague Of Locus“ ihre musikalischen Einflüsse und erschaffen daraus eine monströse EP.

Die Frage, wann ein Coversong richtig gut ist, wird ebenso individuell beantwortet wie die generelle Geschmacksfrage. Der Verfasser bevorzugt nicht das möglichst getreu nachgespielte Lied, eher die völlige, gern auch zur Unkenntlichkeit verstümmelte Neuinterpretation. Als Tribut und als Quell kreativer Kraft, Rückbesinnung auf Werte, als Leitfaden. THE AMENTA hatten auf ihrem vergangenen Album „Revelator“ sehr unkonventionelle, brutale Songs stehen, und so verwundert es nicht, dass „Plague Of Locus“ von der Songauswahl bis zur Ausführung sehr spannend ist.

Egal ob unmetallische Songs oder Metalklassiker aus Australien, THE AMENTA annektieren auf „Plague Of Locus“ die Vorlagen und überführen sie ins Banduniversum.

„Plague Of Locus“ kann grob in zwei Blöcke unterteilt werden: Einflüsse jenseits des extremen Metals und Neuinterpretationen von Songs australischer Underground-Bands. Und egal in welchem Bereich, THE AMENTA machen ihre Sache beinahe streberhaft gut. Zumeist jedenfalls. Der schwerste Aufgabe stellt sich die australische Band gleich zu Beginn: Das theatralische „Sono L’Anticristo“ von DIAMANDA GALAS, wird zu einem brutalen Song zwischen Death und Black Metal, schafft es aber auch nicht die kranke, impulsive Atmosphäre des Originals wiederzugeben. Dennoch: THE AMENTA machen daraus etwas, das nach ihnen selbst klingt und sorgen für offene Münder.

Weiter geht es mit dem bunten Treiben: Nach dem Hit „Sere Money“ von „Revelator“ ist es keine Überraschung, dass KILLING JOKEs Hit „Asteroid“ einfach hervorragend klingt – als hätten die Engländer dieses infektiös groovende Monstrum geradezu für THE AMENTA geschrieben. Apropos Hitalarm: „Angry Chair“ von ALICE IN CHAINS verliert in THE AMENTAs Version diesen Status und wird zu einem dynamischen, düster-dissonanten Sludge-Track, der die Daumenschrauben anzieht. Mit WOLF EYES‘ „A Million Years“ ist ein weiterer scheinbar genrefremder Song zu hören. Bei dem verstörenden Dark Ambient-Noise-Stück dürfte sich vor allem Keyboarder Timothy Pope ausgetobt haben – es funktioniert hervorragend in der Mitte der vierzigminütigen EP. Das abschließende MY DYING BRIDE-Cover „Black God“, das zu einem kalten Industrial-Song umgebaut wird, ist ein weiterer Gänsehautmoment, fängt mit bizarrer Atmosphäre die Tragik des Originals ein.

Kreativ und mutig: THE AMENTA spielen auf „Plague Of Locus“ mit ihren Vorlagen, statt sie plump nachzuspielen.

Etwas weniger aufregend sind „Crystal Lakes“ von LORD KAOS und „Totem“ von NAZXUL, wobei es schon spannend ist, THE AMENTA zu hören, die EMPEROResken Symphonic, beziehungsweise rohen Black Metal spielen. HALOs „Rise“, der dritte Song der Australien-Runde, passt dann wieder exzellent zu THE AMENTA: Ein GODFLESH-artiger, hypnotischer Industrial-Doom-Song, dem das Quintett seine eigene Identität verleiht. Neben den Covers ist mit dem Titelsong ein neuer Song zu hören, der sich gut zwischen den anderen Stücken macht. Mit einer völlig eigenen Energie ist „Plague Of Locus“ brutaler als die Songs von „Revelator“, gerade durch die dissonanten Gitarren und kalten Blast Beats, lässt aber erkennen, dass einzelne Zutaten von den zuvor gecoverten Stücken hiereinfließen.

„Plague Of Locus“ ist weit mehr als nur eine kleine Cover-EP, THE AMENTA arbeiten hier sorgsam die Songs aus und befinden sich auch mal abseits ihrer Komfortzonen. Keine Coverversion ist ein Ausfall, auch wenn nicht jede Vorlage übertroffen werden kann. Timothy Pope und Erik Miehs geben an ihren Instrumenten, aber auch als „Songplaner“ alles, Drummer David Haleys Performance ist sowieso blitzsauber und Sänger Cain Cressall schreit, als ob es um sein Leben ginge. Wie, ja, liebevoll THE AMENTA die Vorlagen disruptieren und sich zu eigen machen, das sollte Schule machen. „Plague Of Locus“ macht Lust darauf, die Originale zu hören, funktioniert aber auch im kranken Universum der Band vorzüglich. So sollte ein kreatives, mutiges Coveralbum sein – unbedingt anhören!

VÖ: 27. Oktober 2023

Spielzeit: 41:33

Line-Up:
Cain Cressall – Vocals
Erik Miehs – Guitars
Timothy Pope – Samples, Keyboards
Dan Quinlan – Bass
David Haley – Drums

Label: Debemur Morti Productions

THE AMENTA „Plague Of Locus“ Tracklist:

1. Intro
2. Sono l’Anticristo (DIAMANDA GALAS-Cover)
3. Asteroid (KILLING JOKE-Cover) (Official Audio bei Youtube)
4. Angry Chair (ALICE IN CHAINS-Cover) (Official Audio bei Youtube)
5. Plague Of Locus (Official Video bei Youtube)
6. A Million Years (WOLF EYES-Cover)
7. Crystal Lakes (LORD KAOS-Cover)
8. Rise (HALO-Cover)
9. Totem (NAZXUL-Cover)
10. Black God (MY DYING BRIDE-Cover)

Mehr im Netz:

https://theamenta1.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/theamenta/
https://twitter.com/TheAmenta
https://www.instagram.com/the_amenta/

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner