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LAMP OF MURMUUR: Saturnian Bloodstorm

LAMP OF MURMUUR sind auf dem Weg, mehr als nur eine Untergrundobskurität zu sein: „Saturnian Bloodstorm“ ist ein schrulliges Black Metal-Album, das dank seiner Riffs großen Spaß macht.

Profiteure von der Pandemie waren sicherlich die Introvertierten allerorten, die sich endlich ohne schlechtes Gewissen zu Hause vergraben konnten. Und diejenigen unter ihnen, die auch noch musikalisch ein wenig bewandert und mit einem Hang zum Morbiden gesegnet sind, konnten hemmungslos ihrem LoFi-Black Metal frönen und dank des Bandcamp-Booms diesen unter die Leute bringen. TRHÄ ist eine der sonderbarsten Bands, die dieser Zeit entsprungen sind, und fast hätte ich die fast ebenso hoch gehandelten LAMP OF MURMUUR in dieselbe Ecke gestellt, doch „Saturnian Bloodstorm“, Album Nummer drei des Kaliforniers, belehrt schnell eines besseren – und zeigt, dass so manche Hypes ihre Berechtigung haben.

Eine Warnung an die Hipster-Puristen: Mit „Saturnian Bloodstorm“ zeigen LAMP OF MURMUUR eine Weiterentwicklung auf allen Ebenen

Bei unbedarftem Hören möchte glauben, „Saturnian Bloodstorm“ sei ein IMMORTAL-Album, das bisher verschollen war. Es ist mitunter unglaublich, wie sehr die Riffs in diesen Songs nach Alben wie „At The Heart Of Winter“ klingen. Eiskalt und messerscharf führen die Gitarren durch die Kompositionen, und sind dabei fokussierter und brutaler als in der Vergangenheit. LAMP OF MURMUUR verzichten auf ihrem dritten Album fast komplett auf alles, was nicht ins anachronistische Bild passt. Stattdessen ist „Saturnian Bloodstorm“ ein fast schon klassisches Black Metal-Album mit durchgehend sinistrer Atmosphäre und einer Menge erhabener Momente. Dazu gehören außerdem gar nicht mal so üppig eingesetzte Keyboards mit dem Charme der Neunziger und zwischendurch melodiöse Leadgitarren.

LAMP OF MURMUUR besitzt ein wirklich gutes Händchen für Songwriting. Wie schon auf seinen früheren Alben zeigt er, wie charismatische Riffs und gut durchdachte Arrangements zusammenpassen, sodass „Saturnian Bloodstorm“ kurzweilig wirkt und immer wieder in Versuchung führt, episch die Faust in die Höhe zu strecken, selbst wenn man in der U-Bahn sitzt. Vom beginnenden „Conqueror Beneath The Frenzied Fog“ hin zum abschließenden Titelsong, lockert das Album seinen eiskalten Griff nicht, auch wenn die Qualität leicht schwanken kann und sich in „Seal Of The Dominator“ auch Längen einschleichen. Immerhin: Mit „In Communion With The Winterdemon“ ist vielleicht LAMP OF MURMUURs Song für die Ewigkeit – die perfekte Hommage an das frostige Norwegen der Neunziger.

LAMP OF MURMUUR treten den Beweis an, dass manche Hypes durchaus ihre Berechtigung haben – obwohl oder gerade weil „Saturnian Bloodstorm“ vergleichsweise professionell geraten ist

„Saturnian Bloodstorm“ mag die Hipster-Puristen vielleicht verärgern, weil es vergleichsweise professionell ist, aber es zeigt vor allem ein obskures Projekt auf dem Weg, mehr zu sein, als nur eine Merkwürdigkeit aus dem Underground. Und bei längerer Beschäftigung löst sich die Musik auch ein wenig von den Vorbildern. Die kruden Synthesizer, der undergroundige Drumcomputer in Verbindung mit der gesteigerten Aggression, lassen aus „Saturnian Bloodstorm“ ein schrulliges, kurzweiliges Album werden. Perfekt ist dieses Album nicht, aber das würde auch nicht passen – und gerade deshalb, ist „Saturnian Bloodstorm“ letzten Endes so gut. Mit einer fiesen, auf die kratzig-klirrenden Gitarren zugeschnittenen Produktion und einem Artwork von Karmazid, ist LAMP OF MURMUUR ein Album gelungen, das – ich hätte es ehrlich gesagt nicht erwartet – ziemlich Spaß macht.

Wertung: 4 von 6 Kaffeefahrten nach Blashyrk

VÖ: 26. März 2023

Spielzeit: 40:01

Line-Up:
M. – Instruments, additional Programming, Mixing, Mastering

Labels: Argento Records / Not Kvlt

LAMP OF MURMUUR „Saturnian Bloodstorm“ Tracklist:

1. Conqueror Beneath The Frenzied Fog (Official Audio bei Youtube)
2. Hyms Of Death, Rays Of Might
3. Seal Of The Dominator (Official Audio bei Youtube)
4. Descending From The Aurora
5. In Communion With The Wintermoon
6. Saturnian Bloodstorm

Mehr im Netz:

https://lampofmurmuur.bandcamp.com/

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