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SLIDHR: White Hart!

Gift und Galle: SLIDHRs Black Metal ist auch auf dem dritten Album „White Hart!“ bitter, boshaft und brutal.

Das Gefühl der Wut und der Ohnmacht, wer kennt es nicht? Wohin mit der Energie, die, sofern sie sich im Körper aufstaut, gar krank machen kann? J. Deegan schreibt, wie viele andere auch, Songs. Doch seine Band SLIDHR klingt schon besonders boshaft, selbst für Black Metal-Verhältnisse. Gift und Galle spuckt er auf „White Hart!“, dem dritten Album der Formation, er verflucht Zivilisationen und beschwört archetypische Geister, um Vergeltung zu üben. Der mythologische Weiße Hirsch als Reittier Cernunnos‘ in einer besonders garstigen Reinkarnation? Aber definitiv.

Brutalität, Pathos und Tragik: SLIDHR klingen auf „White Hart!“ dem überbordenden Furor zum Trotz sehr irisch

Natürlich, es überwiegt die Wut auf „White Hart!“, doch klingen SLIDHR unüberhörbar irisch. Neben der stürmischen Brutalität finden sich auch ein Hauch Pathos und eine gewisse Tragik in den acht Songs von „White Hart!“. Es ist spürbar, dass für J. Deegan die Prämisse „alles oder nichts“ gilt, SLIDHR gehen keine Kompromisse ein. Das heißt aber nicht, dass nicht auch wie in „Trench Offering“ Akustikgitarren vorkommen dürfen, oder dass zwischendurch atmosphärische Synthesizer zu hören sind.

Von seiner leidenschaftlichen Wut lässt sich J. Deegan aber nicht übermannen. Er bleibt aber ein souveräner Songwriter mit einem Händchen für Riffs, die vielleicht nicht besonders originell und raffiniert sind, dafür aber umso prägnanter, kälter und wirkungsvoller. Besonders gut sind SLIDHR im rasanten Titelsong, der zum Mitbrüllen einlädt, im episch-melodischen „Wall Of The Reptile“, bei „What The Gauntlet Bestows“, das alle Facetten der Band exzellent vereint und „Sacred Defiance“ mit seinem geisterhaften Mittelteil, der an REBIRTH OF NEFAST denken lässt.

„White Hart!“ reißt mit, obwohl SLIDHR noch nicht gänzlich in der Königsklasse zu finden sind.

SLIDHR sind allerdings noch nicht in der Königsklasse angelangt. Die Dreiviertelstunde hat mit der ein oder anderen Länge zu kämpfen, gerade im schleppenden „The Bloodied Tongue“, das etwas mehr Abwechslung vertragen hätte. Auch der etwas künstliche Kickdrum-Sound stört gerade in den manischen Blast Beats ein wenig. Das wird allerdings durch den voluminösen Gitarrensound und die unglaublich boshaften Vocals wieder wettgemacht.

SLIDHR ist mit „White Hart!“ ein wirklich gutes, insgesamt sehr mitreißendes Album gelungen. Das irisch-isländisch-deutsche Trio transportiert Wut und Bitterkeit sehr authentisch und mit voller Leidenschaft. J. Deegans Songwriting ist abwechslungsreich und meistens packend, mit Eintönigkeit hat „White Hart!“ Glücklicherweise nur selten zu kämpfen. Dass das dritte Album der irischen Band hinter anderen wütenden Genre-Acts wie MISþYRMING ansteht, liegt daran, dass SLIDHR kein Fundament als Liveband haben, das auch auf die Platte einzieht – dabei schreien diese Songs eigentlich danach, auf die Bühnen der Welt gebracht zu werden. Sei es drum: „White Hart!“ Ist ein intensives, brutales Black Metal-Album für die Momente im Leben, in denen ein Ventil dringend benötigt wird.

Wertung: 8 von 10 Brunftschreie

VÖ: 13. Oktober 2023

Spielzeit: 44:49

Line-Up:
J. Deegan – Vocals, Guitar
S. Dietz – Bass, Vocals
B. Einarsson – Drums

Label: Debemur Morti Productions

SLIDHR „White Hart!“ Tracklist

1. The Temple Armoury
2. White Hart! (Official Audio bei Youtube)
3. Sacred Defiance
4. Trench Offering
5. What The Gauntlet Bestows (Official Audio bei Youtube)
6. The Bloodied Tongue
7. Wall Of The Reptile
8. Hate’s Noose Tightens

Mehr im Netz:

https://slidhr.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/slidhr

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