2020 war ein verdammt vielseitiges Musikjahr, die eigenen Favoriten zu küren fällt dementsprechend schwer. Es spricht für die Qualität der Veröffentlichungen, wenn es sogar etablierte Acts wie INTRONAUT, TRIVIUM, KATATONIA, SYLOSIS, SEPULTURA, NAGLFAR oder THE BLACK DAHLIA MURDER nicht in meine finale Endauswahl geschafft haben. Manchmal lässt sich das für mich leicht begründen – „Verminous“ der Letzteren etwa reicht bei aller Klasse nicht ganz an den Vorgänger „Nightbringers“ (2017) heran. NAGLFARs „Cerecloth“ wiederum enttäuschte produktionstechnisch und ließ dann doch die ganz großen Momente vermissen. Oftmals war es in letzter Konsequenz aber das Bauchgefühl, das entscheiden musste, warum es weder MOUNTAINEER mit „Bloodletting“ noch UADA mit „Djinn“ in die Topliste geschafft haben. Ausgeklammert habe ich dieses Jahr explizit EPs, weshalb ich an dieser Stelle eine Scheibe gesondert hervorheben möchte.
Die beste EP 2020
SOILWORK: A Whisp Of The Atlantic
Mit 36 Minuten Spielzeit könnten die fünf Tracks eigentlich auch als Album durchgehen. SOILWORK vollziehen mit dem ausladenden Titelstück die endgültige Wandlung zur Progressive-Band, lassen im Folgenden aber auch ihre Melodic Death Metal-Wurzeln nicht zu kurz kommen. Die musikalische Bandbreite der Schweden war wohl nie größer, und dass die Kompositionen trotz der beständigen Outputs von Sänger Björn Strid und Gitarrist David Andersson über das Jahr hinweg stets in Schwarze getroffen haben, unterstreicht die Qualität dieses späten Jahreshighlights.
Die 17 besten Alben 2020
Angesichts der wahren Flut an hochklassigen Alben musste auch meine persönliche Topliste etwas wachsen. Statt der besten zehn oder 15 sind es also nun 17 geworden, wobei die Reihenfolge jenseits der Top 5 bis Redaktionsschluss – und wahrscheinlich darüber hinaus – alles andere als in Stein gemeißelt war.
17. AUGUST BURNS RED: Guardians
Ich muss zugeben, AUGUST BURNS RED waren im Metalcore nie so ganz mein Ding. So richtig erreicht hat mich die Musik der US-Amerikaner nie. Umso überraschender traf mich die schier unbändige Energie von „Guardians“ im Frühjahr. Das Quintett spielt darauf einerseits reinrassigen Metalcore durch und durch, gestaltet die Platte dabei aber so abwechslungsreich, dass es eine wahre Freude ist. Das Genre hatte 2020 musikalisch viele Höhepunkte – „Guardians“ war einer davon.
16. BLEED FROM WITHIN: Fracture
Die Riffs hatten BLEED FROM WITHIN schon immer. Auf „Fracture“ kommt jetzt noch der Killerinstinkt dazu. Mit harten Bandagen, viel Variation und nicht zuletzt dem hier fantastischen Scott Kennedy am Mikro ist den Briten quasi das moderne Proto-Metalcore-Album gelungen. Auch hier bekommen wir eher Evolution statt Revolution, dafür ist „Fracture“ in seinen stärksten Momenten auf Augenhöhe mit der Genre-Elite und ansonsten ohne Schwäche.
15. POSTHUMANBIGBANG: Jungle Eyes
Post Metal, Post Rock, Prog – “Jungle Eyes” ist irgendwie alles. In erster Linie ist es aber großartige Musik, die POSTHUMANBIGBANG hier über eine Stunde lang zelebrieren. Trotz seines roten Fadens wird das Album zu keiner Zeit berechenbar, ständig überraschen uns neue Ideen und unerwartete Wendungen. Die Referenzen, die wir aufzählen könnten, sind mannigfaltig und doch bringen POSTHUMANBIGBANG am Ende alles unter einen Hut, der eben sein eigenes Label trägt. „Jungle Eyes“ ist große Kunst und für mich eine der größten Überraschungen des Jahres.
14. PARADISE LOST: Obsidian
Obwohl ich es mir immer vorgenommen hatte, war ich all die Jahre nie wirklich dazugekommen, in die PARADISE LOST-Diskografie einzutauchen. Mit viel freier Zeit zur Verfügung war „Obsidian“ im Frühjahr endlich der Anlass, den ich gebraucht hatte. Die dunkel-melancholische Mischung aus Gothic, Doom und Death ist ungemein atmosphärisch und gibt mir genau das, was ich bei den leicht stagnierenden KATATONIA in den vergangenen Jahren vermisst habe. Vielleicht hätte das auf Albumlänge etwas gleichförmige „Obsidian“ etwas straffer sein können, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
13. HEAVEN SHALL BURN: Of Truth & Sacrifice
Ein Teil von mir hatte HEAVEN SHALL BURN ja irgendwie schon abgeschrieben. „Wanderer“ (2016) brauchte lange Zeit, um zu zünden, und live schien Sänger Marcus Bischoff auch die besten Tage hinter sich zu haben. Dass die Thüringer mit „Of Truth & Sacrifice“ dann aber nicht nur ein Doppel-Album, sondern mitunter auch die kreativsten Songs ihrer Karriere vorgelegt haben, hat mich umgehend eines Besseren belehrt. Es gibt Hits, es gibt Experimente und nicht zuletzt ein hohes Maß an Abwechslung – HEAVEN SHALL BURN waren schon lange nicht mehr so stark wie 2020. Warum „Of Truth & Sacrifice“ dann nicht weiter oben steht? Weil ein Destillat dieser Doppel-CD vermutlich ein absolutes Killeralbum voller Höhepunkte geworden wäre.
12. NEAERA: Neaera
Hätte ich NEAERA nicht bereits letztes Jahr mit der Single „Torchbearer“ das beste Comeback attestiert, wären die Münsteraner mit ihrem selbstbetitelten Album nun erneut an der Reihe. „Neaera“ macht die siebenjährige Durststrecke vergessen, indem es fast nahtlos an die Glanzzeiten der Band anknüpft. NEAERA haben nichts verlernt: Die zehn Tracks plus Intro sind quasi die Quintessenz des ureigenen Sounds, wobei vielleicht die schwarzmetallischen Anleihen anno 2020 etwas stärkere Gewichtung finden. Vielleicht könnte „Neaera“ hier und da aus seinem homogenen Charakter ausbrechen, ansonsten ist die Platte aber ein wahnsinnig starkes Comeback einer Band, die ich schmerzlich vermisst hatte.
11. DÉCEMBRE NOIR: The Renaissance Of Hope
Es steht und fällt alles mit der Leadgitarre. Eigentlich ist das musikalische Konzept, das DÉCEMBRE NOIR hier verfolgen, recht schnell erzählt. Der Doom Death Metal ist vergleichsweise geradlinig und setzt in erster Linie auf Atmosphäre. Der rote Faden, der uns führt, kommt meist in Form recht klarer Melodiebögen, die aber nicht selten absolut vereinnahmend sind. Unsicher war ich etwas über den Langzeiteffekt von „The Renaissance Of Hope“, aber auch nach vielen Wochen holen mich die Songs noch ab in eine bedrückende Welt zwischen Realität und Hoffnung. Stark!
10. BURY TOMORROW: Cannibal
Eigentlich ist “Cannibal” auf dem Papier ja eine klitzekleine Enttäuschung. Statt hörbarer Entwicklung kochen BURY TOMORROW mit haargenau den gleichen Zutaten wie auf dem grandiosen Vorgänger „Black Flame“ (2018). Den Makel kann das Album zwar selbst nach einem halben Jahr nicht ganz abschütteln, das Material ist aber schlicht so stark, dass es auch viele, viele Durchläufe später noch keine Abnutzungserscheinungen zeigt. Insofern kann ich mir von den Briten noch so sehr mehr Mut und mehr Variabilität wünschen – am Ende des Tages landete „Cannibal“ trotzdem regelmäßig in der Anlage. Muss man auch erstmal schaffen.
9. AKHLYS: Melinoë
AKHLYS haben sich kurz vor knapp in die Liste geschoben. Tatsächlich habe ich erst in der letzten Kalenderwoche „Melinoë“ erstmalig in die Anlage gelegt und war nach nicht einmal drei Minuten komplett platt. Eine derart unheilige und beängstigende Atmosphäre habe ich schon lange nicht mehr gehört. AKHLYS sind mein persönliches Last-Minute-Highlight und Rang neun eher eine provisorische Platzierung – mit mehr Zeit könnte das Album locker noch ein Stück weiter nach oben klettern.
8. PG.LOST: Oscillate
Mit rein instrumentaler Musik werde ich nicht immer sofort warm. PG.LOST haben es trotzdem geschafft, mich innerhalb kürzester Zeit in ihren Bann zu ziehen. Die Schweden sind nicht nur Könige der Atmosphäre, sie verstehen es auch wie keine Zweiten, ihren Kompositionen einen roten Faden zu geben. „Oscillate“ spielt mit Assoziationen und lädt zur Tagträumerei ein – nur eben mit einem Ziel, das letztendlich mehr ist als die Summe seiner Teile. Dafür braucht es kein übergreifendes Konzept, sondern einfach nur verdammt viel Können. PG.LOST sind der Beweis, dass klassischer Post Rock auch im Jahr 2020 noch relevant sein kann.
7. BURDEN OF LIFE: The Makeshift Conqueror
“The Makeshift Conqueror” ist kein Konzeptalbum im eigentlichen Sinn, wie uns Gitarrist und Sänger Christian „Kötti“ Kötterl im Frühjahr im Interview verraten hat. Dass es sich dennoch wie eines anfühlt, liegt sicherlich an den schlüssigen Arrangements und den lyrischen Querverweisen, die doch gewisse Themen wiederholt aufgreifen. Überhaupt ist BURDEN OF LIFE, die über die Jahre ihren Melodeath-Wurzeln hin zu einem regelrecht progressiven Sound entwachsen sind, ein ambitioniertes wie facettenreiches Album gelungen. An jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken: Wenn sich „The Makeshift Conqueror“ irgendwo wiederholt, dann ist es gewollt. Progressive Metal kann trotz Anspruch auch catchy sein – BURDEN OF LIFE zeigen das eine Stunde lang in geradezu beeindruckender Weise.
6. POLARIS: The Death Of Me
Kaum zu glauben, dass “The Death Of Me“ erst das zweite Album der Australier ist. Die Art und Weise, wie POLARIS hier diverse Einflüsse in das technisch anspruchsvolle Metalcore-Fundament einfließen lassen, würde man bestenfalls von der etablierten Speerspitze erwarten. Dort gehört die Band aber augenscheinlich schon jetzt hin, wenn man „The Death Of Me“ in seiner Gänze betrachtet. Ob catchy und melodieverliebt, intensiv und brutal oder experimentell – POLARIS können alles, ohne auf der Stelle zu treten. Selbst im Langzeittest ist die Platte – wenn auch nicht perfekt – wie eine frische Brise für ein Genre, das es sonst lieber allzu konservativ hält.
5. DARK FORTRESS: Spectres From The Old World
Wie schon seine Vorgänger ist „Spectres From The Old World“ ein echtes Ereignis. DARK FORTRESS sind nicht nur eine einfache Band, die Musiker sind wahre Meister ihres Fachs. Die stimmliche Variation von Morean, das beeindruckende Schlagzeugspiel von Seraph (und Session-Gast Hannes Grossmann), die atmosphärischen Synth-Teppiche, die detailverliebte Gitarrenarbeit – das alles arrangieren DARK FORTRESS in einer Weise, wie es nur die Allerwenigsten können. „Spectres From The Old World“ ist teils klassisch, teils progressiv, immer aber originell und unverbraucht. Ein Black Metal-Highlight, das seine Wartezeit wert war.
4. ANAAL NATHRAKH: Endarkenment
Eigentlich wollte ich diesen Herbst nur der Vollständigkeit halber in „Endarkenment“ reinhören. Am Ende kam ich nicht mehr davon los, denn die Art und Weise, wie ANAAL NATHRAKH zwischen kontrolliertem Chaos und destruktiver Epik wandern, hat mir in diesem verrückten Jahr aus der Seele gesprochen. Textlich hervorragend trifft auch die musikalische Umsetzung einen Nerv. Melodeath trifft auf klassischen Death Metal trifft auf hartes Geknüppel trifft auf sonore Epik. Es ist keine Übertreibung zu sagen: ANAAL NATHRAKH haben den verdammten Soundtrack des Jahres 2020 geschrieben.
3. THE OCEAN: Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic
“Phanerozoic II” ist das Ende einer langen Reise. THE OCEAN schließen damit das vor 13 Jahren begonnene Unternehmen, die Geschichte unsere Planeten musikalisch zu vertonen. Was 2007 noch niemand ahnen konnte, war die erstaunliche Entwicklung, welche die Berliner Post Metal-Band selbst vollzog. „Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic“ zeigt das Kollektiv so leichtfüßig und verspielt, wie es seit „Pelagial“ (2013) nicht mehr war. Die massiven Gitarrenwände gibt es immer noch – davon zeugt der Übersong „Jurassic | Cretaceous“ -, die Marschrichtung geht mit Synthesizern und Fingerspitzengefühl aber in eine neue Richtung. „Phanerozoic II“ ist somit auch das rundum eindrucksvolle Schlusskapitel einer Reise, die für THE OCEAN selbst viele Türen geöffnet haben dürfte. Beeindruckend.
2. DARK TRANQUILLITY: Moment
Ich könnte stunden- und tagelang über DARK TRANQUILLITY philosophieren, die überzeugendste Antwort geben die Schweden aber mit jeder Platte selbst. Seit rund drei Dekaden liefern sie ein Ausnahmealbum nach dem anderen ab, ohne sich zu wiederholen. „Moment“ mag auf den ersten Blick dagegen etwas konservativ wirken, die Nähe zum Vorgänger „Atoma“ (2016) ist durchaus spürbar. Aber im Detail hat sich letztlich doch einiges getan. Die Synthesizer bilden eine noch engere Einheit mit den Gitarren, die Kompositionen sind stilistisch aufgeschlossener als je zuvor und stimmlich bleibt Mikael Stanne auch nach so vielen Jahren eine Bank. Wäre doch nur die Produktion ein wenig rauer, ich wäre wunschlos glücklich gewesen.
1. PROTEST THE HERO: Palimpsest
Ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Am Ende lande ich dieses Jahr immer wieder bei „Palimpsest“. Eigentlich habe ich mir das Album ursprünglich nur angehört, weil ich in den Sommermonaten etwas Puffer hatte und daher kurz antesten wollte. Was ich nicht erwartet hatte, war ein lyrisch und musikalisch hochkomplexes und intelligentes Werk, das modernen Progressive Metal auf ein ganz neues Niveau hebt. PROTEST THE HERO fordern ihre Hörer mit Herz und Verstand – die Energie sucht ihresgleichen, während Sänger Rody Walker nach seiner Stimmbandoperation eine melodramatische wie leidenschaftliche Performance abfeuert, die mir regelmäßig die Sprache verschlägt: unvergessen das Finale von „From The Sky“. Selbst nach einem halben Jahr Dauerrotation packt mich „Palimpsest“ wie beim ersten Mal und ist deshalb das beste Album des Jahres 2020.
BEYOND THE BLACK: Hørizøns
Das Frontcover zeigt es ja schon: “Hørizøns” ist ein seelenloses Vehikel für Sängerin Jennifer Haben. Ein Produkt, das möglichst viele Leute erreichen soll und dabei über Leichen geht. Abgedroschen, kitschig und anbiedernd spürt man direkt, wie das Konzept dieser Platte am Schreibtisch irgendwelcher Manager mit Dollarzeichen in den Augen entstanden ist. BEYOND THE BLACK produzieren anno 2020 Metal für Leute, die keinen Metal mögen. Gratulation.
AMARANTHE: Manifest
Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass AMARANTHE zusammen mit BEYOND THE BLACK auf Tour gehen möchten. Wie bei den deutschen Kollegen ist der verwässerte Pop Metal auf „Manifest“ das Ergebnis eiskalter Berechnung. Eurodance-Beats und Puderzuckerrefrains treffen auf Alibi Screams. Das Ergebnis ist teilweise zum Fremdschämen und eben das, was du bekommst, wenn du Metal auf Wish bestellst.
SALTATIO MORTIS: Für immer frei
SALTATIO MORTIS haben wohl aufgegeben. Textlich und künstlerisch ist „Für immer frei“ eine peinliche Bankrotterklärung. Die Finesse der älteren Alben wurde im Vorbeigehen entsorgt, stattdessen dominieren billige Deutschrock-Klischees und anbiedernde Binsenweisheiten das komplette Album. Es ist eigentlich unfassbar, dass hier die gleiche Band musiziert, die 2007 mit „Aus der Asche“ eines der besten Genre-Alben überhaupt aufgenommen hat. Erschreckend, wie vom damaligen ‚Phönix‘ lediglich ein kleines Häufchen Elend übrig geblieben ist.
SIX FEET UNDER: Nightmares Of The Decomposed
Es ist vollkommen einerlei, ob „Nightmares Of The Decomposed“ in musikalischer Hinsicht Potenzial hat oder nicht. Dieser Witz einer Vocal-Performance ist nicht auszuhalten und wenig mehr als Chris Barnes‘ eigene Bankrotterklärung. Wobei die ersten zwölf Sekunden von „The Rotting“ dann doch wieder Comedy-Gold sind. Ansonsten klingt der Sänger exakt so, wie es Kollege Frank in seiner Kritik treffend auf den Punkt gebracht hat: „[…] wie Leute, die beim zufälligen Death Metal hören sagen: ‚Das kann doch jeder – Krrcchh! Kreuuuch!‘“
IN FLAMES: Clayman EP
Das “Clayman”-Remaster tut dem Klassiker keinen Abbruch, die neu eingespielten Tracks, die zuvor als Digital-EP veröffentlicht wurden, sind jedoch nicht auszuhalten. Unglaublich schwach produziert – Howard Benson und Metal passt einfach nicht – fehlt den Neuaufnahmen die Durchschlagskraft der Originale. Wäre das nicht schon fatal genug, sorgen die angepassten Arrangements und teils grausamen Gesangslinien für den nächsten Schock. Bei allem Respekt, so geht man doch nicht mit seinem eigenen Erbe um!
Allzu viele Konzerte gab es dieses Jahr leider nicht, ein paar konnte ich Anfang des Jahres aber trotzdem mitnehmen. Eine Auswahl in chronologischer Reihenfolge:
NEKROGOBLIKON am 25. Januar 2020 im Backstage Werk, München
45 Minuten hatten NEKROGOBLIKON im Vorprogramm von GLORYHAMMER Zeit – genug für die US-Amerikaner, um in der ausverkauften Halle aufzuräumen. Nicht nur dank Maskottchen und Animateur John Goblikon blieb der Auftritt im Gedächtnis. 2021 sollte die Welt mehr Goblin wagen.
SLIPKNOT am 9. Februar 2020 in der Olympiahalle, München
Ich bin wirklich kein großer SLIPKNOT-Fan, trotzdem stand die Band auf meiner ‚Will ich mal gesehen haben‘-Liste. Die Show war gut, die Band motiviert, die Stimmung ausgelassen und der Abend auch dank Sturmtief Sabine erinnerungswürdig. Nicht das beste Konzert, auf dem ich je war, aber deutlich besser als erwartet.
BEARTOOTH am 20. Februar 2020 in der TonHalle, München
Dass BEARTOOTH unglaublich angesagt sind, hat man an den Ticketverkäufen gesehen. Die Münchner Show war schon Monate im Voraus ausverkauft, die Stimmung in der stickigen Halle in der Konsequenz von Anfang bis Ende am Kochen. Vielleicht die intensivste Konzerterfahrung des Jahres.
POLAR am 9. März 2020 in der Backstage Halle, München
POLAR hatte ich ja im Vorjahr schon auf ihrer Headliner-Tour gesehen. Dass sie seitdem quasi pausenlos unterwegs waren, hat man den Briten in jeder Sekunde angemerkt. Die Bühnenpräsenz, die Energie, alles war eine Nummer besser als noch 2019. Eigentlich absurd, dass sie diesmal nur im Vorprogramm rund 35 Minuten Zeit hatten – am Ende war die Bude trotzdem abgerissen.
Das Gefühl, endlich diese Sache mit dem Sport durchgezogen zu haben.
Seit dem Frühjahr auf Konzerte und Festivals verzichten zu müssen.
Zum Abschluss ein paar Auszeichnungen:
Bestes Cover-Artwork: DARK TRANQUILLITY: Moment
Es ist schwer in Worte zu fassen, aber irgendetwas löst Niklas Sundins Artwork in mir aus. Diese Ruhe und Wärme angesichts einer bevorstehenden Katastrophe vermittelt ein Gefühl der Gelassenheit und der Introspektion. Wundervoll.
Schlechtestes Cover-Artwork: MYRATH: Live at Carthage
Es gab dieses Jahr eine Menge schlechte Artworks. IN EXTREMO, BEYOND THE BLACK, LORDI haben sich alle nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Mit den unglaublichen Photoshop-Skills von MYRATH kann jedoch keiner der genannten Acts mithalten. Herrlich!
Bester Song: ANAAL NATHRAKH – Endarkenment
Beste Eigenproduktion: V/HAZE MIASMA: agenda:endure
Bester Newcomer: V/HAZE MIASMA
Unheiligste Atmosphäre: AKHLYS: Melinoë
Bestes Comeback: HORSE THE BAND: Your Fault
Mäßigstes Comeback: SYSTEM OF A DOWN
Bestes Gimmick: NEKROGOBLIKON
Guilty Pleasure: WARKINGS
Beste Digital-only-Veröffentlichung: KILLSWITCH ENGAGE: Atonement II
“Don’t give a shit”-Award: Christopher Bowes und ALESTORM für lustlos heruntergeleierte Texte und ein Album, bei dem die besten Songs ein externer Songwriter beigesteuert hat.
Beste Choreo: ESKIMO CALLBOY: “Hypa Hypa”
Beste Haarpracht: ESKIMO CALLBOY: “Hypa Hypa”
Bester Running Gag: Chris Barnes
Bestes Online-Konzert: ARCHITECTS live at Royal Albert Hall
Enttäuschendstes Online-Konzert: EUROPEAN METAL FESTIVAL ALLIANCE
Schlechteste Neuaufnahme: IN FLAMES: Clayman EP
Schlechteste Vocals: Chris Barnes (SIX FEET UNDER)
Dämlichster Albumtitel: DEEP PURPLE: “Whoosh!”
Sperrigster Albumtitel: THE OCEAN: Phanerozoic II: Mesozoic | Cenozoic
Bester Songtitel: THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY – “The Kids Are Alt-Right”
Bestes Song-Finale: PROTEST THE HERO – From The Sky
Größte Kundentäuschung: BLIND GUARDIAN, deren “Imaginations From The Other Side (25th Anniversary Edition)” eine Live-CD ist.
Schlechtestes Bonusmaterial: ALESTORM: Curse Of The Crystal Coconut (16th Century Version)
Beste Videospiele: 1. Hollow Knight (2017), 2. The Witcher 3 (2015), 3. Persona 5 (2016)