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POLARIS: The Death Of Me

Was definiert den Metalcore? Fragt man POLARIS, so ist die Antwort auf den ersten Blick gar nicht so eindeutig. Die scheinbar einzige Grundregel der Australier ist ein überbordendes Maß an Energie, welches in einer Intensität resultiert, die uns ungläubig auf das Album in unseren Händen starren lässt. Wir können kaum fassen, dass „The Death Of Me“ erst die zweite Full-Length-Veröffentlichung des Quintetts ist: Immer wenn wir meinen, den Gipfel erreicht zu haben, setzen POLARIS noch eins drauf; erhöhen den Einsatz und damit die Wucht, mit der uns die Kompositionen treffen.

Dabei beginnt es dramaturgisch eher leise und zögerlich: Cleane Gitarren und dezente Synthesizer malen die Szenerie, vor der ein nachdenklicher Jamie seine Sorgen in die Welt schreit. Das einsetzende Schlagzeug und die E-Gitarren schrauben beständig das Energielevel hoch, bis der Song seine Fesseln sprengt und zum ersten Mal das wahre Gesicht POLARIS‘ offenbart. Verspielte Riffs und catchy Gitarrenleads sind ein wichtiges Grundelement der Formation, aber kein Muss: „Hypermania“ verzichtet nicht auf Technik, rockt aber so aufgedreht drauf los, als hätten die Jungs schon zum Frühstück eine Palette Energy gekippt.

Wenn sie wollen, können POLARIS auch geradlinig und catchy

Wenngleich POLARIS nicht grundsätzlich frei von Referenzen sind – gerade „Creatures Of Habit“ und mit Abstrichen „Above My Head“ ziert immer wieder die Handschrift von ARCHITECTS -, entwickeln die Newcomer nicht zuletzt aufgrund ihrer Explosivität einen eigenen Charakter. Seinen Höhepunkt erreicht diese Quintessenz aus Frust, Aggression und angestauter Wut im so passend betitelten „Landmine“, bei dem sich ein unerbittlicher Jamie die Lungen aus dem Leib brüllt, während uns tief gestimmte Djent-Gitarren und der Breakdown zur Mitte des Tracks ungespitzt in den Boden rammen.

Dass „Vagabond“ dann zum ersten Mal ein bisschen Power rausnimmt, ist für uns zunächst beinahe enttäuschend, bis uns der Alternative Rock-Anstrich im klar gesungenen Refrain und das abgezockte Rock’n‘-Roll-Solo am Schluss doch noch packen. Überhaupt können POLARIS auch geradlinig und catchy, wenn sie denn wollen. Während die erste Single „Masochist“ mit unermüdlichem Drive und kraftvoller Gesangshook von Bassist Jake nach vorne geht, wildert der Ohrwurm-Refrain von „Above My Head“ gar im (progressiven) Melodic Hardcore.

“The Death Of Me” wird zum Ende hin experimentierfreudig

Generell zeigen sich POLARIS im letzten Drittel experimentierfreudig: Progressive-Anleihen im Auftakt von „All Of This Is Fleeting“ münden in melancholischem Emo- / Post-Hardcore, nur um dann doch mit einem Breakdown die Abrissbirne auszupacken. Zuvor hat uns die fast ausschließlich klar gesungene Halbballade „Martyr (Waves)“ kurz Luft holen lassen, auch um die Spannung vor dem kraftvollen Schlussakt „The Descent“ noch einmal nach oben zu treiben.

„Was definiert den Metalcore?”, haben wir eingangs gefragt. Die Antwort, die POLARIS im Jahr 2020 liefern, könnte selbstbewusster nicht sein. Indem „The Death Of Me“ zahlreiche Einflüsse in seinen Sound integriert, findet das Album auch abseits traditioneller Songschemata und ohne das Genre gänzlich neu zu erfinden eine relativ klare Antwort: alles.

Veröffentlichungstermin: 21.02.2020

Spielzeit: 41:40

Line-Up:

Jamie Hails – Vocals
Rick Schneider – Guitar
Ryan Siew – Guitar
Jake Steinhauser – Bass, Vocals
Daniel Furnari – Drums

Produziert von Lance Prenc und Scott Simpson

Label: Sharptone / Resist Records

Homepage: http://polarisaus.com.au/
Facebook: https://www.facebook.com/polarisaus/

POLARIS “The Death Of Me” Tracklist

01. Pray For Rain
02. Hypermania (Video bei YouTube)
03. Masochist (Video bei YouTube)
04. Landmine (Video bei YouTube)
05. Vagabond
06. Creatures Of Habit
07. Above My Head
08. Martyr (Waves)
09. All Of This Is Fleeting
10. The Descent

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