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HORSE THE BAND: Your Fault [EP]

Dieses verdammte Grübeln. Wir fühlen uns ohnehin schon beschissen und dann machen wir es uns auch noch selbst schlimmer, indem wir den Tiefpunkt des Tages immer und immer wieder in unserem Kopf abspielen. Eigentlich ist es ja unsere eigene Schuld, dass wir uns genau deshalb noch schlechter fühlen, als wir es ohnehin schon tun. „Your Fault“ sagt uns das rotzfrech ins Gesicht, legt anschließend den Finger in die Wunde und streut etwas Salz darüber.

Inmitten der locker-leichten Lebenseinstellung der US-Amerikaner von HORSE THE BAND haben ja schon immer ernste Töne durchgeklungen. Dass das erste neue Material seit elf Jahren aber gar so reflektiert sein würde, lässt uns dann doch aufhorchen. Musikalisch ist „Your Fault“ von „Desperate Living“ (2009) zunächst gar nicht so weit weg: Zwischen Hardcore und Metal bedienen HORSE THE BAND die ureigene Nische, die sie sich mithilfe ihrer charakteristischen Retro-Synthesizer und des unverbohrten Songwritings selbst geschaffen haben.

HORSE THE BAND zeigen uns, dass sie eigentlich noch viel zu erzählen haben

Von klassischen Strukturen haben sich die drei neuen Songs ohnehin verabschiedet. Die Kompositionen kommen ohne richtige Refrains aus, haben gleichzeitig jedoch ein hohes Maß an Abwechslung. Da treibt in „Nogimbus“ zunächst das Schlagzeug im Hintergrund den Song nach vorne, während Keyboards und Gitarren eher konsterniert in Tagträumerei schwelgen. Dann ein Ausbruch, das Energielevel steigt kurzzeitig, bevor Sänger Nathan Winneke wieder in Melancholie zu schwelgen beginnt, ehe er durch die unbequem jaulende Gitarre aus der Fassung gebracht wird. Es hat etwas von einem intimen Gedankenstrom, an dem uns der Frontmann teilnehmen lässt: ein intimer Einblick, der spontane Wendungen schlägt, beizeiten befremdlich sein kann und am Ende doch ans Ziel kommt.

„Your Fault“ ist nicht mehr der unbeschwerte „Nintendocore“ der frühen Alben, das ist schnell klar – auch wenn das fast schon rebellische Artwork anderes suggeriert. Gleichzeitig zeigen uns HORSE THE BAND, dass sie eigentlich noch viel zu erzählen haben, mit ihrem Latein – zumindest künstlerisch – noch lange nicht am Ende sind: „A Reason To Live“ gefällt mit warmem Bass und atmosphärischen Synthesizern, welche dem Zwiespalt in Nathan Winnekes Stimme ein positives Gegengewicht entgegensetzen, bis der Track sich schließlich in einem befreienden Breakdown entlädt. „March Of The Pigs“ durchzieht hingegen eine rotzige Rock’n‘-Roll-Attitüde, die Keyboarder Erik Engstrom mit einem dezent am Industrial angelehnten Unterbau flankiert.

“Your Fault” vereint das, was wir an HORSE THE BAND schätzen und zuletzt missen gelernt haben

Das klingt so ungewöhnlich wie anarchisch und trifft in diesem kuriosen Jahr einen Nerv. „Your Fault“ mag isoliert betrachtet nicht das beste Material sein, das uns HORSE THE BAND jemals vorgelegt haben. Es vereint aber gleichzeitig genau das, was wir an der Band schätzen und die vergangenen zehn Jahre missen gelernt haben: Kreativität, unkonventionelle Ideen und der Wille, zwischen aller Unbeschwertheit auch mal die unbequeme Wahrheit auszusprechen. HORSE THE BAND reichen uns vielleicht nicht die Hand, wenn wir uns wieder mal in unsere Grübelei zurückziehen, aber sie erinnern uns gerne daran, weshalb wir uns so mies fühlen: Am Ende des Tages sind wir selbst schuld und diese Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung.

Veröffentlichungstermin: 27.11.2020

Spielzeit: 11:56

Line-Up

Nathan Winneke – Gesang
David Isen – Gitarre, Backing Vocals
Jeremiah Bignell – Bass
Erik Engstrom – Keyboards, LSDJ (Chptunes), Backing Vocals
Daniel Pouliot – Schlagzeug

Label: Lif

Facebook: https://www.facebook.com/horsetheband

HORSE THE BAND “Your Fault” Tracklist

1. A Reason To Live
2. No Gimbus
3. March Of The Pigs

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