UADA: Djinn

Geradezu geisterhaft erschienen sie plötzlich auf der Bildfläche und galten fortan als der ultimative Geheimtipp im Black Metal. Und auch, dass aus „Geheimtipp“ rasend schnell „Hype“ werden kann, haben sie bewiesen. UADA aus Portland, Oregon, gelten als die neuen Heilsbringer im Black Metal, nicht erst seit sich MGLA bei Teilen der Szene ins Aus katapultiert haben. Und ja, sie sind wirklich gute Songschreiber, performen ihre Musik mit Klasse und Energie. Und trotzdem gingen die ersten beiden Alben an mir größtenteils vorüber. Gefällig, gut gespielt, aber so richtig ist die Liebe nicht gewachsen.

Nun steht „Djinn“ in den Startlöchern. UADA zeigen sich auf ihrem dritten Album stilistisch alles andere als limitiert, „Djinn“ verarbeitet eine Menge Einflüsse außerhalb des (US-)Black Metals. Es steckt eine Menge Göteborg-Death Metal der Neunziger in den sechs Stücken, ebenso ist eine Liebe für klassischen Heavy Metal erkennbar und sogar ein wenig Doom Death der Neunziger lässt sich im abschließenden „Between Two Worlds“ raushören. UADA sind dabei am liebsten schnell und sehr melodiös unterwegs, so dass eine musikalische Verwandtschaft zu DISSECTION spürbar ist, wenn auch deutlich weniger brutal und grimmig. Viel mehr tendieren UADA zu Dauergenudel im Melodikbereich. Sprich: Hier wäre weniger mehr.

Mehr als nur Black Metal: UADA lassen in „Djinn“ Göteborg-Death, Heavy Metal und sogar Doom-Death einfließen

Es gibt Stücke auf dem Drittwerk der Amerikaner, die absolut geglückt sind: „No Place Here“ rast einmal durch die Twin-Guitar geprägten Death-Black-Neunziger und endet in einem epischen-ausuferndem, langsamen Finale. „Forestless“ zeigt mit seiner intensiven Steigerung die grimmige Seite von UADA, was gut zu Power des Quartetts passt. Dagegen nerven die dauernden Leadgitarren von „In The Absence of Matter“ häufig. Diese Übermelodik hat auch einen Einfluss auf die Atmosphäre von „Djinn“, denn daran mangelt es dem Album deutlich. Die Mystik, die das Artwork von Kris Verwimp und die sehr stimmungsvollen Bandfotos versuchen heraufzubeschwören, erreicht die Musik nie. Bei diesem Titel hätte ich mir ein paar Experimente aus dem orientalischen Bereich erhofft, oder zumindest etwas mehr leidenschaftliche Schärfe.

Insgesamt ist UADA ein ordentliches, kurzweiliges Black Metal-Album gelungen, das in Sachen Finsternis und Grimmigkeit leider nicht den Genrestandards entspricht. Dafür können die vier US-Amerikaner um Bandchef Jake Superchi mit „Djinn“ sicherlich auch Publikum aus dem Melo-Death-Bereich befriedigen. Was sie außerdem schaffen, ist der Spagat zwischen Zugänglichkeit und langen Songs mit nicht zu verachtenden Songstrukturen, die sich erst mit der Zeit beim Rezipienten festigen. Es gibt zwischen den ausufernden Blasts einige Tempowechsel und unterschiedliche Stimmungen; UADA schalten meist im richtigen Moment einen Gang zurück. Hier merkt man die lange Erfahrung von Songschreiber Jake Superchi, denn das Album klingt wie aus einem Guss.

Vom Geheimtipp zum größten Hype: „Djinn“ dürfte dafür sorgen, dass die großen Labels bei UADA anklopfen

Das Fazit ist nicht verwunderlich: UADA haben das Zeug dazu, die neuen Stars im Black Metal zu werden, die Materialisation von UADA nun vollständig. Man spürt direkt die großen Labels im Metalzirkus schon umherschleichen, sie dürften sich bald um UADA reißen. Dennoch: Will man intensiven, authentisch-finsteren Black Metal mit Gänsehautgarantie hören – Zeitgeist hin, Zeitreise her – „Djinn“ ist N-I-C-H-T das Album der Wahl. Für diejenigen, die in diesem Genre einerseits verspielte, lange Stücke und andererseits eingängiges Material mit zündenden Ideen mögen, ist UADAs drittes Album durchaus hörenswert. Dem Hype wird „Djinn“, meiner Meinung nach, aber nicht gerecht.

Wertung: knapp 4 von 6 Prisen Harissa

VÖ: 25. September 2020

Spielzeit: 60:00

Jake Superchi – Vocals, Guitars, Keyboards
James Sloan – Guitars
Nate Verschoor – Bass
Josiah Babcock – Session Drums

Label: Eisenwald

UADA „Djinn“ Tracklist:

1. Djinn (Official Audio bei Youtube)
2. The Great Mirage
3. No Place Here (Official Lyric Video bei Youtube)
4. In The Absence of Matter
5. Forestless
6. Between Two Worlds

Mehr im Netz:

https://uada.bandcamp.com

https://www.facebook.com/OfficialUADA/

https://www.instagram.com/uada_official/

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