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UADA: Crepuscule Natura

„Crepuscule Natura“ zeigt die DARK TRANQUILLITY des US-Black Metal kompakter und fokussierter als zuvor bei parallel stattfindender Dauerausschweifung: UADAs viertes Album macht vieles, aber längst nicht alles richtig.

Haben UADA die Poesie entdeckt? Der Titel ihres vierten Albums wirkt so, und er geht runter wie Öl: „Crepuscule Natura“, das klingt doch richtig gut, oder? Dass UADA von vielen weniger truen Black Metal-Fans heiß und innig geliebt werden, ist hinlänglich bekannt, mit so einem Titel und einem erneut stilvollen Cover von Kris Verwimp kann doch gar nichts schiefgehen, richtig? Nun ja, wer UADA bisher mochte, wird sicherlich nicht enttäuscht sein. Und diejenigen, an denen der Zweifel nagt? Die könnten UADA nach diesen fünf Songs zumindest etwas mehr verstehen.

„Crepuscule Natura“ strahlt eine Menge Kraft aus und ist ein durchaus zwingendes Album geworden. Vielleicht auch, weil UADA mit großen Problemen zu kämpfen hatten: Mehrfach aufgenommen und gemischt, erneute und schwerwiegende Personalprobleme – kein Wunder, dass die Band die letzte Energie aus sich heraus gezogen hat, und mit dem Mut der Verzweiflung ihre Songs performt. Das letzte verbliebene Gründungsmitglied Jake Superchi und seine (damaligen) Kollegen kanalisieren auf „Crepuscule Natura“ die Drangsal der letzten Jahre und erschaffen so die besten Songs ihrer bisherigen Karriere.

„Crepuscule Natura“ bietet ultramelodischen US-Black Metal, mit dem UADA beim truen Publikum garantiert durchfallen werden.

UADAs Alben sind Zyklen, das wird schon beim Blick auf das Artwork bewusst. Dieses Mal ist der Zyklus gezeichnet von Werden und Vergehen und bestimmt das konzeptionelle Thema. „Crepuscule Natura“ hat das schon im Titel. Dass sich UADA in diesen Songs darum bemühen, das Vergangene mit der Gegenwart zu verbinden, passt gut in dieses Konzept. Klassischer Heavy Metal beeinflusst UADA ebenso wie DISSECTION und SACRAMENTUM, Göteborg-Death der Neunziger ist ebenso präsent wie die Spuren, die MGLA hinterlassen haben. Das alles wird häufig sehr offensiv und ungeniert ausgespielt.

Umso spannender, dass die Songs durchaus mitreißen können: Der Opener „The Abyss Gazing Back“ besticht durch sehr starke Leadgitarren und fesselt gleich beim ersten Hören. Der Titelsong wildert erfolgreich im Melodic Death Metal, gerät allerdings zu repetitiv. „The Dark (Winter)“ hat einen Songaufbau wie aus dem Epic Metal-Bilderbuch und ist neben dem komplexen wie dramatischen „Through The Wax And The Wane“ das beste Stück auf „Crepuscule Natura“. Dass UADA aber immer nur einen Steinwurf davon entfernt sind zu nerven, zeigt „Retraversing the Void“, das noch penetranter als der Rest auf dem Leadgitarren herumreitet und somit recht ermüdend ist.

Dass „Crepuscule Natura“ eine schwere Geburt war, hört man dem Album nicht an: UADA bersten vor Energie.

Die Spielzeit von etwas mehr als 40 Minuten wirkt sich positiv auf das Album aus. „Crepuscule Natura“ ist kompakt und durchgehend energiegeladen. Insofern ist das vierte Album von UADA schon intensiv, so richtig unter die Haut geht das Album aber selten: Es trifft einfach nicht ins Herz, geschweige denn in die Seele. Zu wenig Platz ist in den fünf Stücken, damit sich die Songs wirklich entfalten können. Statt eines Single Malt bieten UADA Jack-Cola. Spielerisch ist das vierte Album der US-Black Metaller natürlich ausgezeichnet: Die Performance der Instrumentalisten ist sauber und routiniert und dennoch leidenschaftlich, die Vocals sind trotz fehlendem Charakter vielschichtig, der Mix und das Mastering zaubern dem Album einen wuchtigen Klang. Nicht nur objektiv ist „Crepuscule Natura“ ein gutes Album, auch rein subjektiv machen UADA deutlich mehr richtig als noch auf „Djinn“.

Dass „Crepuscule Natura“ eine schwere Geburt war, hört man dem Album nicht an. UADA bersten vor Energie, spielen ein starkes Lead, ein mitreißendes Riff nach dem anderen. Das ist stellenweise aber viel zu viel und macht, dass „Crepuscule Natura“ zu perfekt und gewollt klingt. Vermutlich wird „Crepuscule Natura“ deshalb nicht allzu häufig bei mir in der Playlist landen, aber hey, zwischen uns funktioniert es schon erheblich besser als zuvor. Echte Poesie ist das alles also noch nicht. Die Formation aus Portland verschmilzt ihre Einflüsse aus Black Metal, Heavy Metal und Göteborg-Death Metal aber so sauber, dass gar kein Zweifel aufkommt, dass sich UADA mit diesem Stilmix pudelwohl fühlen – und ihre Anhänger werden dies auch tun.

Wertung: 3 von 5 Mixgetränke

VÖ: 8. September 2023

Spielzeit: 41:49

Line-Up:
UADA

Label: Eisenwald

UADA „Crepuscule Natura“ Tracklist:

1. The Abyss Gazing Back
2. Crepuscule Natura
3. The Dark (Winter) (Official Audio bei Youtube)
4. Retraversing The Void (Official Lyric Video bei Youtube)
5. Through The Wax And Through The Wane

Mehr im Netz:

https://uadaband.com/
https://uada.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/OfficialUADA
https://www.instagram.com/uada_official/

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