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MORGUL BLADE: Heavy Metal Wraiths

MORGUL BLADE hatten es nicht leicht bei mir: Ihr Debütalbum “Fell Sorcery Abounds” konnte bei Erscheinen überhaupt nicht zünden, aber in der Vorbereitung auf das Review für den Nachfolger hab ich mich heftig in dieses kauzige Kleinod verknallt. Und nun?

Nun: Hauptgrund für meine Verzückung Anfang dieses Jahres waren die charmant naiven Texte, das süß-humorvolle Musikvideo zu “A Last Waltz Of Gevaudan” und vor allem das Wechselspiel zwischen grimmigem Krächzen und melodisch-sonorem Gesang über gallopierenden Rhythmen, das “Fell Sorcery Abounds” auszeichnet. Man kann sich meine Enttäuschung nach den ersten Durchläufen von “Heavy Metal Wraiths” deshalb vielleicht ganz gut vorstellen, wenn ich nun erwähne, dass die meisten dieser Trademarks verschwunden sind auf dem Zweitwerk.

Düstere Fantasy statt Pixel-Hack’n’Slay

Klar, MORGUL BLADE sind immer noch kauzig, immer noch trve, immer noch was für echte Metal-Nerds – und für sonst niemanden. Aber sie meinen es diesmal einfach zu ernst. “Heavy Metal Wraiths” fühlt sich ein bisschen an wie das Album einer Band, die sich irgendwie für seine “Goofiness” schämt und der Welt nun zeigen will, dass sie auch anders kann. (Ich schreibe “ein bisschen”, weil Songs wie der Titeltrack natürlich nach wie vor mit Humor genossen werden dürfen und sollten): Ich habe viel weniger das Gefühl, mich in einem heroischen Old-School-Videospiel zu befinden und begleitet von simplen Melodien gemächlich dem Endboss entgegen zu galoppieren – stattdessen lese ich nun düstere Fantasy mit ein wenig Augenzwinkern.

Ist ja auch nicht schlecht, eigentlich, aber MORGUL BLADE liefern dafür noch zu wenig. Ihre Epik ist nicht zu Ende gedacht, nicht ausformuliert, einfach nicht vollständig. Ein gutes Beispiel dafür ist das dem ernsthaften Trad Folk entlehnte Zwischenspiel “Widow’s Lament”, bei dem das einzige Mal auf dem ganzen Album melodischer Gesang im Mittelpunkt steht: Zwar macht dieser nun wahrlich keine schlechte Figur, aber der billige Keyboard-Hintergrund und die allgemeine Kürze des Stücks lassen es wie einen Fremdkörper wirken. Ähnliches ließe sich über die zwei Dungeon-Synth-Instrumentals gegen Ende sagen, die einfach nur da sind und – wie für das Genre leider üblich – halt so vor sich hin plätschern.

Mehr Gesang und Galopp bitte, MORGUL BLADE!

Bleiben sieben gute bis sehr gute Heavy-Metal-Songs mit Black-Metal-Einflüssen, wobei mir “Eagle Strike” und “Razor Sharp” (mit seiner geilen Rhythmik) besonders gut gefallen; aber auch zu den anderen fünf Stücken kann man headbangen, Luftgitarre spielen, Bier trinken – nur eben nicht mehr so gut galoppieren und mitsingen, und außerdem ist dann ist das Ganze irgendwie vorbei, und ich bin gerade erst warm geworden und vermisse diese süchtig machenden Gesangslinien und Chöre vom Debüt sehr. Ich meine, wie kann man etwas, das auf dem ersten Album so gut umgesetzt war, auf dem zweiten einfach weglassen (und dann auch noch den Gesang zu weit in den Vordergrund mixen, aber das ist jetzt eher Nitpicking…)? Menno!

Wie dem auch sei, vermutlich gibt es auch Menschen, die sich genau darüber freuen, und vielleicht sehe ich das in zwei-drei Jahren dann auch wieder ganz anders…? Aktuell brauche ich “Heavy Metal Wraiths” aber leider nicht in meinem Leben.

Spielzeit: 35:49 Min.

Veröffentlichungsdatum: 26.4.2024

Label: No Remorse

MORGUL BLADE – “Heavy Metal Wraiths” – Tracklist:

1. Eagle Strike
2. Beneath the Black Sails
3. Heavy Metal Wraiths (Musikvideo auf YouTube)
4. Frostwyrm Cavalry
5. Widow’s Lament
6. Spider God
7. Razor Sharp
8. A Welcoming Hearth
9. Neither Cross Nor Crown
10. The Last in a Line of Kings

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