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Jahresrückblick 2020 von agony&ecstasy

Jahresrückblick… Ja, dieses Jahr möchte man am liebsten wirklich nur noch im Rückspiegel sehen. Leider wird durch einen schnöden Jahreswechsel natürlich noch lange nicht alles gut und wenn 2021 so weitergeht wie es angefangen hat… Aber versuchen wir mal optimistisch zu bleiben. War ja nicht alles schlecht, in diesem 2020. Also… Musik gab es gute und immerhin haben keine Aliens den Planeten angegriffen. Man sollte sich auch an den kleinen Dingen erfreuen.

 

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Musikalisch war 2020 mal wieder ein sehr starkes Jahr. Es erschienen so viele, verdammt gute Alben, dass ich es mangels Zeit nicht geschafft habe, Sachen wie die neuen Alben von WARBRINGER, LIK, BENEDICTION, NECROPHOBIC, ENSLAVED oder ETERNAL CHAMPION überhaupt mal zu hören. Und es war eindeutig das Jahr der Comebacks – alleine die ersten beiden Plätze in meinem Poll werden von Bands belegt, bei denen zwischen dem aktuellen Album und seinem Vorgänger um die drei Dekaden liegen.

Fun fact meiner Liste, welches mir erst im Nachhinein auffiel: Die Bands auf den ersten fünf Plätzen sind allesamt schon mehr als dreißig Jahre aktiv, die hinteren fünf Plätze bestehen allesamt aus Bands, die „erst“ in diesem Jahrtausend gegründet wurden, wobei ULCERATE mit achtzehn und VILLAGERS OF IOANNINA CITY mit dreizehn Jahren zumindest nicht mehr als Jungspunde durchgehen. Aber genug des Vorgeplänkels und ran an den Speck:

Top Alben 2020:

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01. PSYCHOTIC WALTZThe God-shaped Void
Nach der Reunion dauerte es noch geschlagene zehn Jahre bis PSYCHOTIC WALTZ ihr Comeback „The God-shaped Void endlich fertig hatten. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn das fünfte Album der Progressive Metal-Unikate schließt nahtlos an ihre überragende Diskographie an. Musik, Texte, Artwork, alles an diesem Album ist einfach nur herausragend gut. Am Ende hat „The God-shaped Void“ sämtliche Erwartungen erfüllt und sogar noch übertroffen.

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02. HITTMAN: Destroy All Humans
Während sich das Comeack-Album von PSYCHOTIC WALTZ schon eine Weile ankündigte, kam „Destroy All Humans“, das dritte Album von HITTMAN, zumindest für mich fast aus dem Nichts. Mit dem Frühwerk der Band war ich bisher noch nicht vertraut, bin also unvoreingenommen an „Destroy All Humans“ herangegangen und bekam ein Highlight in Sachen progressiver US Metal serviert. HITTMAN sind auf „Destroy All Humans“ immer wieder nah an QUEENSRYCHE, und das auf einem Niveau, welches sogar die aktuellen Alben ebenjener Band übertrifft.

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03. ARMORED SAINT: Punching The Sky
Es gibt keine schlechten ARMORED SAINT-Alben und auch keine mittelmäßigen. Ende der Diskussion! Aber „Punching The Sky“ ist selbst für ARMORED SAINT-Verhältnisse ein richtig starkes Album geworden und wohl das beste seit der Reunion. Diese Band kann mich einfach nicht enttäuschen, keine Chance.

sepultura-quadra-cover

04. SEPULTURA: Quadra
Cavalera? Who the fuck is Cavalera? Während Mäxchen dieses Jahr hauptsächlich durch das Abschneiden seiner Dreadlock Aufmerksamkeit generierte, lieferten seine ehemaligen Kollegen plus „Neuzugänge“ mal eben eine weitere, musikalische Machtdemonstration ab. Ich kann dieses „die alten SEPULTURA waren besser“ echt nicht mehr hören. Welche alten SEPULTURA? Die „Morbid Visions“-SEPULTURA? Die „Arise“-SEPUTURA? Die „Roots“-SEPULTURA? Diese Band hat sich immer wieder musikalisch gewandelt und liefert seit Jahren konstant starke Alben ab. Und eine bessere „Auf die Fresse“-Nummer als „Isoliation“ habe zumindest ich dieses Jahr nicht gehört.

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05. FATES WARNING: Long Day Good Night
Soll es das wirklich gewesen sein? Aussagen der Band klingen so, also könnte „Long Day Good Night“ tatsächlich das letzte Werk dieser Ausnahmeband gewesen sein. Es wäre ein echter Verlust, vor allem, da FATES WARNING sich mit diesem Album sowie dem Vorgänger „Theories Of Flight“ kreativ mal wieder auf einem Hoch befinden. Mag sein, dass „Long Day Good Night“ hier und dort ein wenig gestrafft hätte werden können, doch am Ende bleibt ein beeindruckendes, weil trotz Länge niemals langweiliges, emotional packendes Album. Schade, wenn es das Ende bedeutet, doch andererseits, wäre es ein Abschied auf der Spitze und kein langsames dahinscheiden in die Bedeutungslosigkeit.

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06. LORD VIGO: Danse De Noir
Mit ihrem vierten Album hat sich die Epic Doom Walz aus der Pfalz an ein ambitioniertes Scinece Fiction-Konzeptalbum gewagt. Auch musikalisch ist die Band dabei über sich hinaus gewachsen und hat ihre Mischung aus epischem Metal, Doom und NWOBHM auf ein neues Level gehoben.

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07. POSSESSED STEEL: Aedris
Kurz vor Toreschluß hat das kanadische Epic Metal-Quartet POSSESSED STEEL sich mit seinem Debütalbum „Aedris“ noch einen Platz in meinem Herzen und somit auch im Jahrespoll gesichert. Ein paar Durchläufe mehr, und es hätte vermutlich auch noch für die Top 5 gereicht, denn „Aedris“ ein ein tolles Album, in das man eintauchen kann, ein Seelenstreichler für den Fantasy-Nerd. Dass Bandkopf Talon Sullivan ein ebensolcher ist und dazu auch noch ein richtig sympathischer Kerl, könnt im Interview nachlesen: POSSESSED STEEL: Kein Bock auf Machos!

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08. ULCERATE: Stare Into Death And Be still
Seit Jahren wollte ich mich schon mit ULCERATE beschäftigen aber irgendwie ist es nie dazu gekommen. Bis ich die Rezension von Christian sowie Kommentare einiger anderer Vampster-Kollegen zum aktuellen Album „Stare Into Death And Be Still“ gelesen habe. Was für ein finsteres, intensives Monster von einem Album. Ein echter Höllenritt, für den ich in der richtigen Stimmung sein muss. Doch dann machen ULCERATE alles platt. Dieser finstere, komplexe und dissonante Sound kommt mir manchmal vor wie DEATHSPELL OMEGA in einer Death Metal-Version. Atemberaubend!

 

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09. MALOKARPATAN: Krupinské Ohne
Osteuropa spuckt immer wieder absolut faszinierende, völlig eigene Black Metal-Bands aus, seien es die Tscheschen MASTERS HAMMER, die Rumänen NEGURA BUNGET oder eben diese Slowaken hier. MALOKARPATAN mischen Black Metal, Heavy Metal, BATHORY-Epik und einen Schuss Folklore zu einem obskuren aber faszinierenden und packenden Mix. 

 

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10. VILLAGERS OF IOANNINA CITY: Age Of Aquarius
Eigentlich schon 2019 veröffentlicht, dieses Jahr allerdings erst mit einem internationalen Label-Deal. Wie beschreibt man den Sound dieser Griechen am besten? Trippiger Heavy Progressive Folk Rock? Ach, was weiß ich… „Age Of Aquarius“ ist mal heavy, dröhnend, dann wieder verspielt, mal straigth treibend, dann wieder verschachtelt. Aber immer mitreißend und emotional. Die perfekte Platte für den Sommer.

 


EPs:

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01. MIDNIGHT DICE: Hypnotized
Nach einem Demo, einem stark limitiertem Tape und einer Split nun also eine EP der Band, die aus vier Fünfteln der leider aufgelösten SATAN´S HALLOW bestehen. Auf „Hypnnotized“ gibt es vier mal klassischen Heavy Metal ohne bullshit. Starke Gitarrenarbeit, fantastischer Gesang und treffsicheres Songwriting. Mehr braucht es nicht, um eine meiner meistgehörten Scheiben des Jahres abzuliefern. 

 

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02. SMOULDER: Dream Quest Ends
Mit dem Debüt „Times Of Obscene Evil And Wild Daring“ hatten meine neuen Lieblingskanadier mich ja schon in der Tasche. Die grandiose Mischung aus Epic Metal, Doom und einem Schuss Kauzigkeit setzen SMOULDER auf „Dream Quest Ends“ auf höchstem Niveau fort. Die beiden neuen Songs sind zwei großartige Epen und das MANILLA ROAD-Cover gefällt mir sogar besser als das Original. Ja, ja, ich weiß, Ketzerei, teert und federt den Burschen… Mir egal!

 

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03. BLAZON RITE: Dulce Bellum Inexpertis
Dank SMOULDER, die auf ihrer Facebook-Seite regelmäßig grandiose musikalische Tips posten, bin ich auf BLAZON RITE und deren Debüt EP gestoßen, welche ich dann auch sofort über bandcamp verhaften musste. Mit ihrem eigenwilligen Sound hat die Band mich sofort gepackt. Heavy Metal der mal rasend schnell, mal episch daherkommt, das ganze gerne auch mehrfach wechselnd pro Song. Dazu stimmungsvolle Intros und Soundeffekte. Das ganze ergibt eine manchmal krude klingende aber dafür auch schön eigenständige Mischung. „Diamond Daggyr“, diese breitbeinige Verneigung vor „Neon Knights“ von BLACK SABBATH ist für mich wohl der beste old school Metal-Song dieses Jahres. Ganz gefährliches Stück, wenn man gerade am Steuer eines Fahrzeugs sitzt. 

 

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04. MEURTRIERES: Meurtrieres
Eine weitere Band, auf die ich ohne SMOULDER beziehungsweise die Kollegen vom „Ride Into Glory“ webzine nicht so schnell gestoßen wäre. Klassischer Heavy Metal mit französischen Texten und einem gewissen punkigen Charme. 

 

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05. SONJA: Nylon Nights/Wanting Me Dead
Okay, okay, dieser Release ist sogar schon aus 2018 aber erstens bin ich letztes Jahr erst drauf gestoßen, zweitens geil und drittens mein Poll! Nach ihrem unfreiwilligen Abgang bei ABSU meldet sich Melissa Moore mit etwas musikalisch völlig anderem zurück. Irgendwo zwischen Heavy Rock, Post Punk und Sleaze macht diese Single richtig Bock auf das Debütalbum, welches Anfang des Jahes über Cruz Del Sur erscheinen wird. 

Zwanzig weitere, hörenswerte Alben in alphabetischer Reihenfolge:

ALITOR: II
BODY COUNT: Carnivore
CIRITH UNGOL: Forever Black
GLACIER: The Passing Of Time
GRACELESS: Where Vultures Know Your Name
HAVUKRUUNU: Uinuos Syömein Sota
HIGH SPIRITS: Hard To Stop
MIDNIGHT: Rebirth By Blasphemy
NAGLFAR: Cerecloth
NEKROVAULT: Totenzug
OLD MOTHER HELL: Lord Of Demise
QUASARBORN: A Pill Hard To Swallow
RAGE: Wings Of Rage
SACRED OUTCRY: Damned For All Time
SCALPTURE: Eisenzeit
SOLICITÖR: Spectral Devastation
SURGICAL STRIKE: Part Of A Sick World
THEM: Return To Hemmersmoor
TRAVELER: Termination Shock
WYTCH HAZEL: III Pentecost

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Ich habe es zwar nicht vollständig gehört sondern nur einige Songs, aber was SIX FEET UNDER mit „Nightmares of The Decomposed“ abgeliefert haben ist eigentlich schon eine Frechheit, in jedem Fall aber eine Bankrotterklärung. Ohne den Namen SIX FEET UNDER wäre jede Band mit so einem Album bei einem Label dieser Größenordnung vom Hof gejagt worden.

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Nächste Frage bitte 🙁

Nach zwei Jahren Fummelei war meine Kutte Anfang des Jahres endlich wieder ausgehfertig und zu allem Überfluss sollten auch noch ERADICATOR zusammen mit PRIPJAT und SECUTOR ein Konzert in Siegen spielen. Die perfekte Gelegenheit, den Lappen mal wieder auszuführen. Ja, wenn das Konzert nicht genau an dem Wochenende geplant gewesen wäre, an dem der erste Lockdown startete. Letztendlich sagten die Bands das Konzert mit Hinblick auf das Risiko für alle teilnehmenden von sich aus ab. Zurecht!

Autokino oder Sitzkonzerte sowie Streaming-Konzerte habe ich mir verkniffen, erstere vor allem mangels interessanter und zeitlich passender Termine, letztere mangels Interesse. Es bleibt die Hoffnung, dass die Impfkampagne hier jetzt Fahrt aufnimmt, sodass die Veranstaltungsbranche bald wieder eine Existenzgrundlage hat und wir alle wieder auf Konzerte und Ferstivals gehen können.

Statt Konzertbildern kann ich also dieses Mal nur mit Bildern meiner Kutte dienen. Gern geschehen 😉

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Die Einschulung unseres Sohnes und zu sehen, wieviel Spaß er in der Schule hat, wie problemlos ihm dieser nächste, große Schritt zu gelingen scheint.

Generell unseren beiden Kids dabei zuzusehen, wie sie wachsen, neue Dinge lernen und unser Leben jeden Tag bereichern.

Das erste virtuelle Redaktionstreffen war definitiv auch ein Erlebnis und zwar eines, welches gerne wiederholt werden darf, solange richtige Treffen keine Option sind.

Meinen Sohn und mich samt unserer Kutten im Deaf Forever Magazin zu sehen war auch ne schöne Sache.

 

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Das Jahr als ganzes wäre mit Enttäuschung ja noch eher milde beschrieben. Klar, der Ausfall von Konzerten und Festivals ist alles andere als schön, doch möchte ich darüber im Angesicht der wirklich ernsthaften Folgen dieser Pandemie nicht zu laut deswegen heulen. Seien es die Menschen, die an Covid19 erkrankt sind, die verstorben sind, Angehörige verloren haben oder mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben oder Menschen, die aufgrund der, ohne Zweifel notwendigen, Maßnahmen persönliche oder finanzielle Härten durchmachen – diese Menschen verdienen unser Mitgefühl, unsere Unterstützung, unsere Solidarität!

Erschreckend fand ich in diesem Zusammenhang, wie sich völlig blödsinnige Verschwörungstheorien immer weiter verbreiten und selbst intelligente Menschen plötzlich den größten Unfug glauben. Ja, die Corona-Epidemie mutet uns allen eine Menge zu. Ja, nicht jede politische Entscheidung war im Nachhinein richtig. Ja, speziell die Kulturschaffenden wurden ganz schön allein gelassen. Aber deswegen ist Corona noch lange keine Erfindung der Welteliten, die Erde keine Scheibe, Deutschland weder eine Firma noch ein besetztes Land und Xavier Naidoo immer noch ein beschissener Musiker und Jammerlappen mit Messias-Komplex. Manchen Leuten tut zuviel Internet echt nicht gut.

Andy Scheuer ist immer noch Verkehrsminister. Keine Pointe. In anderen Bereichen reicht so eine „Leistungsbilanz“ für drei Rücktritte, fünf Kündigungen und einen rituellen Selbstmord.

 

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Ende Januar geht endlich, nach vier völlig chaotischen Jahren die Amtszeit des Größenwahnsinnigen Spinners im weißen Haus zu Ende. Joe Biden ist sicher kein Heilsbringer und im Gegensatz zu dem, was seine Gegner behaupten, kommt mit ihm auch nicht der böse Sozialismus. Aber sehen wir es pragmatisch: Er wird aller Voraussicht nach kein schlechterer, schlimmerer Präsident sein, als sein Vorgänger, der die Bevölkerung seines Landes noch weiter gespalten hat, als sie es eh schon ist, diverse Verbündete vor den Kopf gestoßen hat und völlig unvehohlen Politik für die eigene Tasche gemacht hat. Wie oft habe ich gedacht, dass das doch Satire sein muss und dass sich jetzt doch endlich mal eine breite Mehrheit gegen diesen Irren stellen muss. Tja, da habe ich mich getäuscht. Wenigstens wurde er abgewählt, auch wenn er die letzten Wochen seiner Amtszeit dazu genutzt hat, soviel verbrannte Erde wie möglich zu hinterlassen. Hoffentlich wandert er nach Erlöschen seiner Immunität in den Bau. Man wird ja noch träumen dürfen…

Manchmal kommen Sie wieder! Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass mit Frank Kuhnle und Captain Chaos auch dieses Jahr ein paar alte Vampster-Haudegen heim ins Reich gekommen sind und uns wieder mit ihrer erstklassigen Schreibe bereichern. Und zum Jahresende sogar eine CD-Kritik von Fierce, was mich ganz besonders gefreut hat.

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