Jaresrückblick 2024 Grafik

Jahresrückblick 2024 von Andreas Holz

Wieder ein Jahr geschafft; wieder einen Jahresrückblick geschrieben, und diesmal bin ich so zufrieden damit wie seit Jahren nicht mehr: Nicht nur habe ich zumindest zu den oben stehenden Alben Reviews geschrieben, ich habe auch wieder viele angenehme musikalische Überraschungen erlebt. Gut, ich hätte noch mehr schreiben können (bei allen Alben, zu denen es hier kein Review gibt, führt der Albumtitel-Link zur entsprechenden Bandcamp-Seite), aber meine Motivation ist deutlich gestiegen. So kann’s gerne weitergehen.

Leider weiß ich nicht, wie viele Alben ich eigentlich zumindest kurz angehört habe, aber es werden deutlich weniger als die rund 16.000 neuen Metal-Alben sein, die laut der Encyclopedia Metallum 2024 erschienen sind. Da man theoretisch jedes Einzelne davon mit ein-zwei Klicks sofort anhören kann, ist es jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung, sich auf neue Musik einzulassen (und trotzdem hin und wieder alte Lieblinge zu hören – z.B. hatte ich dieses Jahr die Gelegenheit, nach drölfzig Jahren mal wieder „My Arms, Your Hearse“ von OPETH zu hören und musste dabei feststellen, dass es wirklich Lichtjahre besser ist als das neue Album, sorry, Andi, es sind einfach die besseren Songs drauf!). Ich habe es dennoch getan und gefühlt häufiger als sonst den „Das müsste mir doch gefallen, wieso tut sich da nichts?“-Effekt verspürt, und manche alten Recken enttäuschten mich auch (hallo BORKNAGAR, „Fall“ war leider nichts für mich). Aber genau das macht es ja immer wieder so spannend! Und deshalb danke an Andrea und Markus, dass sie das hier weiter machen und mir ein Forum bieten. Aber auch danke an das Deaf-Forever-Forum, das mich wieder etwas mehr motiviert hat zu schreiben und aus dem ich einiges an Anregungen entnehmen konnte.

Hier also meine Essenz aus den 16.000 + X:

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INFANT ISLAND: Obsidian Wreath

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Der Punk in mir liebt es, an dieser Stelle ein Album des Jahres zu präsentieren, das nur wenige Leute hierzulande auf dem Zettel haben. Das trifft hier zu, aber „Obsidian Wreath“ ist auch so einfach überwältigend gut. Und ich hätte wirklich nie gedacht, dass mich ein Screamo/Skramz-Album nochmal so packt. Es ist wohl ein Zeichen der Zeit.

HORN: Daudswiärk

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„Daudswiärk“ war mein Einstieg in das Schaffen von HORN und blieb das ganze Jahr über ein heißer Anwärter auf den ersten Platz in dieser Liste. Der Mann hat ein unglaubliches Händchen für Hits, und sein Umgang mit Sprache ist beeindruckend – ich habe eine Zeitlang fast nur HORN gehört dieses Jahr („Turm am Hang“, „Mohngang“ und eben „Daudswiärk“). Dass das westfälische Platt hier mal im Metal gewürdigt wird, mag für mich dabei der Schlüssel zu meiner Begeisterung gewesen sein, denn auf dem platten westfälischen Land befinde ich mich mittlerweile selber oft. Zum Glück muss ich dabei keinen knöchernen Pflug ziehen!

ANGEL SWORD: World Fighter

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Jedes Jahr finde ich irgendwann und irgendwo mindestens ein traditionelles Metal-Album, das ich wochenlang nicht mehr aus den Ohren rauskriege. Das Label Dying Victims ist dafür eine erstklassige Adresse – so auch hier. ANGEL SWORD kommen aus Finnland – und das hört man aber sowas von: Diese Mischung aus dem wahren Heavy Metal und finnisch-versoffener Melancholie ist einzigartig.

IOTUNN: Kinship

Das Artwork von "Iotunn - Kinship"
Es ist ja so: Wird ein Album von Fans und Presse gleichermaßen in den Himmel gelobt, kann es mir eigentlich schonmal nicht gefallen. „Kinship“ hat mich trotzdem gepackt und nicht mehr losgelassen, so scheißengut ist es. Ich erinnere mich an einen Hördurchlauf – es war bestimmt der Zwanzigste oder so – während eines Spaziergangs, bei dem ich der festen Überzeugung war, dass es noch nie ein schöneres, packenderes, emotionaleres Metal-Album gegeben haben konnte. Hier stimmt wirklich jede Sekunde, es ist nahezu perfekt, allein der Gesang ist eine Offenbarung sondergleichen, und für „Mistland“ hat Costin Chiorianu ein starkes Musikvideo geschaffen.

LAUDARE: Requiem

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Das Schönste an „Requiem“ ist, dass es ungemein hohe Ansprüche hat und dabei sogar meist ins Schwarze trifft, aber am Ende doch nicht verhehlen kann, dass die Band einen Punk-Hintergrund hat. Diese Mischung macht den Zauber aus – und natürlich die Originalität, denn ein Post-Metal-Hardcore-Kammermusik-Chor-Werk als Requiem komplett in Latein dargeboten, sowas gibt es ja nun wirklich kein zweites Mal.

UNGFELL: De Ghörnt

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Wie sympathisch kann man bitte sein? UNGFELL sagen: Joar! Das ist Black Metal Punk mit hohem musikalischem und sogar komischem Anspruch (das Cover mit dem Bild des lieben Rollibocks z.B. regt mich wieder mal mindestens zum Schmunzeln an), rockt wie nichts Gutes und macht einfach süchtig, bis hin zum Finale des Jahres, so ein schönes Lied, „Die Geischt vom Märjelesee“, ich muss es direkt nochmal hören!

BRÜNNDL: Brünndl 2024

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Dritte Veröffentlichung, das dritte Mal ohne Titel – interessantes Konzept, aber warum nicht. Die 2024er Inkarnation von BRÜNNDL jedenfalls erscheint erst sperrig, dann jedoch immer charmanter und will irgendwann Herz und Ohr gar nicht mehr verlassen: Folk im Black-Metal-Gewand, wie UNGFELL ebenfalls aus den Alpen, aber eine große Spur ernsthafter. Schon komisch, dass mir alpine Musik gerade so viel gibt, ich würde da freiwillig nicht hinfahren – viel zu hügelig!

CURTA’N WALL: YR GWYDDBWYLL

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„Siege Ubsessed!!!“, den Vorgänger dieses Albums, habe ich 2023 zu spät entdeckt, sonst wäre es in meinen Top 5 gelandet. Den Nachfolger nun habe ich mir zwar direkt am Erscheinungstag gekauft, aber da der gute Abysmal Spectre inzwischen ernsthaft ALESTORM und GLORYHAMMER Konkurrenz machen möchte und dafür die Produktion eine Liga höher angesetzt hat, reicht es nur zu Platz 8. Ist aber ja auch nicht schlecht und angesichts der massig Ohrwürmer und immer noch ausreichend verschrobenem Charme hier nur folgerichtig.

SUN WORSHIP: Upon The Hills Of Divination

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Jede Sekunde dieses infernalischen Gescheppers ist wüst, erhaben, komplett durch den Wind und doch irgendwie warm und tröstlich. Was für eine besondere Band, was für großartige Musik!

SPERE: Eight – Led To The Beam

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Diese PRIMORDIAL– und BATHORY-Huldigung von Niklas (HORN, CROSS VAULT) und Tempestas (HALPHAS, CROSS VAULT) kam überraschend Anfang Dezember digital heraus, ist im Grunde das PRIMORDIAL-Album, das ich seit zehn Jahren von der Band gerne hätte, und wird mit jedem Durchlauf größer: Das ist mächtiger, epischer Heavy/Black Metal, minimalistisch instrumentiert und produziert und gerade dadurch umso kraftvoller. Und Niklas hat einfach eine unfassbare Stimme.

RESPIRE: Hiraeth

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Endlich! Endlich ein richtig gutes, ausgereiftes Screamo-Album mit klassischen Instrumenten, endlich eine DIY-Band mit guter Geige! Und guten Songs: „Hiraeth“ zeigt die Kanadier RESPIRE als Songwriter, die die Balance zwischen Chaos und zwingender Eingängigkeit suchen und oft genug auch finden. Außerdem wissen sie offenbar, dass man nicht nur trauern und wüten, sondern vor allem auch lachen muss, um die Welt in Schach zu halten, wie das aufwändige Musikvideo zu „The Sun Sets Without Us“ beweist.

NAXEN: Descending Into A Deeper Darkness

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Wenn es zuviel des Bunten wird, muss ein Gegengewicht her: Bei NAXEN gibt es keine Farben, da ist alles einfach schwarz. Auf ihrem Debüt-Album schaffen sie es aber, dieses Schwarz immer wieder interessant leuchten und jeden Ausflug in die triste Großstadt zu einem triumphalen Erlebnis werden zu lassen.

ELDINGAR: Lysistrata

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Fünf griechische Männer veröffentlichen ein ungemein intensives, mitreißendes und opulent produziertes Folk-Black-Death-Metal-Album mit feministischem Konzept, dessen Wurzeln bis in die griechische Antike reichen – und finden hierzulande in den Metal-Medien kaum statt. Zu Unrecht, wie ich finde!

GRENDEL’S SYSTER: Katabasis Into The Abaton / Abstieg in die Traumkammer

Das Artwork von "Grendel's Syster - Katabasis Into The Abaton"
Diese liebenswerte Band hingegen ist Everybody’s Darling im Metal-Untergrund, und das völlig zu Recht. GRENDEL’S SYSTER hauen einen Ohrwurm nach dem anderen raus und schaffen durch ihre Methode, aus Folk-Songs Metal zu machen und da jeweils sprachlich interessante Gedichte mit philosophischem Anspruch drauf zu packen, etwas Eigenständiges und ausgesprochen Unterhaltsames. Dieses Mal auch mit gut vernehmbaren Bass!

LILJEVARS BRANN: Helja Kor

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Ich kann mich zwar einfach nicht entscheiden, ob ich die Entscheidung, ein leidlich nach Skandinavien klingendes Kauderwelsch als Texte zu verwenden, peinlich oder genial finde, aber jedes Mal, wenn ich „Helja Kor“ höre, gelingt es diesem Album, mich in eine Märchenwelt zu versetzen und warme Erinnerungen an jugendliche Ergriffenheit durch seraphische DämmerElben-Musik zu wecken. Wunderschön!

LIMINAL UNDEATH: A Nameless Effigy

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Weniger schön ist das ewige Umhertreiben im kalten, leeren All, aber LIMINAL UNDEATH dient diese Vorstellung zumindest als Blaupause für ein erfrischend schönes Album irgendwo zwischen Krautrock und Funeral Doom. Tiefster Untergrund, reine Digital-Veröffentlichung, aber richtig, richtig gut!

THE SHOVEL DANCE COLLECTIVE: The Shovel Dance

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Die englische Version von LANKUM? Nein, das wäre zu einfach. THE SHOVEL DANCE COLLECTIVE setzen bei weitem nicht so sehr auf Drones wie die Iren, dafür auf Field Recordings und auf queere Themen („Newcastle“ haben sie ebenfalls vertont, in einer männlichen Version, die jedes Mal schöner wird) und atmen aber ebenfalls jene herzzerreißende Folk-Melancholie, die tiefer geht als jeder Doom. Allein die ersten zehn Minuten, so eine abgründige Interpretation von „Abbots Bromley Horn Dance“ hat man noch nicht gehört, und bei „The Grey Cock“ meint man, eine Folk-Version von ANTONY & THE JOHNSONS zu vernehmen. Zauberhaft.

KONTROLLE: Grau

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Die OMA-HANS-Referenz, die sich auf diesem unglaublich guten Wave-/Depro-Punk-Album versteckt, ist nicht der einzige Höhepunkt auf „Grau“ – das Hasslied gegen „Laubbläser“ oder das über „Hüttenschnaps“ oder auch der Abgesang auf „Die Meisten“, ach, eigentlich geht das von Anfang („Paula wird langsam komisch!!“) bis zum Ende („Ich schalt‘ dann um…“) durch, dieses Thema, dass es eigentlich doch nun wirklich auch mal gut ist mit all dem Grau, obwohl man ja selbst mittendrin steckt, tja, machste nix, immer rein in die Suppe.

SOLBRUD: IIII

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Weniger ein Album als vielmehr eine vierteilige EP-Sammlung stellt das letzte Werk SOLBRUDs mit Ole Pedersen (AFSKY) am Gesang dar – jeder der vier Musiker durfte eine LP-Seite komponieren, inspiriert jeweils von einem der vier Elemente. Herausgekommen ist ein ob des Ansatzes zum Glück recht kurzweiliges Mammutwerk, das ein paar ganz starke Momente bereit hält und im Atmospheric Black Metal in Zukunft eine Referenz darstellen dürfte. Dazu hat die Band für „For evigt, for altid, forandet“ ein wunderschönes Stop-Motion-Video produziert, das für sich genommen schon ein eindrucksvolles Kunstwerk darstellt.

AVERNUS: Grievances

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Grooviger Doom/Death mit Gothic-Einsprengseln? Eigentlich gar nicht mehr meine Baustelle, aber bei diesem Comeback-Album (nach 27 Jahren Pause) hatten die Single „Nemesis“ und das Cover-Artwork ihre Widerhaken so schnell in mir drin, dass kein Widerstand mehr möglich war. Außerdem trifft der Sänger mit seinem Grunzen irgendwie genau die Wellenlänge, die ich dabei brauche. Und diese Melodien! Und überhaupt, ein richtig schönes Album ist das, ich habe es ständig gehört; sogar die eigentlich belanglosen Ambient-Zwischenparts haben mir nichts ausgemacht.

AMETHYST: Throw Down The Gauntlet

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Melancholie, Melodie und Machismo: Ich weiß nicht, wie man diese Mischung nicht lieben kann. Dazu noch ein betont beklopptes Cover, Songtitel wie „Queen Of A Thousand Burning Hearts“, Old-School-Videos, ein Sänger mit einem Timbre so klar wie ein frisch entsprungener Gebirgsbach und Songs wie aus dem Lehrbuch – richtig schön. Vielleicht sollte ich doch mal THIN LIZZY hören?

AARA: Eiger

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Sie liefern einfach immer ab. Auch das fünfte Album in fünf Jahren ist ganz wundervoll geraten, was diesmal vor allem am Schlagzeug liegt, das sich nochmal gesteigert hat und nicht nur unfassbar gut klingt (die Toms!), sondern auch immer wieder spielerisch überrascht. Vielleicht ist „Eiger“ etwas zu lang – das Mehr an Melodramatik durch die ruhigen Passagen hätte es für mich nicht gebraucht -, aber AARA sind nach wie vor eine Klasse für sich.

GJENDØD: Livskramper

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Ich möchte kranken, dissonanten, anspruchsvoll progressiven Krach eigentlich sehr gerne haben. Meistens nervt er mich aber nur, weshalb ich es immer seltener versuche, mich da rein zu hören. Bei GJENDØD haben mich jedoch die ganz unverdächtig eingängig-folkige Eingangsmelodie, das Cover und dann die Produktion mit dem faszinierend transparenten Bass so sehr begeistert, dass ich einfach weiter hören musste. „Livskramper“ ist zeitgemäße und dennoch klassische norwegische Black-Metal-Kunst.

VIGLJOS: Tome I: apidae

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Ich gebe zu, ohne den witzigen Imker-Mummenschanz und das epische Stück mit Bandnamen und dem dazugehörigen Musikvideo würde dieses Album nicht hier stehen, denn die übrigen Stücke sind, obgleich durchaus hörbar und kurzweilig, bei weitem nicht so schön melodiös und ekstatisch und bestechen eher durch ihren rauhen Charme als durch kompositorische Klasse. Und es fehlt an Bass. Aber Black Metal im Sommer! Und dieser Wahnsinnssong! Diese Stimme! Diese Melodie! Dieses Video!! Ein pervers irre herumschreiender Imker aus einem Bruegel-Gemälde, verdammt, halt’s Maul und nimm mein Geld!!

ROPE SECT: Estrangement

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Nun, man schmilzt ja schon bei Inmeshers Stimme dahin, aber die Songs verdienen sie auch. Sie sind warm, sie sind schön, sie sind der perfekte Soundtrack für den langsamen Untergang der Welt, in der wir leben. Und doch: There’ll be another summer.

EPs/Compilations

WRITHEN HILT: Ancient Sword Cult

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Wahnsinn, man kann sich also tatsächlich einfach so als Band nach vielen Jahren neu erfinden, mit Verve auf den fahrenden Epic-Metal-Revival-Zug aufspringen und bei der versammelten „Kauz-Metal“-Gemeinde die Pole Position ergattern? Nein, nicht einfach so: Die Songs müssen auch tatsächlich unfassbar gut sein. Das sind sie. Was freue ich mich auf das Album!

POISON RUIN: Confrere

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Ach, wenn ich doch wüsste, warum „Harvest“ mich nicht so sehr hat begeistern können wie diese EP. Es ist ja nicht so, dass POISON RUIN hier etwas großartig anders gemacht hätten! Im Gegenteil: Sie machen weiterhin alles so wie seit zig Jahren in diesem Genre gewohnt und doch, „Confrere“ ist irgendwie anders, melancholischer, wütender, packender. Ich liebe es.

SUNRISE PATRIOT MOTION: My Father Took Me Hunting In The Snow

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Hat es also doch nicht geklappt mit einem neuen Album von YELLOW EYES dieses Jahr, und diese EP ihres Nebenprojekts ist nur 12 Minuten lang. Aber da ist imit dem Titeltrack ihr bislang bester Song dabei, ein Hit sondergleichen. Immerhin!

THE MARY WALLOPERS: Home Boys Home

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Drei neue Aufnahmen von einer Band, die nun wirklich komplett durch die Decke gegangen ist dieses Jahr – große Clubs, Festivals, Fernsehauftritte, Features überall – und trotzdem zu Weihnachten wieder einen Live-Stream aus ihrer Hütte gemacht hat, der sich in nichts unterschieden hat von denen aus 2020. Und die einfach keine Sekunde darüber nachdenkt, ob es ihnen irgendwie kommerziell schaden könnte, wenn sie in Liedern und Interviews ausgesprochen, ähem, deutlich Stellung bezieht für die Arbeiterklasse. Ach, und musikalisch: Mit „Bonnie Ship The Diamond“ ist hier eine ihrer bislang schönsten Interpretationen eines Klassikers zu hören, die die Band endgültig in eine Liga mit den POGUES katapultiert, und denen wird dann mit „The Broad Majestic Shannon“ auch noch gehuldigt.

NOCTE OBDUCTA: Hammergeddon 666 – Die Katakomben betritt man nicht allein

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Selbstverständlich wäre dieser Jahresrückblick nicht komplett ohne dieses Cover, deshalb sei mir dieser kleine Nachtrag hoffentlich verziehen. NOCTE OBDUCTA können mich auf ihrer neuesten Veröffentlichung zwar eigentlich nur mit „Blut, Bier und Dunkelheit“ überzeugen, damit dafür aber sehr, und außerdem ist da eben noch dieses Cover…

Nordvisor: Ett samlingsverk fr​å​n Nordvis

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Ich höre ungern Compilations, und auch diese habe ich kaum am Stück gehört, aber es sind mit den Stücken von BHLEG, GRIFT, PRAG 83 und SONS OF CROM drei echte Highlights dieser Projekte zu hören, und generell finde ich den Gedanken, eine hochwertige Label-Compilation ausschließlich aus exklusiven Stücken zu produzieren, sehr schön.

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Es war das Jahr, in dem ich endlich mal WOLVES IN THE THRONE ROOM lieb gewonnen habe: Bei einem Konzert meiner eigenen Band war der Mischer ein Black-Metal-Typ und hat in den Pausen u.a. „Black Cascade“ angemacht. Fand ich gut! Wurde wohl auch Zeit.

Genau wie bei HÄLLAS übrigens, deren „Star Rider“ ebenfalls von einem Mischer (und hervorragenden Veranstalter und Gastgeber!) als Pausenmusik eingespielt wurde und dafür gesorgt hat, dass diese Band jetzt einen neuen Fan hat.

Ebenso wie WHEN BITTER SPRING SLEEPS, was allerdings an HORN liegt, die ja ein Lied von ihnen auf „Turm am Hang“ gecovert haben, weshalb ich mir einige Alben von ihnen angehört habe; insbesondere „Spirit In Flames“ und „Coven Of The Wolves“ haben es mir angetan: herrlich verschrobene Animistenmusik, die mein Leben sehr bereichert hat.

Was wiederum auch für „Sogno #3“ von OJNE gilt, das ich im Zuge eines wieder erwachten Interesses an Screamo viel gehört habe – ein nahezu perfektes Emo-Punk-Album, zu gleichen Teilen schön wie wild, genau wie das sein muss.

Apropos Emo-Punk: Meine eigene Band, NO°RD, ist 2024 zehn Jahre alt geworden und hat ihr 100. Konzert gespielt! Gefeiert haben wir das mit dem 101., einem Konzert in semi-akustischer Besetzung zusammen mit den alten Helden von EL MARIACHI. Das war alles sehr, sehr schön und macht mich dankbar.

 

Außer Konkurrenz, aber eigentlich auch ganz oben: K.I.Z.: Görlitzer Park. Den drei Rappern aus Berlin gelingt auf diesem Album alles: radikale politische Liedermacherkunst wie sie 2024 klingen muss, zeitgemäß, aber in Sachen Haltung und Kunstfertigkeit in der direkten Tradition Franz Josef Degenhardts stehend. Dazu machen sie mehrere großartige Musikvideos (das Beste ist dieses), jedes für sich ein Kunstwerk, drehen dann aber noch zu jedem weiteren Lied ein eigenes bzw. einfach noch eins, das genau so großartig ist (z.B. dieses!). Dazu gibt’s mit „…und der Anschlag auf die U8“ noch ein unfassbar unterhaltsames Klamauk-Album, ach, wenn ich nicht die ganze Zeit Metal und so hören müsste, wäre ich ihr größter Fan.

Und in diesem unfassbar friedlichen Sinne möchte ich 2024 musikalisch abschließen und wünsche allen, die sich in Zeiten medialer Total-Überflutung ernsthaft mit den Ausschweifungen eines kleinen Musiknerds im Internet befassen, alles Gute für 2025 und viel Spaß und wenig Ermüdung beim Neu- und Wiederentdecken spannender Musikstücke. Danke, tschüs, bis bald!

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