Warum? Weil die Welt vor die Hunde geht und aber das Mantra aus ihrem Hit „Zenith“, das ich seit ein paar Jahren bei fast jedem Auftritt meiner eigenen Band in T-Shirt-Form auf dem Rücken trage, nach wie vor doch uneingeschränkt gilt: „The truth be the truth as eternal law / The world as one, my will be done / Rise above the ruins / And ride on“! Oder wie es Wiglaf Droste einst ausdrückte: „Dieses lehren uns die Schlichten: / Freundlich lächeln – weiter dichten“.
Das haben auch SUN WORSHIP getan, und ich bin ihnen dankbar dafür. Den cleveren Marketing-Trick, kein Marketing zu verwenden, verwendet, und das neue Album einfach mal so (fast) ohne Vorwarnung gedroppt, natürlich erneut bei Vendetta, immer noch keine Bassgitarre, dafür aber unfassbar geile Gitarrenriffs, ein Drumming aus dem tiefsten Herz der Verzweiflung (diese geile Bass-Drum immer!!) und ein Gesang, der erneut Death/Black Metal mit Post Punk vereint, das sind SUN WORSHIP aus, äh, Berlin, und sie sind fantastisch.
Allerdings hat „Upon The Hills Of Divination“ bei mir länger gebraucht als „Emanations Of Desolation“, und das liegt daran, dass das Album beim Klargesang gefühlt etwas sparsamer ist und ihn auch etwas mehr in den Hintergrund gemischt hat, so dass ich nicht mehr ganz so in die Post-Punk-/Wave-Richtung fühle, wenn ich ihn höre. Das aber tut den Songs gut: Durch das hymnische Proklamieren im Hintergrund entsteht eine erhabene Atmosphäre, die ganz hervorragend mit dem abgefuckten Growling und den scheppernden und klirrenden Gitarren im Vordergrund (dis-)harmoniert.
SUN WORSHIP spielen epischen Punk Black Metal in Perfektion
Am besten kann man das hören in „Serpent Nebula“, einem Song für die Ewigkeit, der alles hat, nur keinen Bass – fuck, wenn er einen Bass hätte, hätte er wirklich alles! Wieso haben die eigentlich keinen Bass? Ich habe dazu eine Idee: Der Bass würde von dem Sturm ablenken, in dem wir uns befinden, wenn wir diese Band hören; diesen krassen Sturm, in dem wir so bequem stehen können, während er um uns herum tost; dem wir trotzen können, bis der Arzt kommt.
Oder? Ich habe jedenfalls meinen Frieden damit gemacht, alles andere wäre auch ungesund, denn diese Songs sind einfach zu geil und SUN WORSHIP zu sympathisch, als dass ich da irgendwie groß was zu meckern haben sollte. Diese Band ist etwas durch und durch Großartiges und Einzigartiges, niemand sonst schafft eine derart dichte, angepisste und gleichzeitig erhabene Atmosphäre, das ist epischer Punk Black Metal in Perfektion: Danke, danke, danke!
Spielzeit: 41:25 Min.
Label: Vendetta Records
Veröffentlichungsdatum: 01.11.2024
SUN WORSHIP „Upon The Hills Of Divination“ Tracklist
1. Within The Machine
2. Serpent Nebula
3. Fractal Entity
4. Covenant
5. Upon The Hills Of Divination