Jahresrückblick 2020 von Frank Hellweg

Wie so oft lässt auch 2020 der Poll Fragen offen. Das beste Album? Ich kenne sie nicht alle, hab mich zeitlich bedingt wenig mit Releases beschäftigt, die ich nicht selbst in der Hand hatte. Einigen wir uns also wie üblich auf die meist gehörten Alben 2020 frei vom Top10-Modus!

Das meist gedrehte Album, egal ob im CD-Player, im Autoradio oder auf dem Plattenspieler war ganz klar DUN RINGILLs “Library Of Death“. Ihr Mix aus fettem Doom und schunkeligem schwedischen Folk ist genau meins. Egal ob es nun persönliche Freunde sind, das hilft ihnen nichts. Aber wer so genau meinen Geschmack trifft, der darf sich auch dafür feiern lassen. Da ich mit Basser Patrik schon seit Jahren befreundet bin, hat natürlich auch das Interview zum Album Spaß gemacht.
Am meisten kämpfen um den Platz im Player mussten sie gegen die Stockholmer Kollegen von SORCERER, die mit ihrem “Lamenting Of The Innocent” mein Epic-doomisches Herz ohne Umwege erreicht haben.

Natürlich gab es weitere tolle Doom-Scheiben, so manche ging aber leider ungehört an mir vorbei. Während es teils möglich war, sich MY DYING BRIDEs Album “The Ghost of Orion” schönzuhören, wurde die Erwartung, dass die EP “Macabre Cabaret” wieder ein dunkler Schritt nach vorne ist, leider doch enttäuscht. Zum doomigen Glück gab es aber Bands, die jene Platten vom Player gefegt haben. PALLBEARER ließen mit “Forgotten Days” genauso oft tolle Melancholie aufkommen wie STYGIAN CROWN.

Das Leben läuft nicht immer nur in SloMo, die US Metal-Flagge hielten vor allem VICIOUS RUMORS mit “Celebration Decay” und HEATHEN mit “Empire Of The Blind” hoch. Auch FATES WARNING haben sich mit “Long Day Good Night” einen festen Platz gesichert.

So manche alte Männer haben mich überzeugt. So war DEEP PURPLEs “Whoosh!” sehr lange Dauergast auf dem Plattenteller. Ein cooles, entspanntes Album, das schlichtweg Spaß macht. Echt überrascht haben mich die Senioren von AC/DC mit “Power Up”. Nach der “Razors Edge” hab ich sie voll aus den Augen verloren. Upps, auch schon 30 Jahre her. Dass die Australier alles nochmal so klasse auf einem Album bündeln, was ich an der Band nach Bon Scott immer mochte, das ist echt klasse.

Nicht wirklich jünger, aber unterwegs fernab der Hausband SAXONs BIFF BYFORD, sein Soloalbum “School Of Hard Knocks” hat mich super unterhalten. Das Album “We´re The Bastards” von PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS war so cool, dass es auch jetzt noch im Autoradio ganz vorn rockt.

Das wohl schönste Album für mich war das Soloalbum “Marathon” von MARILLION-Tastenmann MARK KELLY. Eintauchen und wohlfühlen, das ging hier am besten. Abseits des Rock- und Hard`n´Heavy-Zirkus hat es Gitarrenheld AL DI MEOLA mit seinem BEATLES-Tribute “Across The Universe” sehr oft auf den Plattenteller geschafft.

Man mag ja von diesen “Blabla”-Jubiläums-Editionen halten, was man will. Irgendwo gibt es von jedem noch verstaubte Proberaumschnipsel, die man als Bonus vermarkten kann. Damit auch die noch gelockt werden, die bereits das Original-Album gekauft haben, als dieses neu war. 2020 kam da doch das ein oder andere Schätzchen zu neuen Ehren und löste für den kleinen Oldie-Ausflug zwischendurch nun doch die Original-LPs ab. Das schafften unter anderen die KINKS mit “Lola Versus Powerman And The Moneygoround, Part One” zum 50., PINK FLOYD mit “Delicate Sound Of Thunder“, die Rumpel Rocker MOTÖRHEAD mit ihrem Klassiker “Ace Of Spades” zum 40. Und natürlich kassierten … äh feierten meine Helden BLACK SABBATH mit “Paranoid” den 50. Auch die Neuauflage von DIAMOND HEADs NWOBHM-Klassiker “Lightning To The Nations” hielt sich lange im Player.

Ha ja, da war ja mal nicht viel in 2020… Die Wahl fällt spontan auf das Konzert von HEAVY FEATHER im Februar in Hamburg. Weil es für mich und vampster-Kollegin Anke das einzige Live-Konzert 2020 war! Aber die Wahl fällt auch nicht schwer, ich liebe diese Bands aus dem Kreis um Gitarrist Matte und Sängerin Lisa, beide auch SIENA ROOT und LISA LYSTAM FAMILY BAND.

Wie für so viele gab es auch hier allerlei Stream-Shows, von CROWBAR über DUN RINGILL, THE QUILL, der LISA LYSTAM FAMILY BAND, ein paar Release-Onlineshows wie DUN RINGILL und die von SORCERER bis hin zum Weihnachtskonzert von DEATH ANGEL und der tollen Weihnachtsshow von GUILDO HORN. Viel cooler kann man Weihnachten kaum feiern! Dazu kamen z.B. als Ersatz für das natürlich auch ausgefallene Festival die Video-Show zum DOOM OVER VIENNA und regelmäßige Besuche auf facebook in Opas kleine Metalkneipe, wo ich die Ehre hatte, ebenfalls einige Abende “auflegen” zu dürfen.

Ich hab die vampster-Kollegin Anke geheiratet! Was bitte soll das noch toppen?

Auch toll: Mein erstes Rum-Tasting! Und das für vampster, Alkohol im Dienst, KISS machen es möglich! Ok, zumeist bin ich eher beim Scotch unterwegs. Aber Rum geht auch immer, und sehr gut live und gefühlsecht bei vampster. Hat Spaß gemacht!!! Darf gerne mehr werden. Ok ok, Gin schicke ich dann lieber in die vampster-Chefvilla… 😉

Hm, was soll man da zu diesem Jahr sagen… Wir wollten hier nicht über das böse C-Wort schreiben. Schade, sonst hätte ich auf mein Interview Anfang des Jahres verwiesen, das die Angst über den neuen, unbekannten und unerwünschten Gast aus China deutlich gemacht hat aus anderen Ecken der Metal-Welt. Oder war es doch Chris Barnes, über den wir nicht schreiben sollen? Ich weiss es nicht. Irgendwie ja auch ein Virus, den man nicht los wird.

Auch über Herrn Trump gibt es irgendwie nichts mehr zu sagen. Er hat für reichlich Unterhaltung gesorgt, aber sehr vielen Mensche sehr viel Leid verpasst. Nein, mittlerweile finde ich es spannender, wie lange die First Lady noch diesen Ekelbrocken anfassen muss. Patsch und weg die Präsidentenhand, immer wieder schön anzuschauen.

Dieses Jahr war auch sehr lehrreich! Man hat erkannt, wer und was wirklich wichtig ist. Wie wichtig der richtige Partner an der Seite ist! Mit wem man gern zusammen ist, auch wenn teils der Kontakt nur online oder per Videodate möglich war. Wie zerbrechlich die ach so gelobte Wirtschaft ist, und wie schnell so ein bedeutendes Element unserer Kultur kaputt ist wie die Kunst- und Musikszene. Abends noch im Theater, weil ein Freund in der Band dazu spielt, bestes Sicherheitskonzept, und kurz drauf ist alles zu. Zu unsicher. Und in jedem Supermarkt rennen einem die Leute vor die Füße, röcheln einem körpernah in den Nacken. Hoffen wir für alle, die irgendwie in diesem Bereich ums Überleben kämpfen, dass es wieder bergauf geht. Ebenso für all die Menschen, die gerade in Krankenhäusern, Pflegeheimen usw. bis zum Umfallen kämpfen um die Gesundheit anderer. Sie sind für mich die echten Stars dieses Jahres 2020!

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