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DUN RINGILL: Library Of Death

DUN RINGILL überzeugen mit Heavyness, schunkeligem Folk und packendem Groove

Hm, darf man eigentlich ein Album besprechen, wenn man echte Herzensfreunde in der Band hat? Kann man da neutral bleiben? Darf man, kann man, will man! Lieblingsschwede hin oder her, der DUN RINGILL-Kopf Patrik Andersson Winberg ist es gewohnt, immer meine ehrliche Meinung abzukriegen. Nun ja, viel zu befürchten hat er nicht. Damals bei den DOOMDOGS, dann mit THE ORDER OF ISRAFEL und zuletzt natürlich mit dem DUN RINGILL-Debüt „Welcome“ hat er immer die richtigen Töne für mich getroffen. Das auch gerne live wie auf der „Welcome“-Releaseparty in Göteborg. Nun also steht das neue Album an mit dem zarten Namen „Library Of Death“, auf dem sich die Göteborger Doomer noch tiefer mit dem Thema Tod und das Böse um und in uns beschäftigen. Einen Großteil der Texte hat Patrik bei seinen Ausflügen in die Norwegischen Berge geschrieben. Ich kenne die Bilder vom Zelten am idylischen See mit Grill und Weinbecher bei Sonnenuntergang. Es waren wohl eher die tiefdunklen Nächte, die dem Texteschreiben dienten. Und dafür haben die Jungs im Winter 2019 mit Joona Hassinen zuhause in Göteborg im Studio Underjord und dem Grand Recording Studio in Norrköping den passenden Sound eingehämmert. Der lässt der nordischen Folklore noch mehr Raum als auf dem Debüt. Wer dort diese Verknüpfung von drückendem Doom und schwedischen Traditionals mochte, der bekommt auf dem neuen Album eine Vollbedienung.

DUN RINGILL erfreuen auf „Library Of Death“ mit drückendem Folklore-Doom

Ist das eine Nyckelharpa, die uns hier singend empfängt? In noch weiter Ferne bellen die Jagdhunde, wen jagen sie? Mich? Bamm, die Band übernimmt das schunkelige Thema, fette Grooves, man swingt sofort mit, heavy, catchy, fett. Wenn sich die böse zeternde Stimme von Tomas Eriksson erhebt, ist Schluss mit lustig. Schöne Vocals gehen anders, aber mit seinen derben Vocals prägt er den Bandsound. Hört man diese Stimme, dann hat man durchaus Angst, dem Mann zu begegnen. Dabei ist er ein echt netter Hippietyp. Ach ja, wir swingen immer noch im bösen Takt, die Gitarre singt mit. Bei aller Boshaftigkeit, die der Song ausstrahlt, macht er doch schlichtweg Spaß. Der vergeht jedem Normalo-Metaller, der Titelsong „Library Of Death“ kommt nochmals boshafter. Und auch hier wieder der knackige Groove, der das ganze Album dominiert, statt wie auf dem Debüt gezielt Akzente zu setzen. Jetzt schunkelt man nicht mehr, der Kopf bangt in Slowmotion hin und her. Tomas dreht seine Vocals bis hoch zu manischen Tönen, growlt, schimpft, live sicher eine Herausforderung. Ein Break, die Gitarre kuschelt sich an, das Ludwig-Set von Drummer Hans Lilja (LOTUS) wummert, der Ausbruch lässt nicht lange warten. Böse Musik kann sooo schön sein! Gerade wenn sich solche Soundwände aufbauen. Dass die Songs zumeist auf Basslinien aufbauen, die oft von Jens’ Gitarre gedoppelt werden, hört man. Tommy und Patric „Peppe“ toben sich darauf aus mit teils fast rock’n’rolligen Leads, das entspannte Drumming von Hans zieht alles zurück, nur keine Hektik aufkommen lassen.

Irre Vocals, entspannte Drums, rockende Gitarren, drückender Bass – DUN RINGILL halt

Die bietet auch „My Funeral Song“ nicht, der zäh, aber nicht zu leise aus den Boxen rollt. Eine Violine singt ihr trauriges Lied zu den Spoken Words. Aber Shouter Tomas lässt lautstark keinen Zweifel aufkommen, dass hier niemand freiwillig seinen letzten Weg geht. Wunderschön abermals der Break mit den Spoken Words. Die Violine singt weiterhin, legt sich unter den harten, zermürbenden Groove und setzt sich zum Ende hin nach vorn. Gäste sind auch auf dem neuen Album wieder dabei. Folk/Bluesmusiker Matti Norlin (LUGNET, SKRÖMTA, URBAN CLASH) fügt sich stimmig ein in den folkigen Parts mit der Nyckelharpa, der Drehleier, dem Cello und der Violine. Philip Lindgren (ex-HYPNOS) sorgt mit der Flöte für Stimmung. Die spinnen, die Finn… äh Schweden. Beim zähen „Dance Of The Necromancer“ trötet eine Trompete munter drauflos, hier lässt Drummer Hans seine Lungen vibrieren. Klingt witzig, fast zu lustig für den drückenden Song. Dann setzt die Querflöte munter ein, das ist unüberhörbar die Verbingung zu JETHRO TULL, die ja mit dem entsprechenden Song Namensgeber für DUN RINGILL waren. Wer die Zeremonien aus „Vikings“ kennt, der erwartet beim Auftakt von „Well Of Desire“ nichts Gutes, schleicht sich da ein Schatten aus dem Wunschbrunnen? Die Angst, dass er uns holen will, verschwindet vorerst, es darf getanzt werden. Wieder dieser Groove, dem man sich bei aller Schwermut und Heavyness nicht entziehen kann. Die traditionellen schwedischen Melodien ziehen einen mit und heißen die Götter willkommen. Der Gedanke, wie der eher introvertiert agierende Shouter Tomas wie ein verrückter Nöck über die Bühne tanzt lässt mich kurz schmunzeln.

Keine Zeit zum Schmunzeln beim Kracher „NBK“

Das Lachen vergeht einem, wenn „NBK“ aus den Boxen knallt. Eigentlich ein Aufwärmer für die Bandproben, da haben sich wohl die Herren an der Gitarre etwas mehr Schweiß gewünscht, rast der Song geradezu über uns weg wie ein Natural Born Killer. Live ein Garant für Nackenschmerzen, im Autoradio gefährlich bei nahendem Blitzkasten. Genau richtig, hier dieses knallende Statement abzuliefern und den drückenden Grundsound des Albums aufzumischen. Schade, am Ende des derben Videos sind alle tot. Ich mochte die Jungs echt sehr gern… Den abschließenden „Reverend Of Many Faces“ gab es bereits auf der Releaseparty zum Debüt. Ein passend böser, zäher Abschluss, der Groove kommt hier wie ein sich von hinten anschleichender Fiesling, der ja mal so gar nichts Gutes im Schilde führt. Opernsänger Glenn Kjellberg belegt dies zum Ende hin eindringlich und stimmgewaltig. Es schleicht sich ein finster geifernder Dämon darunter, sakrale Klänge bauen sich immer weiter auf. Kumpel Per Wiberg (KAMCHATKA, ex-OPETH, Ex-CANDLEMASS) unterstützt die Göteborger wieder, hier mit Kirchenorgeln. Patriks bezaubernde Tochter Matilda Winberg mischt sich ein und füllt das Finale mit Chorgesang. Ein starkes Ende für ein sehr starkes Album!

DUN RINGILL überzeugen mit Heavyness, schunkeligem Folk und packendem Groove

DUN RINGILL stellen mit „Library Of Death” vor allem erstmal klar, dass sie ihren ganz eigenen Sound haben, den nur sie so zelebrieren. Diese Mischung aus Heavyness, erdrückendem Doom, dem derben, hysterisch anmutenden Gesang, gepaart mit Melodien aus der nordischen Folklore und diesem unfassbar packenden Groove in einer fetten Soundwand, das gibt es nur hier. Mir macht das neue Album wenig überraschend durchgehend Spaß, viel weniger hätte ich von Patrik und Co. auch nicht erwartet. Wie es sich gehört kommt „Library Of Death” auch als hübsche, limitierte Vinylversion. Wer das Debüt “Welcome” noch nicht hat sollte natürlich nachrüsten. Durchaus auch mit THE ORDER OF ISRAFELs “Wisdom“, die Verwandschaft der Bands um die gemeinsame Rhythmsection Partik und Hans ist deutlich.

Passend zum Release-Date der CD (das Vinyl erscheint Ende August) werden DUN RINGILL eine Release-Party auf Facebook präsentieren. Hier stellen sie sich auch den Fragen der Fans. Los geht es am 31. Juli um 19 Uhr.

Veröffentlichung am 31.07.2020

Spielzeit: 44:24 Min.

Lineup:
Tomas Eriksson – Vocals
Hans Lilja – Drums, Trumpet
Patrik Andersson Winberg – Bass
Jens Florén – Guitar
Tommy Stegemann – Guitar
Patric Grammann – Guitar

Gäste:
Glenn Kjellberg – Vocals (7)
Matti Norlin – Nyckelharpa, Hurdy Gurdy, Cello, Violin
Philip Lindgren – Flute
Trevor Pricket – Spoken Word (3)
Per Wiberg – Church Organ (7)
Matilda Winberg – Church Choir (7)

Produziert von Joona Hassinen und Dun Ringill

Label: Argonauta Records

Mehr im Web: www.facebook.com/DunRingillSwe

Die Tracklist von „Library Of Death“:

1. Raven´s Tear
2. Library Of Death (Lyrics-Video bei youtube)
3. My Funeral Song
4. Dance Of The Necromancer
5. Well Of Desire
6. NBK (Video bei youtube)
7. Reverend Of Many Faces (Video bei YouTube)

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