Tanzt im Napalm-Death-Shirt auf Techno-Parties. Trifft beim Karaoke keinen Ton. Mehr Moll im CD-Regal als Donald Trump Dollars auf dem Bankkonto. Hauptberuflich als Journalist und Dozent unterwegs.
BARONESS bleiben auch auf ihrem sechsten Album "Stone" eine Band, die sich Kategorien weitestgehend entzieht. Sie bauen ihre verwunschenen Kathedralen in kosmischen Sphären, öffnen mystische Räume und Falltüren: und zeigen trotz wiedergefundener Kompaktheit, dass Metal eine Abenteuerreise sein kann.
Mit ihrem Zweitwerk „Shades of Sorrow“ ballern CRYPTA einen ordentlichen Brocken Old School Death Metal mit hohem technischen Anspruch auf den Markt. Dabei klingen die vier Frauen um Fernanda Lira kompakter, selbstbewusster und zugänglicher als auf ihrem Debüt. Vor allem die brachialmelodische Gitarrenarbeit sticht heraus - ein eindrucksvolles Statement der Death-Metal-Hoffnungsträgerinnen.
VIRGIN STEELE sind nach acht Jahren mit einer neuen Platte zurück. Mittlerweile eher das Soloprojekt von Bandkopf David DeFeis, will er mit seinem neuesten Opus Magnum -Zitat Plattenfirma- "das Konzept der Dualität, in der etwas gleichzeitig das eine, aber auch das Gegenteil ist" einfangen. Passenderweise fanden sich Engel und Teufel ein, um für VAMPSTER die Platte probezuhören. Denn unser eigentlicher Rezensent ließ sich ohne Begründung entschuldigen.
Seit Jahrzehnten kämpft THE ALARM-Frontmann Mike Peters gegen eine chronische Form von Leukämie, an deren Ausbruch er im September 2022 beinahe gestorben wäre. Und was macht er? Er nimmt zwischen all den Krankenhaus-Aufenthalten ein durch und durch optimistisches, lebenshungriges und Mut machendes Album auf. „Forwards“ bietet straighten, leidenschaftlichen Postpunk-Stadionrock mit kämpferischer Attitüde und starken Songs. Ein würdiges Spätwerk der 80s-Legende.
Was macht eigentlich die ehemalige VIXEN-Frontfrau Janet Gardner? Die Antwort ist schnell gegeben: noch immer sehr amtliche Musik zwischen Hard Rock, Glam Metal und Blues. Zusammen mit ihrem Gitarristen-Gatten Justin James liefert sie ein selbstbewusstes Album ab, das mit guten Hooklines, kraftvollen Riffs und Muskeln überzeugt.
Die okkulten Glam-Metal-Überflieger GHOST veröffentlichen eine Cover-EP, um die Wartezeit auf das neue Album zu verkürzen. Hätte eine gute Sache werden können, leider sind Songauswahl und Interpretationen eher mutlos. Musik für die Grillparty in der heimischen Kleingartenparzelle.
Die L.A. GUNS haben ihren entlaufenen Straßenköter wiedergefunden und klingen auf „Black Diamonds“ wieder etwas dreckiger als auf dem letzten, sehr vom klassischen Hardrock beeinflussten Album. Das liegt auch an Sänger Phil Lewis, der wieder etwas bissiger neben der Spur bellt. Die Vorliebe für Blues und 70s-Rock haben sie beibehalten.
ALL MY SHADOWS liefern mit „Eerie Monsters“ ein hochklassiges Debüt zwischen melodischem Hard Rock und Metal ab. Das ist insofern wenig überraschend, weil mit den Bandköpfen von VANDEN PLAS erfahrene Musiker hinter dem Projekt stehen. Starker und einfühlsamer Gesang, einprägsame Melodien und melodische Leads bieten das Grundgerüst, um Genre-Fans in Glücksgefühle zu versetzen.
FVNERALS sehnen das Ende der Menschheit herbei. „Let The Earth Be Silent“ ist eine vertonte Auslöschung, Katharsis des Ascheregens. Mit beeindruckender Radikalität gestaltet das Duo einen Abgrund aus hallenden Doom-Gitarren, sirenenhaften Gesängen und erdrückend schweren Klangkulissen. Das ist verstörend, beängstigend – und teils erhaben schön.
Mit OBITUARY melden sich Veteranen des Death Metal zurück - und haben ihre Groove-Machine gut geölt. Sänger John Tardy grollt und keift über simplen, aber effizienten Nackenbrecher-Riffs, während die dissonanten Soli tief ins Fleisch schneiden. Ja, der Sound ist Oldschool: Leidenschaft und Energie stimmen.
SKID ROW haben endlich wieder ihren alten Trademark-Sound ausgegraben, um den Epigonen zu zeigen, wer die dicksten Fönfrisuren im Game hat. „The Gang’s All Here“ rotzlöffelt sich durch zehn starke Songs, die alte Glam Metal-Tugenden direkt in der Fresse explodieren lassen. Dabei helfen der neue, exzellente Sänger – und ein Starproduzent.
Die finnischen Sleaze-Metaller SANTA CRUZ machen auch auf ihrem neuen Album das, was sie am besten können: Party. Die Mischung aus Gang Shouts und Groove-Riffs ist so subtil wie ein Porno, die dreckige Attitude natürlich Zitat. Aber bisweilen ballert das ähnlich gut rein, wie wenn man beim Tanzen volltrunken mit dem Hinterkopf gegen die Tischkante knallt. Die flotten Songs sind gutes Ohrenfutter - aber es gibt auch schwächere Momente.
Die irische Postpunk-Poetin SINEAD O’BRIEN kommt mit vielen Vorschusslorbeeren über den Teich. Ihr Debüt „Time Bend and Break The Bower“ verbindet kluge Spoken-Word-Texte mit Post Punk und Indie-Rock. Dass sie es dem Hörer nicht zu einfach macht, gehört zu ihrer Lebenseinstellung: spröde Ruppigkeit paart sich mit schönen Melodien und verschroben-tanzbaren Gitarrenklängen.
Aus den Katakomben des Leipziger Undergrounds entspringen DESTILLAT mit ihrem Debüt „Under Black Horizons“. Geboten bekommt man melodischen, sehr amtlich vorgetragenen Melo-Death und Black Metal, der vielversprechend und hörenswert ist. Und den man hierzulande vermutlich selten in einer derart hohen Qualität dargeboten bekommt. Geheimtipp!
Die Australier REAPER präsentieren sich auf "Viridian Inferno" so subtil wie ein Stoßzahn und so filigran wie Blutwurst. Macht nichts, weil ihr räudiger Steinzeit-Rumpelsound mit viel Kultpotential aus den Boxen poltert. Eine Frage muss aber erlaubt sein: Die wievielte Band mit Namen „Reaper“ ist das jetzt?
Mit ordentlich Pop-Appeal kommt der Alternative Metal der Finnen AWAKE AGAIN daher. Das funktioniert auf ihrem Debüt "No matter how the world turns“ über weite Strecken sehr gut, weil die Hooks tatsächlich im Ohr bleiben. Für die Songs holten sie sich tatkräftige Unterstützung erfahrener Songwriter.
„Die beste Band, die keiner kennt“: so beschrieb einst das Rolling-Stone-Magazin den Sound der Nicht-Schwestern von LUCIUS. Stimmt vielleicht immer noch: Aber auf ihrem neuen Album verkaufen sie sich unter Wert. Ihre Verbeugung vor dem 70s-Funk-Discosound ist ausgefeilt, lässt aber den Hunger der früheren Aufnahmen vermissen.