Mirko Wenig
52 Beiträge
Tanzt im Napalm-Death-Shirt auf Techno-Parties. Trifft beim Karaoke keinen Ton. Mehr Moll im CD-Regal als Donald Trump Dollars auf dem Bankkonto. Hauptberuflich als Journalist und Dozent unterwegs.
OBITUARY: Dying of Everything
Mit OBITUARY melden sich Veteranen des Death Metal zurück - und haben ihre Groove-Machine gut geölt. Sänger John Tardy grollt und keift über simplen, aber effizienten Nackenbrecher-Riffs, während die dissonanten Soli tief ins Fleisch schneiden. Ja, der Sound ist Oldschool: Leidenschaft und Energie stimmen.
19. Januar 2023
Jahresrückblick 2022 von Mirko Wenig
1. ETHEL CAIN: Preacher’s Daughter ETHEL CAIN hat das intensivste Album des Jahres aufgenommen. Und dieses Debüt ist…
12. Januar 2023
SKID ROW: The Gang’s All Here
SKID ROW haben endlich wieder ihren alten Trademark-Sound ausgegraben, um den Epigonen zu zeigen, wer die dicksten Fönfrisuren im Game hat. „The Gang’s All Here“ rotzlöffelt sich durch zehn starke Songs, die alte Glam Metal-Tugenden direkt in der Fresse explodieren lassen. Dabei helfen der neue, exzellente Sänger – und ein Starproduzent.
17. November 2022
SANTA CRUZ: The Return of The Kings
Die finnischen Sleaze-Metaller SANTA CRUZ machen auch auf ihrem neuen Album das, was sie am besten können: Party. Die Mischung aus Gang Shouts und Groove-Riffs ist so subtil wie ein Porno, die dreckige Attitude natürlich Zitat. Aber bisweilen ballert das ähnlich gut rein, wie wenn man beim Tanzen volltrunken mit dem Hinterkopf gegen die Tischkante knallt. Die flotten Songs sind gutes Ohrenfutter - aber es gibt auch schwächere Momente.
4. Oktober 2022
SINEAD O’BRIEN: Time Bend and Break the Bower
Die irische Postpunk-Poetin SINEAD O’BRIEN kommt mit vielen Vorschusslorbeeren über den Teich. Ihr Debüt „Time Bend and Break The Bower“ verbindet kluge Spoken-Word-Texte mit Post Punk und Indie-Rock. Dass sie es dem Hörer nicht zu einfach macht, gehört zu ihrer Lebenseinstellung: spröde Ruppigkeit paart sich mit schönen Melodien und verschroben-tanzbaren Gitarrenklängen.
5. August 2022
DESTILLAT: Under Black Horizons [Eigenproduktion]
Aus den Katakomben des Leipziger Undergrounds entspringen DESTILLAT mit ihrem Debüt „Under Black Horizons“. Geboten bekommt man melodischen, sehr amtlich vorgetragenen Melo-Death und Black Metal, der vielversprechend und hörenswert ist. Und den man hierzulande vermutlich selten in einer derart hohen Qualität dargeboten bekommt. Geheimtipp!
6. Mai 2022
REAPER: Viridian Inferno
Die Australier REAPER präsentieren sich auf "Viridian Inferno" so subtil wie ein Stoßzahn und so filigran wie Blutwurst. Macht nichts, weil ihr räudiger Steinzeit-Rumpelsound mit viel Kultpotential aus den Boxen poltert. Eine Frage muss aber erlaubt sein: Die wievielte Band mit Namen „Reaper“ ist das jetzt?
5. Mai 2022
AWAKE AGAIN: No Matter How The World Turns
Mit ordentlich Pop-Appeal kommt der Alternative Metal der Finnen AWAKE AGAIN daher. Das funktioniert auf ihrem Debüt "No matter how the world turns“ über weite Strecken sehr gut, weil die Hooks tatsächlich im Ohr bleiben. Für die Songs holten sie sich tatkräftige Unterstützung erfahrener Songwriter.
28. April 2022
LUCIUS: Second Nature
„Die beste Band, die keiner kennt“: so beschrieb einst das Rolling-Stone-Magazin den Sound der Nicht-Schwestern von LUCIUS. Stimmt vielleicht immer noch: Aber auf ihrem neuen Album verkaufen sie sich unter Wert. Ihre Verbeugung vor dem 70s-Funk-Discosound ist ausgefeilt, lässt aber den Hunger der früheren Aufnahmen vermissen.
8. April 2022
PLACEBO: Never Let Me Go
PLACEBO träufeln uns wieder bittersüßes Gift in Form eingängiger Indie-Hymnen in die Ohren. Und doch ist auf ihrem neuen Album “Never Let Me Go” manches anders. So düster und wütend klang die Band nie: Die großen Melodien sind trotzdem wieder da. Ein Album, das Zeit braucht, aber wächst.
6. April 2022
EMILY WELLS: Regards to the End
EMILY WELLS ist die Wunderwaffe des Avantgarde Pop: Sie malt gespenstig abgründige, zugleich betörend schöne Sound-Miniaturen, die nicht von dieser Welt sind, aber tief im Unterbewusstsein graben. Angst, Tod und Aktivismus sind auf ihrem neuen Album „Regards to the End“ präsent. Die Musik hat die Multi-Instrumentalistin fast im Alleingang eingespielt.
25. März 2022
TYR: A Night At The Nordic House
TYR waren schon immer mehr als Viking Metal: Progressive Momente treffen sich mit klassischem Heavy Metal. Ihren Ausnahme-Status unterstreichen sie mit dem ersten Live-Album: mit Chor und Symphonie-Orchester eingespielt, liefern die Färöer bombastische Überwältigung, die nie ganz klischeefrei ist: aber eine runde Sache, die Können und Virtuosität der Nicht-Viking-Metaller untermauert.
23. März 2022
WARPATH: Disharmonic Revelations
Noch immer haben WARPATH keine Lust auf liebliche Melodien. Auch auf ihrem siebten Album „Disharmonic Revelations“ liefert die Institution des harschen Thrashcore Brutalo-Nummern voller Wut und Groove ab, deren Aggressionslevel fast immer am Anschlag ist. Aber sogar einige ruhigere Momente haben sich eingeschlichen: auch eine Folge der neuen Bandbesetzung, da nun zwei Gitarristen zu hören sind.
17. März 2022
SABATON: The War To End All Wars
Wie bitte kann man angesichts des Ukraine-Krieges, des massenhaften Elends und Leids mitten in Europa, ein neues SABATON-Album rezensieren? Gar zu fröhlich, heroisch und unbedarft kommen ihre neuen Schlachthymnen daher. Dabei haben sie durchaus zu alten Stärken zurückgefunden: Eingängigkeit und Catchyness sind wieder da. Es bleibt ein flaues Gefühl im Magen.
2. März 2022
MIDNIGHT OIL: Resist
Die Moralisten des Rock sind wieder da: MIDNIGHT OIL haben ein neues Album aufgenommen, womöglich ihr letztes. Ein Album voller Wut, Melancholie: voller Protestsongs über den Klimawandel und die Verwerfungen der Welt. Zur Weltuntergangsstimmung gesellt sich aber auch: Hoffnung. Das Album ist überraschend gut geworden. Sehr gut sogar!
22. Februar 2022
CHRISTIN NICHOLS: I’m Fine
Selten klang schlechte Laune so charmant: CHRISTIN NICHOLS empfiehlt sich mit ihrem Debüt „I'm Fine“ schon mal für das Indie-Pop-Album des Jahres. Halb in Deutsch und halb in Englisch gesungen, zitiert sie die „Neue Deutsche Welle“ ebenso wie britischen Postpunk im besten THE SMITHS-Stil. „Ich möchte, dass es euch schlecht geht!“ Eine Aufforderung, die man in diesem Fall gern annimmt.
5. Februar 2022
AT THE MOVIES: The Soundtrack Of Your Life – Vol. I
Björn Strid, Sänger von SOILWORK und NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, und PRETTY-MAIDS-Gitarrist Chris Laney haben in Corona-Zeiten eine illustre Schar an Hardrock- und Metal-Musiker*innen um sich geschart, um Filmklassiker der 80er Jahre neu einzuspielen. Klingt nach einem interessanten Konzept: Scheitert aber an der teils mutlosen, geradezu biederen Umsetzung der Neuinterpretationen. Zu oft denkt man sich, leider: im Zweifel für das Original.
3. Februar 2022
L.A. GUNS: Checkered Past
Die L.A. Guns zählten einst zu den rattigsten und räudigsten Hardrock-Bands, die unter der Sonne Kaliforniens je gedeihen konnten: rau, punkig, ungehobelt. Auf ihrem neuesten Werk „Checkered Past“ zeigen sie sich teils altersmilde, verneigen sich auch vor Classic Rock und Blues. Macht nichts: noch immer sind die Krallen scharf genug, um vielen Nachahmern das Gesicht zu zerkratzen.
10. Januar 2022
Jahresrückblick 2021 von Mirko Wenig
Sind das hier die besten Alben des Jahres 2021? Keine Ahnung. Aber welche, die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Kenner der Materie werden rufen: "Aber da fehlt doch die neue Iron Maiden! Und Helge Schneider? Wo bitte sind ABBA abgeblieben?" Ihr habt ja alle Recht. Es sind so viele tolle Alben letztes Jahr erschienen, da kann das hier nur ein kleiner Einblick sein. Sollte hier nichts für Euch dabei sein, bin ich natürlich trotzdem beleidigt! Denn über Geschmack kann man bekanntlich streiten: nur halt über Musikgeschmack nicht.
8. Januar 2022
OBSCURA: A Valediction
Für diese Review hat mir die Redaktion offiziell das Verbot erteilt, das Wort „Gefrickel“ zu verwenden. Aber braucht es ja zum Glück auch gar nicht. Denn die Griffbrett-Akrobatik (Moment, ich schaue mal: Das Wort steht auch auf der Verbotsliste!) von OBSCURA hat kein anderes Ziel, als verdammt geilen und klugen Death Metal zu servieren, der auf diesem Niveau aktuell von kaum einer anderen Band kredenzt wird. Auch das neue Album ist wieder Feinkost für alle Headbanger, die es gern ein wenig anspruchsvoller mögen.
30. Dezember 2021