IHSAHN: After

Ein hörbar gereifter IHSAHN auf den Spuren von CYNIC und NAKED CITY – grandios!

Vielleicht hast du hier eine andere Meinung als ich. Aber die Reise, die IHSAHN mit seinen beiden ersten Soloalben unternommen hat, habe ich mit gemischten Gefühlen verfolgt. Weil der Schatten von EMPEROR einfach zu schwer auf dem wiegt, das danach kam. Und weil eigentlich klar ist, dass IHSAHN zum ursprünglichen Black Metal nicht zurückkehren wird, gilt es Soloalben auszusitzen, die den Weg der Suche aufzeigen, bis der Meister wieder zur kompositorischen Stärke von Anthems To The Welkin At Dusk und vor allem Prometheus – The Discipline Of Fire And Demise zurück findet.

Diese Suche hat zwei Alben gedauert, die natürlich gut waren, aber in Sachen Substanz mehr zu bieten hätten können. Nun ist diese Zeit beendet und After zeigt etwas, das EMPEROR niemals hätten schreiben können, etwas, das weit von Black Metal entfernt ist, aber gleichzeitig noch immer dieselbe Handschrift hat, die IHSAHNs Musik schon immer hatte. Das erste Hören von After mag ein Albtraum sein, aber hier trifft es der Titel einfach genau: After ist eine Neugeburt, eine Reinkarnation, das Leben nach dem Tod, das, auf was der Norweger zwangsläufig irgendwann treffen musste. Deutlich mehr am Progressive Rock ist das dritte Album der Post-EMPEROR-Phase geprägt, deutlich schwerer greifbar ist das, was man hört, aber trotzdem geht die Musik nach einer kurzen Eingewöhnungsphase recht bald ins Blut. Das verdankt After allerdings nicht seinem Schöpfer allein, sondern auch einem gewissen Jørgen Munkeby.

Dieser, auch bekannt als Chef der norwegischen SHINING, lässt auf gut der Hälfte der Stücke von After, auf wundervoll schräge Art und Weise das Saxophon erklingen und erzeugt zusammen mit IHSAHN selbst einen Gesamteindruck zwischen EMPEROR, CYNIC und NAKED CITY. Mit acht unterschiedlich ausgearbeiteten Songs geht es auf Reise durch das Jenseits, eine farbenfrohe, aber doch etwas morbide Welt, die einen erstaunlich geschlossenen Gesamteindruck offeriert. Jedes Stück hat seine Momente, aber gerade A Grave Inversed mit seiner Wildheit, das elegische Titelstück und das ähnlich gepolte Austere, sowie das wilde Heavens Black Sea mit einem genialen Saxophonsolo und das abschließende, wirklich mächtige On The Shores bleiben im Gedächtnis.

Auf das Niveau der instrumentalen Arbeit noch extra hinzuweisen, sind die berüchtigten Eulen, die nach Athen getragen werden. Dennoch, was an den Gitarren los ist, deutet auf enormes Können und extrem liebevoll ausgearbeitete Arrangements hin. Auch der von SPIRAL ARCHITECT-Mitglied Lars Koppang Norberg eingespielte Fretless-Bass ist eine Wohltat für die Ohren. Das Saxophonspiel setzt dem Ganzen die Krone auf und sorgt dafür, dass After diese Qualität überhaupt erst erzielen konnte. IHSAHNs Gesang bietet vielleicht keine enorme Steigerung, da seine Stimme längst ausgereift ist, aber die Gesangslinien, wie im Titelsong selbst, sind grandios.

In allen Belangen ist After ein Album, das in Sachen Songwriting, Darbietung, Intensität und Gefühl nur schwer zu schlagen ist. Aber erst, wenn man wirklich in diese Welt eingetaucht ist, und dem Album auch hier und da etwas Abstand zum Verarbeiten zugesteht. IHSAHN ist hörbar gereift, in fast allen Belangen. Alte EMPEROR-Fans werden angesichts dieser geballten, angejazzten, progressiven Avantgarde endgültig die Hoffnung aufgeben, sofern sie noch einen Funken davon hatten, aber wer mit offenem Herzen und offenen Ohren an dieses eigenbrötlerische Werk herangeht, wird davon nicht mehr so schnell loskommen.

Veröffentlichungstermin: 22. Januar 2010

Spielzeit: 53:01 Min.

Line-Up:
Ihsahn – Vocals, Guitars, Keyboards
Asgeir Mickelson – Drums
Lars Koppang Norberg – Bass
Jørgen Munkeby – Saxophone

Produziert von IHSAHN
Label: Candlelight Records

Homepage: http://www.ihsahn.com

MySpace: http://www.myspace.com/ihsahnmusic

Tracklist:
1. The Barren Lands
2. A Grave Inversed
3. After
4. Frozen Lakes On Mars
5. Undercurrent
6. Austere
7. Heavens Black Sea
8. On The Shores

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