BLACKMORE`S NIGHT: Dancer And The Moon

Die glattgebügelte Mischung aus Volksmusik und Rock wirkt im Vergleich zu den Vorgängeralben weniger zerfahren. Die E-Gitarren-Ausflüge fügen sich besser ins Gesamtbild ein und die akustischen Nummern dazwischen funkeln stärker. Weniger Füller, mehr Gefühl – ein gutes Album.

Dürfen die das? Weiß nicht, bin ja schließlich nicht von der Musikpolizei. Candice und Ritchie machen einmal mehr das, wonach ihnen der Sinn steht, ohne sich darum zu kümmern, ob die Öffentlichkeit das gutheißt. So beginnt ihr achtes Album mit einem RANDY NEWMAN-Song, der verdächtig nach Schlager klingt. Auch beim anschließenden Troika, das textlich wie harmonisch mit russischen Winterelementen flirtet, schaut man unauffällig nach Zeichen, dass man zufällig durch ein Wurmloch im Grand Prix D`Eurovision 1981 gelandet ist. Und dann ist da noch eine weitere vermeintliche Sünde: eine Cover-Version von Lady In Black, das im Original von URIAH HEEP großartig klingt, aber so totgenudelt scheint, dass man mehrere Zombiefilme damit ausstatten könnte. An dieser Stelle macht das Album eine überraschende Kehrtwende: E-Gitarren schwellen an und plötzlich zieht das Lied einen in den Bann. Vergessen das besoffene Mitgröhlen damals im Ferienlager am Strand. Trotz seiner sparsamen zwei Akkorde fesselt die Komposition. Klar, die Stimme von Candice Night bewegt sich irgendwo zwischen Loreena McKennitt und amerikansicher Jeans-Werbung – kein Vergleich zum erhabenen Gesang von Ronnie James Dio. Aber das sollte für RAINBOW-Fans nichts Neues sein – wer BLACKMORE`S NIGHT bislang bestenfalls mit großer Skepsis gegenüberstand, der lässt Dancer And The Moon einfach links liegen. Alle anderen können in die schöne Neuaufnahme von The Temple Of The King eintauchen und die eigenwillige, glattgebügelte Mischung aus Volksmusik und Rock genießen.

Insgesamt wirkt die CD im Vergleich zu ihren direkten Vorgängern weniger zerfahren. Die sporadischen E-Gitarren-Ausflüge fügen sich besser ins Gesamtbild ein und die zahlreichen akustischen Nummern dazwischen funkeln stärker. Weniger Füller, mehr Gefühl – so soll es sein. Der Titeltrack ist zwar nicht ganz so mitsingfreundlich wie einst Under A Violet Moon, aber er macht fast genauso viel Spaß und unterstreicht die Erkenntnis, dass BLACKMORE`S NIGHT anno 2013 erfreulich wenig Ermüdungserscheinungen zeigen.

Dancer And The Moon ist ein recht softes Album geworden, keine Frage. Vom Opener und der besagten Lady In Black-Coverversion abgesehen wurden die Arrangements der Stücke zum Glück nicht überfrachtet. So gefällt mir Somewhere Over The Sea (The Moon Is Shining) ungleich besser als sein rockiger Zwilling The Moon Is Shining (Somewhere Over The Sea). Die CD endet dann auch nicht mit einem Paukenschlag, sondern dem überraschend stimmungsvollen Instrumental Carry On… Jon, einer einfühlsamen Hommage an Jon Lord. Somit sollten insbesondere Fans von gemäßigteren Klängen hier das ein oder andere Ohr riskieren. Schneller als man denkt, taucht man dann auch schon in die Musik ein und schert sich nicht mehr um die eingangs gestellte Frage, ob die das überhaupt dürfen.

Veröffentlichungstermin: 14.06.2013

Spielzeit: 53:15 Min.

Line-Up:
Candice Night: Gesang
Ritchie Blackmore: Gitarre
Bard David Of Larchmont: Keyboards
Lady Kelly Dewinter: Gesang
Earl Grey Of Chimay: Bass, Gitarre
The Scarlet Fiddler: Geige
Troubador Of Aberdeen: Schlagzeug

Label: Frontiers Records

Homepage: http://www.blackmoresnight.com

Tracklist:
1. I Think It`s Going To Rain Today
2. Troika
3. The Last Leaf
4. Lady In Black
5. Minstrels In The Hall
6. Temple Of The King
7. Dancer And The Moon
8. Galliard
9. The Ashgrove
10. Somewhere Over The Sea (The Moon Is Shining)
11. The Moon Is Shining (Somewhere Over The Sea)
12. The Spinner`s Tale
13. Carry On… Jon

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