VOMITORY und BODYFARM, Zentralmensa Göttingen: 24. Januar 2020

Zugegeben, der Veranstaltungsort «Zentralmensa» auf dem Universitätsgelände in Göttingen ist reichlich bizarr für ein Konzert mit VOMITORY, BODYFARM, ATOMWINTER und COLLAPSE INSTINCT. Doch das Ticket, per Post erhalten und auf dickes Papier gedruckt, besteht auf Zentralmensa und selbst 2020 ist der Glaube in ein liebevoll gestaltetes Papierstück größer als in sämtliche digitalen Tickets, die einem das Apple Wallet anbietet. 

Mit dem Flaschenpfand die UNICEF unterstützen

Selbst gegen halb zehn Uhr abends sieht man in den hell erleuchteten, sterilen Universitätsräumen noch StudentInnen bücherlos an ihren Computern arbeiten, während ein leises Grummeln in der Nacht davon verkündet, dass ATOMWINTER schon fleißig die Bühne bearbeiten. In der Zentralmensa drin sieht es dann ziemlich nach Metalkonzert aus – Merchandiese-Tische inklusiv anständigen Preisen, eine vor allem auf Bier spezialisierte Bar und … ein UNICEF-Infostand, wo man die leeren Pfandflaschen des flüssigen Brotes spenden kann. Die Idee kommt gut an, selbst wenn die hellblauen UNICEF-Shirts und die Broschüren mit Kindern drauf definitiv in die Kategorie «ungewohnt» fallen, zumal gleichzeitig die letzten herben Klänge von ATOMWINTER durch die Zentralmensa schallen. Die Göttinger Death Metaller strotzen selbst im letzten Song noch von Energie und das Publikum verlangt lautstark nach mehr Mucke der Lokalmatadore. Diesem Wunsch kommen die Göttinger indes nicht mehr nach, denn schließlich wird für BODYFARM noch umgebaut.

BODYFARM

Der Umbau für BODYFARM geht rasch und kontrolliert über die Bühne. Die Furcht, dass die Soundqualität in einer Universitätsmensa ganz furchtbar sein könnte (wir alle wissen, dass die wohlklingenden Heiratsanträge in amerikanischen Film-Mensen schon nur wegen des Sounds komplette Fiktion sind), erweist sich als unbegründet: BODYFARM in der Zentralmensa Göttingen klingt gleich gut wie BODYFARM am letzten MEH SUFF FESTIVAL. 

Ein Moshpit in der Mensa

Die niederländischen Death Metaller beginnen mit «Manhunt» von ihrem aktuellen Album «Dreadlord» und gehen gleich in die Vollen. Dem Göttinger Publikum gefällt es und während dem starken «The Last Crusade» bildet sich ein beachtenswerter Moshpit. Ein Moshpit in der Mensa! Wenn BODYFARM wie zu Beginn von «Woods of Dismay» das Tempo drosseln, gibt das der Meute eine kurze Verschnaufpause, die wird aber zugunsten der folgenden ufta-ufta-Prügelparts flott beendet. Hier und da kommen Erinnerungen an HYPOCRISY auf, wenngleich BODYFARM songwriterisch geradliniger ans Werk gehen. Remco Kreft (GRACELESS, SOULBURN) übernimmt den Gitarren- und Gesangspart von Thomas Wouters, der letztes Jahr an Krebs starb. Remco lebt seinen Part durch und durch und seine Performance wirkt – wie auch die der restlichen Band – routiniert und leidenschaftlich. Guter Gig!

Setliste BODYFARM

Manhunt
Angelreaper
The well of Decay
Vortex of Terror
The Last Crusade
Woods of Dismay
The Dark Age
Der Landkreuzer
Storming Revolution
The Coming Scourge
Unbroken
Slaves of War

VOMITORY

Nach einem Heimspiel in Karlstad mit AT THE GATES Ende November 2019 und ihrer Asien-Tour unternehmen VOMITORY eine Winterreise nach Deutschland. Göttingen ist nach Leipzig der zweite Stop der schwedischen Death Metaller. Nach einem kurzen Line Check mit schwedischen Albereien beginnen VOMITORY ihr Set mit „Blessed and Forsaken“ vom 2002er Album „Blood Rapture“. Der Sound ist gut, die Stimmung bierselig und ausgelassen und die Göttinger Zentralmensa erlebt an diesem Abend noch einen weiteren Moshpit. 

Ein blutiger Metzelstreifzug durch die VOMITORY-Diskografie

Die Moshpitbildung erweist sich als gerechtfertigt, da VOMITORY zu einem blutigen Metzelstreifzug durch ihre bisherige Diskografie ansetzen. Dabei dürfen Klassiker wie „Regorge in the Morgue“ oder „Serpents“ (wie immer mit dem „Snakes? Snakes! Snakes?!?“-Intro) nicht fehlen, doch den Song „The Corpsegrinder Experience“ vom 2001er-Werk „Revelation Nausea“ kriegt man live weniger oft zu hören und das Publikum ist entsprechend entzückt. Die Matten kreisen, der Moshpit lebt und es wird geklatscht und gejohlt. 

Blastbeats und geplantes Chaos

Gitarrist Peter übernimmt wie immer die Ansagen, während bei Bassist Erik manchmal unklar ist, ob er stimmlich in tieferen Tiefen unterwegs ist oder mit dem Bass. Tobias (CUT UP) prügelt sich unbarmherzig und gekonnt durch Blastbeats und todesmetallisches Gehölz. Dazu gesellen sich die Gitarrist Urbans Riffbretter, die nicht nur „Terrorize Brutalize Sodomize“ zum Klassiker machen. Mit dem fast schon grindigen „Chaos Fury“ schliessen VOMITORY ihr Set für diesen Freitagabend ab – fürs erste. Als die Schweden die Bühne verlassen, fängt die Meute ausdauernd an „VOMITORY, VOMITORY, VOMITORY“ zu skandieren, worauf VOMITORY zurück auf die Bühne kommen. Nach „The Voyage“ und dem Uralt-Kracher „Raped in their own Blood“ ist dann aber definitiv Schluss. VOMITORY verlassen zu EDDIE MEDUZAs „Porrfavor“ definitiv die Mensabühne. Schweiß, Leidenschaft und erstklassiger schwedischer Death Metal – VOMITORY.

Setliste VOMITORY

Blessed and Forsaken
Gore Apocalypse
Ripe Cadavers
The Corpsegrinder Experience
Redemption
Revelation Nausea
Regorge in the Morgue
Serpents
Perdition
Primal Massacre
Terrorize Brutalize Sodomize
Chaos Fury
The Voyage (Zugabe 1)
Raped in Their Own Blood (Zugabe 2)

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