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SATYRICON, HYPOCRISY, SODOM und THANATOS am MEH SUFF FESTIVAL, CH-Hüttikon – 7. September 2019

Der Mond prangt am hüttikonschen Nachthimmel, einige Wolken ziehen verstohlen an ihm vorbei und SATYRICONs Introklänge schweben stilgerecht durch die kühle Nacht. Das Stroh unter den Füßen der vorderen Publikumsreihen raschelt schwach, alle sind gewappnet für den Regen, welchen die Smartphonemeteorologen in rauen Mengen vorausgesagt haben. Doch keine Wolke weint, als Satyr, Frost und ihre Mitmusiker die Bühne entern und sich schnörkellos ihrem Schwarzmetall widmen.

 

SATYRICON – Black Metal, ein edler Tropfen

blankSATYRICON blanksind live auch an diesem Abend glatt wie gereiftes Olivenöl und geschmeidig im Abgang wie ein edler Tropfen aus der Piemont-Region. Frost ist schlagzeugtechnisch sowieso eine eigene Liga und ein Blick auf die Gesichter anwesender Schlagzeuger im Publikum lässt Neid und das schlechte Gewissen („Warum bin ich da und nicht im Übungsraum?“) erahnen. Satyrs Performance ist unterkühlter als am letztjährigen INFERNO METAL FESTIVAL und auch in punkto Bühnenrequisiten sind SATYRICON am MEH SUFF METAL FESTIVAL als Fliegengewicht unterwegs. SATYRICON atmen Routine mit jeder Note, die sie spielen – doch ein weniger oft gehörter Song wie „Filthgrinder“ vom „Rebel Extravaganza“-Album rutscht trotzdem auf die Setliste und zeigt die Spielkompetenz der Norweger außerhalb der Routine. Die Reaktionen des überwiegend aus Death Metal-Fans bestehenden Publikums sind positiv, aber etwas verhalten. Eingängige Kracher wie „Now, Diabolical“ werden mitgeschrien, doch scheinen viele ihre Kräfte für HYPOCRISY und SODOM aufzusparen und geben sich während SATYRICONs Auftritt hüftsteif.

 

Setliste SATYRICON

Intro
Black Crow on a Tombstone
Nocturnal Flare
Now, Diabolical
Deep Calleth Upon Deep
Intermezzo
To Your Brethren in the Dark
Filthgrinder
Mother North
The Pentagram Burns
Fuel for Hatred
K.I.N.G.

 

HYPOCRISY

blankNach einer gewohnt kurzen Umbaupause – die MEH SUFF-Stagehands sind perfekt aufeinander eingespielt wie ein Schweizer Uhrwerk – ist es um 22:15 Uhr Zeit für HYPOCRISY. HYPOCRISY schließen am MEH SUFF METAL FESTIVAL ihre eigene, marathonmäßige Festivalsaison ab (unter anderem mit einem Headliner-Spot am INFERNO FESTIVAL dieses Jahr). Gleichzeitig haben Peter Tägtgren und seine Mannen auch fleißig an einem neuen Album gewerkelt und irgendwo in den Festivalplan noch Videodrehs und Studiotermine reingequetscht. Von den Strapazen merkt man HYPOCRISY indes nichts an und das MEH SUFF-Publikum freut sich sichtlich auf den Ausflug in schwedische Death Metal-Gefilde mit Alien-Flair.

 

HYPOCRISY passen die Sonne an

HYPOCRISY geben sich an diesem Abend keine Blöße. Natürlich war die Bühnendeko am GAMROCKEN im heimischen Ludvika dieses Jahr üppiger, doch ein paar Requisiten haben es auch in die Schweiz geschafft und die Death Metaller spielen sich energiegeladen durch ein abwechslungsreiches Set. Einer der Höhepunkte ist – auch wenn es mitten in der Nacht ist – wie immer „Adjusting the Sun“ und das Publikum brüllt begeistert mit, selbst wenn die Sonne längst irgendwo in Amerika scheint und sich außerhalb des Anpassungsbereiches aufhält. Spontane Moshpits bilden sich und die Stimmung ist ausgelassen – HYPOCRISY liefern einen starken Gig ab.

 

Setliste HYPOCRISY

Fractured Millennium
Valley of the Damned
End of Disclosure
Adjusting the Sun
Eraser
Pleasure of Molestation / Osculum Obscenum / Penetralia
Fire in the Sky
Carved Up
War-Path
The Final Chapter
Intro: The Gathering
Roswell 47

 

SODOM

blankKurz vor Mitternacht ist es schließlich Zeit für SODOM. Viele älteren Semester hat es primär wegen des deutschen Metal-Urgesteins ans gewohnt perfekt organisierte und idyllische MEH SUFF METAL FESTIVAL gezogen, da SODOM trotz ihres Bandalters noch immer livemäßig abgehen wie eine Horde Jungspunde. Verpasst ein Ü35er dann doch „die Band, für die ich eigentlich gekommen war“, liegt es primär daran, dass er vom seligen Bierschlaf vor Mitternacht dahingerafft wird – und die SODOM-Sause schlicht verpennt.

 

Weil Thrash Metal eben alle eint

SODOM lassen dann auch von der ersten Minute an nichts anbrennen. Drummer Husky (ASPHYX) trommelt sich souverän durchs Set und Tom Angelripper ist nicht um klare Ansagen verlegen: „Der Bass ist 1978. So klingt er auch. Wir machen keine Trends mit.“ Auf Toms Ansage „Fuck the police haben wir nicht in der Setlist, aber dafür Outbreak…“ brüllt die Meute euphorisch „…of evil“ und danach wird getanzt, gemosht, gefeiert. Sogar einige Crowdsurfer gibt es und die Stimmung ist auf dem Siedepunkt angelangt. SODOM vereint eben alle – die misanthropische WATAIN-Anhängerin mit dem schweißelnden ABORTED-Enthusiasten, die verträumte DORNENREICH-Elfe mit dem bärtigen FINNTROLL-Heiden. Bei SODOM sind sich alle einig und die Setliste der Deutschen ist gespickt mit persönlichen Favoriten. Lichttechnisch passt sich das MEH SUFF METAL FESTIVAL-Team bei „Agent Orange“ sogar farblich an und der Moshpit beim abschließenden „Bombenhagel“ hat es echt in sich. Good violent fun – geiler Gig von SODOM!

 

Setliste SODOM

Silence is Consent
The Crippler
The Saw is the Law
Outbreak of Evil
Conflagration
Agent Orange
Suicidal Justice
Blasphemer
One Step over the Line
Partisan
Tired and Red
Remember the Fallen
Bombenhagel

 

THANATOS

blankDie niederländischen Thrasher von THANATOS haben am diesjährigen MEH SUFF METAL FESTIVAL den Platz auf der Running Order, der sonst traditionellerweise von Grindcore-Bands wie BIRDFLESH oder „Rausschmeißer“-Truppen wie MALIGNANT TUMOUR zuteilwird. Ganz am Ende sind die Holländer noch auf dem Billing erschienen und verabschieden an diesem Abend nicht nur das Publikum, sondern auch ihren langjährigen Bassisten Marco (MELECHESH). Umgebaut ist schnell und THANATOS legen mit „Dawn of the Dead“ los.

 

THANATOS liefern Thrash zu später Stunde

Stephan Gebedi (HAIL OF BULLETS) gibt bei THANATOS den Fronter und ist der Aufgabe, das von der Müdigkeit und vom Feiern zäh gewordene Publikum zu motivieren, fast nicht gewachsen. Zu Beginn des Auftritts sind nur etwa drei Reihen zu sehen, da viele wohl noch ihre letzten Merchandise-Einkäufe tätigen – die Preise für Merchandise sind wie immer anständig. Doch nach und nach kehren sie zurück – THANATOS rotzen motiviert drauf los und Ufta-Ufta-Beats mit SODOM– und KREATOR-Schlagseite locken große Teile des Publikums wieder zurück vor die Bühne, um die Matten zu schütteln.

Verfrickelter Thrash statt zehnminütigem Bass-Solo zum Abschied

Selbst die Drohung seitens THANATOS, dass Marco zum Abschied nun ein zehnminütiges Bass-Solo zum Besten geben werde, vertreibt das Publikum nicht mehr. THANATOS sind spielerisch definitiv keine einfache Kost und sowohl Gitarrist Paul (ASPHYX, HAIL OF BULLETS) wie auch Stephan shreddern unerbittlich. Mit „War“ gibt es noch einen neuen Song zum Abschluss, der offenbart, dass THANATOS sich auch weiterhin auf verfrickelten Thrash Metal konzentrieren werden.

Setliste THANATOS

Dawn of the Dead
Outward of the Inward
Global Purification
Feeding the War Machine
Angelic Encounters
The Silent War
And Jesus Wept
War

Die letzten THANATOS-Klänge verstummen. Regen zieht auf. Das MEH SUFF METAL FESTIVAL ist zu Ende. Der Herbst ist da.

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