blank

INTER ARMA: New Heaven

INTER ARMA suchen ihren „New Heaven“ und verknappen ihren Signature Sound, aber irrlichtern dabei durch die Grenzbereiche von Death Metal, Post Metal und Sludge

Leicht haben es INTER ARMA ihren Hörer*innen noch nie gemacht. Das Quintett aus Richmond, Virginia sieht sich als Grenzgänger zwischen Death Metal, Sludge und Post Metal, liebäugelt dazwischen immer wieder mit stilfremden Elementen und überzeugt gerade in dieser Disziplin. Das starke Albentrio „Sky Burial“, „Paradise Gallows“ und „Sulphur English“ liegt daher auch noch Jahre später schwer im Magen. Vier Jahre nach ihrem letzten Lebenszeichen, „Garbers Days Revisited“ mit seinen acht teils sehr originellen Coversongs, überraschen INTER ARMA mit dem bisher kürzesten Album ihrer Karriere: „New Heaven“ dauert keine Dreiviertelstunde und ist damit sogar kürzer als die brillante EP „The Cavern“.

Verknappt, fragmentiert und dennoch komplex: INTER ARMA richten mit „New Heaven“ ihr Songwriting neu aus.

Es deutete sich durch diese Hard Facts schon fast an: „New Heaven“ ist verglichen mit den früheren Alben von INTER ARMA vergleichsweise fragmentiert und zwischendurch zerfahren, obwohl das Quintett immerhin zwei Songs mit über sieben Minuten Länge bietet. „New Heaven“ lässt als eröffnender Titeltrack aber erstmals nur musikalisches Chaos erkennen. Der tonnenschwere Death Metal beginnt dissonant und rhythmisch vertrackt und hat dank der disharmonischen Leads einen Hauch Mathcore in sich. Was anfangs eher irritiert, sortiert sich beim Hören mit Kopfhörern – hier erzeugen INTER ARMA den passenden Raum. Der Drumsound mit viel Reverb, der an die 90er erinnert, und die breitwandigen Gitarren lassen sich dadurch viel leichter durchdringen.

Das treibende, mit ethnisch-mythologischen Gitarrenläufen geprägte Intro von „Violet Seizures“ steigert sich bald in Richtung Fieberwahn und zeigt, wie zwingend INTER ARMA agieren. So etwas wie Entspannung gibt es im Anschluss: „Desolation’s Harp“ ist nach einem furiosen Beginn schon fast klassisch strukturiert: Blast Beats, klare Riffs darüber gelegt, die Mischung aus Growls und Screams, und fertig ist das, was man als kleinen Hit bezeichnen können, auch dank einer Steigerung mit geschickt platzierten Gitarrenharmonien. Hier funktioniert die Verknappung, von INTER ARMAs Musik richtig gut.

„New Heaven“ wirkt vor allem auf Kopfhörern: INTER ARMAs Soundwand ist präsent in ihrer Brachialität, während sich die Band stilistisch nicht fassen lassen will.

Das instrumentale, von Twin Guitars dominierte Interlude „Endless Grey“ und das Gothic-Alternative Country-Stück „Gardens In The Dark“ disruptieren die vorangegangene Brutalität, werden aber nicht großflächig genug ausgespielt, um zu voller Größe anzuwachsen. Das funktioniert umso besser bei „The Children The Bomb Overlooked“: INTER ARMA leben hier ihr Grenzgängertum perfekt aus und entwickeln sich von TOM WAITS über NEUROSIS zu MORBID ANGEL. Am Ende gibt es keinen weiteren großen Big Bang, „New Heaven“ endet mit dem America-Song „Forest Service Road Blues“, der einerseits unspektakulär ist, andererseits aber gerade deshalb aufhorchen lässt, weil er durch seine Ruhe aus dem Album heraussticht und es tragisch beschließt.

Es steckt in INTER ARMAs DNA, die Grenzbereiche im Metal erlebbar zu machen, in denen viel Spannendes passieren kann. Das funktioniert natürlich nur, weil die Band sich stilistisch öffnen kann. Vor allem als Songwriter erforscht Drummer T.J. Childers den Raum zwischen den Genres und lässt INTER ARMA auf diese Art und Weise weiter einzigartig klingen. Frontmann Mike Paparo, dessen Growls brutal und tief, und dessen Singstimme einen düster-predigenden Gothic-Americana-Touch hat, ist der wirkliche Star auf diesem Album. Ihre Klangästhetik ist derweil nach wie vor einzigartig: So wenig wie sich INTER ARMA fassen lassen wollen, so präsent sind sie in all ihrer Brachialität. Und doch, „New Heaven“, das INTER ARMA verkürzt und verknappt präsentiert, holt nicht so weit aus, wie die Vorgänger. Solide ist das Album zweifellos, komplex und sperrig sowieso – aber leider zeigt es auch eine Band, die etwas mehr irrlichtert, als es ihr immer guttut.  Etwas mehr wäre hier schon drin gewesen.

Wertung: 5,5 von 8 Chimären

VÖ: 26. April 2024

Spielzeit: 41:50

Line-Up:
Mike Paparo – Vocals
Trey Dalton – Guitars, Keyboards, Mellotron, Vocals
Steven „Dirt“ Russell – Guitars
Joel Moore – Bass, Keyboards, Tape loops, Samples, Noise
T.J. Childers – Drums, Percussion, Guitars, Lap Steel, Piano, Noise

Label: Relapse Records

INTER ARMA „New Heaven“ Tracklist

1. New Heaven (Official Audio bei Youtube)
2. Violet Seizures
3. Desolation’s Harp (Official Audio bei Youtube)
4. Endless Grey
5. Gardens in The Dark
6. The Children The Bombs Overlooked
7. Concrete Cliffs (Official Video bei Youtube)
8. Forest Service Road Blues

Mehr im Netz:

https://interarma.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/INTERARMA
https://www.instagram.com/interarmamusic
https://twitter.com/INTERARMA804
https://interarma.bigcartel.com/

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner