Bereits ein Jahr später nach dem famosen Label-Einstand schicken die fünf Doom-Metal-Zauberlehrlinge aus Virginia mit der The Cavern EP (immerhin mit knapp 46 Minuten Spielzeit) den Nachfolger zu ihrem Meisterwerk ins Rennen.
Um von vornherein klar zu stellen: The Cavern beinhaltet nur einen einzigen Song, der von der Band bereits im Jahre 2009 geschrieben wurde und lässt deswegen etliche Black-Metal-Elemente wie Blastbeats vermissen. Stattdessen nehmen uns die Amis auf eine lange Zugreise quer durch das Doom/Stoner/Sludge-Reich mit, deren Beginn ganz klar der NEUROSIS Hauptbahnhof ist.
Den Anfang macht eine der Keyboard-Sequenzen, die bei den Kaliforniern auf The Eye of Every Storm verwendet wurden, bevor es nach einer melancholischen Akustik-Einlage, mit einem tonnenschweren Riffing, dem neben NEUROSIS wohl auch YOB Pate standen, weitergeht. Es ist an dieser Stelle bemerkenswert, dass obwohl der Einfluss der beiden Giganten unverkennbar ist, versuchen INTER ARMA erst gar nicht das Material zu kopieren bzw. zu recyceln, sondern bewahren stets ihre eigene Identität und klingen dadurch authentisch und keinesfalls aufgesetzt – das Songwriting wird hier zweifellos groß geschrieben.
Nach zehn Minuten wird das Material komplexer, denn in Kürze erreichen wir MASTODON. Diese an das Banjo-Spiel erinnernde Gitarrenriffs und wahnwitzige Drumparts lassen selbst Brent Hinds und Brann Dailor, die mittlerweile ihrer Leistung auf den ersten zwei MASTODON Scheiben hinterherlaufen, wahrscheinlich vor Neid erblassen.
Zehn Minuten später setzt die Violine ein, von keiner geringeren als Meg Mulhearn (U.S. CHRISTMAS) beigesteuert, die in Kombination mit den schweren, alles zermalmenden Riffs der Marke PALLBEARER The Cavern in die bis dahin ungeahnte epische Dimension befördert.
Nach solch einem intensiven Riff-Festival hätte der Zuhörer auf jeden Fall gut eine Verschnaufpause gebrauchen können, und würde in der Situation auf Pause drücken…Nein, denn auch daran haben die Fünf aus Richmond gedacht und sorgen mit einer verträumten Keyboard-Sequenz (wieder lassen hier NEUROSIS grüßen) gepaart mit den lyrisch angehauchten Gitarrenlicks und -riffs, die leicht aus der Feder eines John Baizley (BARONESS) stammen könnten, und dem zauberhaften Gesang von Dorthia Cottrell (WINDHAND) dafür, dass die Fahrgäste sich erholen und den finalen Reiseabschnitt unbeschwert genießen können.
Nach einer kurzen Aufenthalt in BLACK SABBATH geht es nun zurück zum Ausgangspunkt, wo das Stück mit den gleichen Riffs ausklingt, mit denen es vor vierzig Minuten begonnen hat. Die Reise ist somit zu Ende, und alle Fahrgäste werden gebeten, auszusteigen.
Da INTER ARMA sich, wie auch auf dem Vorgänger, in die geschickten Hände von Mikey Allred begeben hat, ist die Soundqualität auf The Cavern mindestens genau so erhaben wie auf Sky Burial und lässt daher keine Wünsche offen.
Offen dagegen bleiben wahrscheinlich nur die Münder der Zuhörerschaft, denn mit The Cavern katapultieren sich INTER ARMA endgültig in die absolute Genre-Elite und könnten bereits mit dem nächsten Album den Zutritt ins Doom-Metal-Pantheon verschaffen. Aus den Zauberlehrlingen wurden Zauberer.
Veröffentlichungstermin: 10.10.2014
Spielzeit: 45:46 Min.
Line-Up:
T.J. Childers – Drums
Steven Russell – Guitars
Trey Dalton – Guitars
Mike Paparo – Vocals
Joe Kerkes – Bass
Produziert von Mikey Allred
Label: Relapse Records
Homepage: http://interarma.bandcamp.com/
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/INTERARMA
Tracklist:
1. The Cavern