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OPETH und BURST am 16. Dezember 2005 im Backstage, München.

Ausnahmslos glücklichen Fans und eine sympathischen Band, die sich bei dem frenetisch applaudierendem Publikum bedankte – keine Frage, das war der Konzertabend des Jahres 2005.

Sonnenklar, dass vor dem Backstage an diesem Abend ein Schild mit der Aufschrift Ausverkauft prangen würde. OPETH sind in den letzten Jahren zu einer nicht unwesentlichen Größe gewachsen – was sich auch an den unverschämten Merchandise-Preisen ausmachen ließ – irgendwie sind sie momentan everybody´s darling. Nicht nur München, die meisten Dates der Tour waren restlos ausverkauft, vielleicht auch wegen den günstigen Ticketpreisen für rund 17 Euro. Das alles schien seine Spuren an dem guten Mikael Akerfeldt und seiner Band zu hinterlassen, an diesem Abend waren sie alle sehr gut gelaunt und sehr selbstbewusst.

Setlist BURST:

Where the Wave Broke, Vortex, Sever, The Immateria, Rain, Mercy Liberation

Nichtsdestotrotz begannen BURST mal wieder viel zu früh, so dass viele die Band verpassten. Obwohl, die meisten interessierten sich nicht für die schwedischen Metalvisionäre, die in ihr Set mit dem mitreißendem Where the Wave Broke einstiegen. Die Energie ihres Materials schlug sich in der fantastischen Liveperformance nieder, die speziell durch Bassist Jesper Liveröd und Gitarrist Jonas Rydberg geradezu rausgerotzt wurde. Auch Sänger Linus gab Vollgas und versuchte das Publikum anzuspornen, was absolut kein leichtes Unterfangen darstellte, zu unbekannt waren BURST dem Münchner Publikum und viele mussten sich erst an die eigenwillige Musik gewöhnen. Doch dann, je länger das Set wurde gab es immer mehr Applaus für die Stockholmer. Kein Wunder, die Songauswahl war hervorragend, The Immateria, Rain und das abschließende Mercy Liberation verursachten zumindest bei mir pure Gänsehaut und zeigten, dass die Songs von Origo auch hervorragend live funktionieren.

Musikalisch waren BURST an diesem Abend topfit, die Band war nach mittlerweile drei Wochen Tour sehr eingespielt und vor allem Gitarrist Robert brachte den klaren Gesang, der dem neuen Album Origo viel Magie verleiht, verdammt gut rüber. Lediglich die Gitarren klangen ab und an etwas breiig, vor allem bei den Leads, wer die Songs jedoch bereits kannte, wusste auch alles herauszuhören, nur für Neueinsteiger war es schwierig BURST in ihrer ganzen Pracht zu erfassen. Nach 35 Minuten war das tolle Set leider schon am Ende und trug zur Steigerung der eh schon guten Laune und zur Vorfreude auf – es sei gleich hier schon verraten – zwei Stunden OPETH, bei.

Opeth
Setlist OPETH:

Ghost of Perdition, When, White Cluster, Closure, Bleak, The Grand Conjuration, Under the Weeping Moon, The Baying of the Hounds, A Fair Judgement, Deliverance

OPETH ließen sich nicht wirklich lange Zeit, bereits um 21:15 Uhr stand das Quintett auf der Bühne und wurde unter frenetischem Jubel vom Publikum begrüßt. Mit einem typisch verschmitzen We are OPETH from Stockholm, Sweden begann die Show nach einem kurzen Intro. Ghost of Perdition begann und schon bangte der halbe, mit 800 Zuschauern gefüllte Club. Bassist Martin Mendez fetzte wieder wie wild hin und her und schüttelte ekstatisch seine Mähne, während Gitarrist Peter Lindgren die meiste Zeit zurückhaltender agierte und dafür sorgte, dass alle Riffs perfekt saßen. An den Drums fand sich wie schon auf dem Summer Breeze Martin Axenrot von BLOODBATH, der sich hinter den Kesseln bei der schwedischen Ausnahmeformation hörbar immer besser einlebt – zumindest an diesem Abend lieferte er eine einwandfreie Performance ab und stand seinem Namensvetter Martin Lopez, der leider immer noch außer Gefecht ist, in nichts nach. Gerade bei dem folgenden Lied konnte diese bestens aufeinander abgestimmte Einheit ein Stück präsentieren, das wohl die wenigsten erwartet hatten. When vom Götteralbum My Arms, Your Hearse blies alles um, bevor der Song wunderschön und ruhig aufhörte. Dabei fiel natürlich ein weiteres Mal auf, dass Mikael Akerfeldt ein begnadeter Sänger ist, für den nichts leichter zu sein scheint, als von wildem Death Metal-Gesang zu schönen klaren Vocals zu wechseln und dabei noch derartig anspruchsvolle Sachen auf der Gitarre zu spielen.

Opeth
Bewies größte Entertainerqualitäten: Mikael Akerfeldt von OPETH

OPETH blieben bei ihren alten Scheiben und zimmerten mit White Cluster alles in Grund und Boden, groovten wie Hölle und hatten den wohl besten Live-Sound, den ich in dieser Halle bisher erlebt habe. Das war auch wichtig bei dem ruhigsten Stück des Sets, Closure, das in einer absolut atemberaubenden Version gespielt wurde. Langsam baute es sich auf und wurde heavy bis dorthinaus und schien den Club mit glasklarem Sound zu zertrümmern. So viel zum Thema die Songs von Damnation wären langweilig – dies hat hoffentlich auch den letzten Zweifler bekehrt. Am meisten habe ich mich doch über das folgende Bleak gefreut, denn das ist mein absoluter Lieblingssong von OPETH. Und es tat dem Stück hörbar gut, dass die zweite Stimme von Per Wiberg den anspruchsvollen Gesangsarrangements halt gab. Wie alle anderen älteren Stücke wurden sie mit den herrlich warmen Orgeln und Keyboard-Arrangement, die dezent im Hintergrund blieben, aber dennoch das Material auf eine weitere Ebene hievten. Neuere Stücke wurden auch dargeboten, von Ghost Reveries folgten The Grand Conjuration und The Baying of the Hounds, die allesamt begeistert aufgenommen wurden. Das überraschendste Stück dieser überraschenden Setlist war jedoch Under the Weeping Moon vom Debütalbum Orchid, dem ich eigentlich eher gespalten gegenüber stehe, doch interessant war die Version dieses alten Klassikers in jedem Fall. Abgeschlossen wurde das Set nicht von Demon of the Fall, sondern von A Fair Judgement, das um ein Konzert ausklingen zu lassen mindestens genauso geeignet, wenn auch ungewöhnlich melancholisch war.

Mikael Akerfeldt bewies wiederum größte Entertainerqualitäten, denn zwischen den Stücken unterhielt er sich wie so oft mit dem Publikum und erklärte zum Beispiel den Saugern, wie die einzelnen CDs aussahen, er gestand großer David Hasselhoff-Fan zu sein, auch wenn dieser das OPETH-Cover von Looking for Freedom nicht mochte – die Ansagen von Herrn Akerfeldt wurden immer selbstbewusster, aber gleichzeitig auch selbstironischer. Vor der Zugabe veranstalteten OPETH dann noch ein kleines Quiz mit drei Fragen über die SCORPIONS, die zum Glück mit Müh und Not richtig beantwortet werden konnten. Somit fiel das angedrohte Pokerduell on stage aus und OPETH zogen mit Deliverance nochmal richtig vom Leder. So endete das Konzert nach zwei Stunden mit ausnahmslos glücklichen Fans und einer sympathischen Band, die sich bei dem frenetisch applaudierenden Publikum bedankte. Keine Frage, das war der Konzertabend des Jahres 2005.

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