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PRETTY MAIDS: It Comes Alive – Maid In Switzerland [2CD+DVD]

Livealbum Nummer 3 – diesmal mit DVD. Kein Pflichtkauf, aber auf alle Fälle richtig guter Melodic Metal, der bei aller Nostalgie frisch klingt und die Kontinuität und Konsistenz des bisherigen Schaffens zeigt.

PRETTY MAIDS gehören zu den ganz wenigen Bands, die ihren eigenen Stil erschaffen und über all die Jahre auch beibehalten haben. Die ultracharismatische Stimme von Ronnie Atkins hat sicher ihren Teil dazu beigetragen, dass man bei Songs der Band immer schon nach wenigen Tönen wusste, von wem sie stammen. Aber auch die Koexistenz von druckvollen Gitarrenriffs und melodischen Keyboards ist und bleibt ein Markenzeichen der Dänen. Die Kontinuität und Konsistenz des bisherigen Schaffens zeigt sich überdeutlich auf dem inzwischen dritten Live-Album It Comes Alive – Maid in Switzerland, welches am 1. Oktober 2011 im Z7 in Pratteln mitgeschnitten wurde. Während in der ersten Hälfte des Sets überwiegend neueres Material zum Zug kommt, dominieren gegen Ende ganz klar die Klassiker aus den 80ern. Es gibt nur vereinzelt Überschneidungen mit der Tracklist von Live At Least. Dafür bekommt man, von einer Handvoll Scream-Songs abgesehen, das komplette Screamin´ Live-Album noch einmal in aktualisierter Form präsentiert. Im direkten Vergleich besticht das neue Album durch ein dichteres Klangbild, das zwar ein bisschen überproduziert wirkt, aber letztlich dafür sorgt, dass man das Live-Erlebnis perfekt ausgesteuert nacherleben kann.

Tückischerweise ist die Musik einfach so schön, dass man beim Review schreiben immer wieder innehält und einfach gut gelaunt zuhört/mitrockt/Luftschlagzeug spielt/den Tennisschläger schnappt und vor dem Spiegel als Möchtegerngitarrist herumposen will. Klar, wer die Studioalben bereits besitzt, bekommt als Mehrwert lediglich ein paar Mitsingeinlagen – und erstmals eine DVD. Die PRETTY MAIDS-Liveshow verzichtet fast völlig auf Schnickschnack. Im Mittelpunkt stehen klar die Musiker, wobei Keyboarder Morten Sandager beim Schnitt etwas vernachlässigt wurde. Klanglich passt wie schon erwähnt alles, und auch optisch gibt es nichts zu meckern. Das Publikum hört und sieht man erfreulich gut, ohne dass spielerische Feinheiten im Lärm untergehen. Ich habe die Band seit 1999 dreimal live erlebt, und mein Erlebnis deckt sich weitgehend mit dem Video. Die aktuelle Besetzung harmoniert bestens und hat sichtlich Spaß auf der Bühne. Die Energie der Show spürt man besten beim Betrachten von Schlagzeuger Allan Tschicaja, der dermaßen freudig auf sein Kit einschlägt, dass man beim Zuschauen nur schwer stillsitzen kann. Ansonsten ist freilich Ronnie Atkins der Dreh- und Angelpunkt des Bühnengeschehens. Mit seiner mal sanften, mal reibeisigen Stimme bestimmt er, wo es musikalisch lang geht. Die Frische, mit der er neues wie altes Material singt, ist dabei sehr beeindruckend und unterstreicht, warum die Konzerte der Band seit eh und je gut besucht werden.

Die ebenfalls auf der DVD enthaltene Dokumentation konzentriert sich auf den konkreten Auftritt, wobei Bandmitglieder und Fans gleichermaßen zu Wort kommen. Der bandinterne Humor deutet sich häufiger an. Unterhaltsam ist auch, wie Ronnie Atkins augenzwinkernd die optischen Spuren kommentiert, die 30 Jahre Bandleben hinterlassen haben. Es wäre sicher schön gewesen, wenn die Gelegenheit für eine ausführliche Dokumentation der Bandgeschichte genutzt worden wäre. Wer die bisherigen Videoclips sucht, der wird ebenfalls enttäuscht werden. Eine positive Überraschung erleben dagegen jene Fans, die die Band im Laufe der Jahre aus den Augen verloren haben. Denn Stücke wie das träumerische Clay, das eingängig rockende Hell On High Heels und das melodische Little Drops Of Heaven zeigen, dass man da einiges verpasst hat. Für Anhänger der Band gibt es umgekehrt keine Überraschungen bei der Liedauswahl. Wer nicht noch eine Liveversion von Red, Hot And Heavy (wie immer mit Mitsingteil) hören will und eh bei jeder Tour ein Konzert der Band besucht, kann sich It Comes Alive vermutlich sparen. Alle anderen bekommen PRETTY MAIDS pur, was – falls das bis jetzt nicht deutlich genug rüberkam – gleichbedeutend mit einem großartigen, einmaligen Melodic Rock/Heavy Metal-Mix ist, den man in dieser Form heutzutage nur ganz selten findet.

Veröffentlichungstermin: 23.03.2012

Spielzeit: 116:52 Min.

Line-Up:
Ronnie Atkins: Gesang
Ken Hammer: Gitarre
Rene Shades: Bass
Morten Sandager: Keyboard
Allan Tschicaja: Schlagzeug

Label: Frontiers

Homepage: http://www.prettymaids.dk

Mehr im Netz: https://www.facebook.com/prettymaids

Tracklist:
1. Pandemonium
2. I.N.V.U.
3. Hell On High Heels
4. Welcome To The Real World
5. Destination Paradise
6. Another Shot Of Your Love
7. Scream
8. Walk Away
9. It Comes At Night
10. Queen Of Dreams
11. Savage Heart
12. Clay
13. Yellow Rain
14. Rock The House
15. Back To Back
16. Rodeo
17. Love Games
18. Future World
19. Little Drops Of Heaven
20. Please Don`t Leave Me
21. Red, Hot And Heavy
22. Lethal Heroes (nur auf CD)

It Comes Alive – The Movie (42-minütige Dokumentation – nur auf DVD)

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