MELVINS + LUSTMORD: Pigs of the Roman Empire

Keine Angst, King Buzzo und seinen Mannen wissen schon, was sie machen!

Da schüttelt es Otto-Normalhörer mal wieder so richtig, die MELVINS klopfen mal wieder an und bringen dieses Mal sogar zwei Freunde mit. Diese wären, wie unschwer zu erkennen ist, zunächst mal der liebe Herr B. Lustmord, der vielleicht den einem oder anderen durch seine Kollaborationen mit THROBBING GRISTLE bekannt sein drüfte. Ein etwas größerer Name, der da im Booklet neben den großen King Buzzo, Dale Crover und Kevin Rutmanis dabei ist, ist kein geringerer als Adam Jones von TOOL. Da darf man einiges erwarten, oder?

Und bitte, liebe Leute steckt eure Erwartungen zu Beginn nicht zu hoch, denn Pigs of the Roman Empire ist vor allem eins: Dezent. Ein Satz im Info könnte treffender nicht sein: Rock music with more brains than balls. Gebt dem Album Zeit und denkt dran, King Buzzo weiß was er macht, der mach nichts Schlechtes. Es braucht Zeit, bis man mit dieser Kollaboration warm wird, genauso wie es Zeit braucht, bis sich die Songs entfalten. Dafür erlebt man bei intensivem und genauem Hören eine kreative und verstörende Scheibe, die weniger auf vielen verschiedenen Teilen, viel mehr auf Stimmungen und Details basiert.

Der Großteil dieser Platte ist elektronisch, episch und psychedelisch, gerockt wird selten. Sei es das anschließende Idolatours Apostate oder der 23minütige Titeltrack, der sehr anstrengend ist, eben weil er sehr monoton scheint. Lediglich nach sechs Minuten verwandelt er sich in einen Rocksong, der fies und schleppend den Nacken herab kriecht und sich gewaltig aufbaut und verändert. Auch das gemeine Toadi Acceleratio ist ein gemeiner und finsterer Industrial-Song, der auf verzerrten Drumbeats und Samples basiert. Dem stehen zwei, drei knusprige Rocknummern gegenüber: Pink Bat, das flott und eingängig in den Allerwertesten tritt aber gleichzeitig sehr komplex ist, Safety Third ist ein erstklassiger Industrial Rock-Song, der an MINISTRY erinnert und ihnen alle Ehre macht. The Bloated Pope hingegen ist eine typische MELVINS-Nummer, verfeinert mit den Künsten der Gästen, sehr interessant und eigentlich das, was ich von der Scheibe erwartet habe.

Die Handschrift von Gitarrist Adam Jones ist, gerade im monumentalen Titelsong, unverkennbar, ebenso wie auch die originelle Elektro-Seite nur von Berufssicko B. Lustmord stammen kann. Dies bedeutet, dass der MELVINS-Fan, der an und für sich eh sehr open-minded ist, seine Lieblingsband nie empfänglicher für andere Einflüsse erlebt hat. Aber Vorsicht: Diese Scheibe ist WIRKLICH nur was für offene Geister. Sickos, denen diese Bandnamen was sagen und was damit anfangen können sollen, ja müssen fast zugreifen, denn selbst wenn es hier und da etwas planlos wirkt, derartig geglückt ist diese Zusammenarbeit. Wer allerdings die MELVINS kennen lernen will, sollte lieber zu einer anderen, weniger verstörenden Scheibe greifen, denn obwohl oder weil diese Scheibe eher ruhig ist, zum Wahnsinn treiben die Pigs of the Roman Empire unbedarfte Hörer liebend gerne.

Veröffentlichungstermin: 23. August 2004

Spielzeit: 59:54 Min.

Line-Up:
King Buzzo – Vocals, Guitar, Bass Guitar, Electronics

Kevin Rutmanis – Bass Guitar, Slide Bass, Electronics, Guitar, Keyboard

Adam Jones – Guitar

Dale Crover – Drums

B. Lustmord – Sound Design, Programming and Production

Produziert von B. Lustmord
Label: Ipecac Recordings

Homepage: http://www.lustmord.com

Tracklist:
1. III

2. The Bloated Pope

3. Toadi Acceleratio

4. Pigs of the Roman Empire

5. Pink Bat

6. ZZZZ Best

7. Safety Third

8. Idolatrous Apostate

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