MARILLION: Marbles

Ihr wollt Emotionen nicht nur spüren, sondern auch hören? Dann kauft euch „Marbles“!

Ist schon komisch. Bereits seit dem Februar 1989 ist Steve Hogarth Sänger bei den bereits 1978 gegründeten MARILLION. Er ist länger bei MARILLION als es sein Vorgänger FISH
je war und mit der Band auch mehr Alben aufgenommen („Marbles“ ist bereits das neunte…) als sein schottischer Vorgänger, der die Band im September 1988 verlassen hat. Doch irgendwie hab’ ich das Gefühl, dass mindestens 85% der MARILLION-Fans auf die „MARILLION und FISH machen wieder gemeinsame Sache“-Nachricht warten. Das ist etwas ungerecht. Klar, auch ich finde, dass Herr Hogarth bei weitem nicht das Charisma von Fish hat, aber nichtsdestotrotz ist er ein toller Sänger und Texter. Also, warum soll man sich nicht darüber freuen, dass man regelmässig tolle Alben von FISH UND MARILLION präsentiert bekommt.

Auch „Marbles“ ist ein solches geworden, auch wenn ich mindestens drei Durchläufe brauchte, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Einige der Songs erinnern zwar an die „Brave“-Phase der Band (1994), doch wäre es ein Fehler, die Songs nur als „Brave“-like zu bezeichnen. Die erste Singleauskopplung „You´re Gone“ (nach „Kayleigh“, „Lavender“ und „Incommunicado“ die vierte „Top 10“-Single in den UK Charts) hat neben modernem Drumming nämlich auch etwas zu bieten, was mich an eine Band wie U2 oder auch die SIMPLE MINDS erinnerte. „Angelina“ ist ein Stück der ruhigeren und leider auch durchschnittlicheren Sorte, bei dem aber Gitarrist Steve Rothery (übrigens das einzig noch zur Band gehörende Gründungsmitglied) besonders glänzt. Auch „Fantastic Place“ klingt eher zerbrechlich, was sicherlich mit am wehleidigen (nicht jauligen!) Gesang Steve Hogarth’s liegt.
Welch geniale Songschreiber die Herren Musiker sind beweisen sie zwar mit jedem einzelnen Song, aber ganz besonders durch „Neverland“. Ein Song, das eher getragen beginnt, sich aber nach und nach zu einem machtvollen Übersong entwickelt. Auch der fast 14-minütige Opener „The Invisible Man“ zeigt den Freunden und Feinden der Band, was eine „Progessive/Art Rock“-Keule ist. Die Band ist aber nicht nur in der Lage, bei einem Epos wie diesem zu glänzen, sondern überzeugt mit „Don´t Hurt Yourself“ auch die Hörer, die es eher eingängig, mitsingbar, radiotauglich und relativ flott mögen. Im krassen Gegensatz zu diesem Song steht dagegen mit „Drilling Holes“ nicht nur das wohl abgefahrenste Stück dieses Album, sondern auch der Track, bei dem die ansonsten eher introvertierten Musiker mal etwas aus sich herauskommen.
Abgerundet wird das Album durch vier kurze Intros/Outros namens „Marbles“ (und sinnigerweise von eins bis vier durchnummeriert), die das Album wohl zusammenhalten und als ein Konzeptalbum erscheinen lassen sollen.

Ein sehr schönes Album voller Tiefgang, erschaffen von Musikern mit Herz und Hirn! Definitiv keine Fahrstuhl- oder Kaufhausmusik bzw. Musik mit begrenzter Haltbarkeit. Ihr wollt Emotionen nicht nur spüren, sondern auch hören? Dann kauft euch „Marbles“!

Veröffentlichungstermin: 03.05.2004

Spielzeit: 68:08 Min.

Line-Up:
Steve Hogath – Vocals

Ian Mosley – Drums

Steve Rothery – Guitar

Pete Trewavas – Bass

Mark Kelly – Keyboards

Produziert von Dave Meegan
Label: Edel

Homepage: http://www.marillion.com

Email: hogarth@marillion.com

Tracklist:
1. The Invisible Man

2. Marbles I

3. You´re Gone

4. Angelina

5. Marbles II

6. Don´t Hurt Yourself

7. Fantastic Place

8. Marbles III

9. Drilling Holes

10. Marbles IV

11. Neverland

12. You´re Gone (Single Mix) (Bonus Track)

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