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KVELERTAK: Meir

Doch kein grosser Wurf.
Norwegen liefert wieder. Die kunterbunten Party-Blacker KVELERTAK melden sich mit dem langersehnten Nachfolger zum selbstbetitelten Erfolgsabum zurück. Der Name für die Scheibe wurde nicht zufällig gewählt, denn die Jungs wollen sich ja nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern zeigen, dass sie zu noch mehr fähig sind, und die Skeptiker, die damals behaupteten, die Band sei eine Eintagsfliege, des Besseren belehren.  

Zunächst ein Paar Worte zur Verpackung: Bei der Produktion und der künstlerischen Gestaltung bleiben KVELERTAK konservativ und setzen auf das altbewährte Personal – Kurt Ballou (CONVERGE, BLACK COBRA, MISERY INDEX) sorgt wieder mal für einen warmen und transparenten Sound, für die Optik ist nach wie vor John Dyer Baizley (BARONESS, PIG DESTROYER, BLACK TUSK) zuständig. Veränderungen im Line-Up gibt es auch keine.

Musikalisch wird auf Meir insgesamt wenig Neues geboten, man setzt hier auf die gleichen Tugenden wie auf dem Debüt – melodischer Hardcore garniert mit einer Prise Black Metal und einem Schuss Rock´n´Roll, wobei so etwas wie eine Black Metal-Version von TURBONEGRO entsteht. Auch wenn die Songs wegen dem Cleangesang und Akustikparts poppiger klingen, präsentiert sich die Band hier wesentlich reifer und ambitionierter, das Album hat mehr Fluss und wirkt auch homogener, und in der zweiten Hälfte wird sogar für die eine oder andere Überraschung gesorgt.

Der Reigen beginnt mit einem melodischen, leicht orientalisch angehauchten Gitarrenriff, der sich erst langsam zu einem recht unspektakulären dreiminütigen Song entwickelt, der den Namen Apenbaring freilich nicht verdient hat. Vielmehr ist das ein verschwenderischer Umgang mit guten Ideen, denn man könnte es hier bei einem rein instrumentalen Intro belassen oder den Track um ein paar Minuten strecken, stattdessen belässt man es bei den guten Ansätzen. Für mich die erste wirklich schwache Nummer der Platte. Kaum macht sich bei mir die Enttäuschung breit, kippt die Stimmung, denn die sechs Norweger bringen endlich das, worauf man drei lange Jahre gewartet hat – den zügellosen Black´n´Roll. Zwar finden sich unter den nächsten sechs Stücken keine Überhits der Marke Mjød, Sjøhyenar (Havets Harrer) oder Blodtørst, aber das ist eher darauf zurückzuführen, dass aufgrund der durchgehend hohen Qualität es wirklich schwer fällt, die einzelnen Songs hervorzuheben. Mir persönlich haben hier besonders Snilepisk und Månelyst imponiert.

Nach dieser starken Phase kommt es letztlich zu einem Bruch, denn nach dem großartigen Månelyst kommen die längsten Songs des Albums in einem Dreierpack. Normalerweise halte ich es für begrüßenswert, wenn eine Band es versucht, aus den alten Mustern auszubrechen und etwas Neues zu probieren, aber hier bleibt mir am Ende nur Unverständnis. Während Nekrokosmos die Messlatte noch irgendwie halten kann, obwohl das Outro ein wenig aufgesetzt wirkt, sind Undertro und Tordenbrak für mich eine reine Zumutung. Das mag vielleicht fies klingen, aber vor allem das neun(!)minütige Tordenbrak erinnert mich an manch schlechten Sex, der zwar lange dauert, dabei aber keine Höhepunkte liefert. Diese neun Minuten könnte man locker ohne nennenswerten Substanzverlust auf vier bis fünf Minuten komprimieren, denn ab der Mitte ist die Spannung leider komplett weg, und der Song plätschert bis zum Schluss einfach vor sich hin. Schade, denn hier wäre viel mehr drin gewesen.

Klar kann ich nachvollziehen, dass die Norweger damit ihre progressiv-psychedelische Seite zeigen wollten, aber erstens ist der gleiche Gitarrenriff zum gleichen Drumbeat vier Minuten lang weder progressiv noch irgendwie psychedelisch (Undertro) und zweitens gehört das Schreiben von langen Stücken zu den absoluten Königsdisziplinen im Songwriting. Zum Beispiel NEUROSIS oder WOLVES IN THE THRONE ROOM gehören zu den ganz wenigen Bands, die dieses Handwerk nahezu perfekt beherrschen. Diese fünfzehn Minuten Uninspiriertheit und heilloser Überforderung führen letztendlich zu einem massiven Punktabzug, denn wer am Ende ganz oben mitspielen will, der kann sich keine Ausrutscher dieser Art erlauben.

Leider gelingt KVELERTAK mit Meir doch nicht der erhoffte große Wurf, weil die Band sich allzu oft weigert, die guten Ansätze konsequent zu verwerten, und eklatante Schwächen im Songwriting zeigt. Ansonsten dank der ersten sechseinhalb richtig starken Stücke kein Totalschaden und insgesamt eine doch nette Scheibe, die über weite Strecken durchaus Stimmung macht. Doch zwischen gut gemeint und gut gemacht liegt oft ein himmelweiter Unterschied und deshalb gehört Meir für mich ganz klar zu den großen Enttäuschungen des noch jungen Jahres.

Veröffentlichungstermin: 29.03.2013

Spielzeit: 49:05

Line-Up:
Erlend Hjelvik – Vocals
Bjarte Lund Rolland – Guitar
Maciek Ofstad – Guitar
Vidar Landa – Guitar
Marvin Nygaard – Bass
Kjetil Gjermundrød – Drums

Produziert von Kurt Ballou
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.kvelertak.com/
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/Kvelertak

Tracklist:
01. Åpenbaring
02. Spring Fra Livet
03. Trepan
04. Bruane Brenn
05. Evig Vandrar
06. Snilepisk
07. Månelyst
08. Nekrokosmos
09. Undertro
10. Tordenbrak
11. Kvelertak

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