Mal wieder Tapentenwechsel im Hause ENTOMBED: Wo Morning Star noch eher mit den ersten drei bis vier Alben vergleichbar war, wo Same Difference locker-flockig rockte und wo Uprising eine dicke Schicht Rotz im Hals hatte, liegt Inferno nicht so ganz. Oder doch? Irgendwie ist ihr neues Baby die ganze Vergangenheit plus einem dicken Batzen bösestem Doom. Aber es rockt.
Doch was zunächst auffällt: Inferno hat eine miese Produktion, so rauh und dreckig, wie nichts, dass ich in letzter Zeit gehört habe. Wenn man sich daran gewöhnt hat und das ist spätestens beim zweiten Song The Fix is in der Fall, weiß man, warum ENTOMBED auf Teufel komm raus so ekelhaft sein wollen: Weil ihre neuen Songs das ganz einfach sind. Denn dieser Track ist zusammen mit Children of the Underworld die Essenz der neuen ENTOMBED: Überflüssiger Schnickschnack wird über Bord geworfen, stattdessen werden simple Killerriffs, stampfende Drums-Beats und angepisste Vocals vom Leder gezogen. Und statt der SLAYER-Einflüsse auf Morning Star gibt es jetzt BLACK SABBATH-Querverweise.
Wie wunderbar das harmoniert offenbart sich, wenn man das Album am Stück hört. Zweifellos sind hier immer noch ENTOMBED am Werk, nur wollen sie sich in keinster Weise limitieren. Das war auf dem Vorgänger auch nicht der Fall, dieses Mal ist es aber konsequenter. Daher schleichen sich bei Young & Dead und Skeleton of Steel SLAYER ein, bei Flexing Muscles gibt es einen Schuss MORBID ANGEL zu hören, und That´s When I Became a Satanist huldigt zusammen mit Nobodaddy schwedische Rock ´n Roller wie die HELLACOPTERS.
Alles in allem ist ENTOMBED mit Inferno ein Stück rohes Fleisch gelungen, das Die-Hard-Fans wie mich beglückt und bei allen anderen eine große Zerreissprobe heraufbeschwört. Fakt ist: Inferno steht bei mir an Stelle Nummer drei nach Clandestine und Morning Star. Ein paar Ausfälle (Retaliation, Night for Day) gibt es zu verzeichnen, aber dafür überwiegen die anderen Songs mit ihren Hooklines und dadurch, dass ENTOMBED es schaffen so eine Produktion aufzufahren, ohne dass auch nur ein Track darunter leiden würde. Und wisst ihr, was ich jetzt mache? Ich begebe mich direkt in den Moshpit des nächsten Clubs, denn ich weiß, dass ENTOMBED, die da heute spielen, mir auch dieses mal wieder mächtig den Arsch aufreißen werden!
VÖ: bereits erschienen
Spielzeit: 46:15 Min.
Line-Up:
L.G. Petrov – Vocals
Uffe Cederlund – Guitar
Alex Hellid – Guitar
Jörgen Sandström – Bass
Peter Stjärnvind – Drums
Label: Music For Nations
Homepage: http://www.entombed.org
Tracklist:
1. Retaliation
2. The Fix is in
3. Incinerator
4. Children of the Underworld
5. That´s How I Became a Satanist
6. Nobodaddy
7. Intermission
8. Young & Dead
9. Descent into Inferno
10. Public Burning
11. Flexing Muscles
12. Skeleton of Steel
13. Night for Day