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EISREGEN: Zerfall

…und gleich noch ein sehr gutes Black-Metal-Album mit deutschen Texten…
‘Wären CARCASS jemals vom Teufel besessen worden, hätten sie wohl vergleichbar geklungen.’, lässt das Label der Band “Last Episode” verlauten. Nun, ich bin zugegebener Maßen mit den carcassischen Werken so gut wie gar nicht vertraut, aber so schlimm sind EISREGEN jetzt ja nun auch wieder nicht…

…jedenfalls nicht unbedingt, was die Musik angeht. Bei dieser handelt es sich nämlich um Black Metal, der sich hauptsächlich im Midtempo-Bereich bewegt, angereichert mit kurzen Knüppel-Parts und fast schon doomigen Passagen. Wichtig für die Atmosphäre der Musik ist wie so oft das Keyboard, das mich etwas an die erste THE GATHERING-Scheibe oder an das Debüt von CREMATORY (die erste, als sich die Band noch nicht wie eine Popband mit Bontempi-Keyboards anhörte) erinnert.

EISREGEN zaubern oft interessante Harmonien hervor

Die Songs sind sehr abwechslungsreich gehalten und können den Zuhörer (fast) immer festhalten. An den einen oder anderen Stellen dürfte das Songwriting zwar noch etwas mehr von belang sein, aber diese Stellen werden doch sehr gut von der morbiden Atmosphäre überbrückt. Und auch die fast schon obligatorischen Akustik-Teile sind in den Sound integriert, wobei EISREGEN hier auch oft sehr interessante Harmonien hervorzaubern.

Richtig sick wird’s dann aber erst, wenn es um die in Deutsch verfassten Lyrics geht, die sogar fast durchgängig verständlich sind, von dem schnellen Gekrächze mal abgesehen. Die ersten vier Songs bilden ein Konzept, das im Mittelalter zur Zeit der Pest spielt. Aus der Ich-Perspektive wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der der Pest erliegt, jedoch vor seinem Tode den Plünderungen des Pestdoktors und seinen Mannen zum Opfer fällt, die ihn mitsamt der anderen Leichen und Fast-Leichen auf den Leichenkarren werfen und in der Leichengrube verscharren. Dort erlebt er seinen Tod und seine Wiederauferstehung, die nur den Sinn hat, seine Peiniger aufzusuchen, um diese der Rache zukommen zu lassen.

“Zerfall” ist ein atmosphärisches Album

Das Ganze wird jedoch auf eine so kranke und morbide Weise erzählt, dass man sich schon fast in einem Splatterfilm zu befinden glaubt. Dabei sind die Texte von der Qualität her IMO wirklich nicht schlecht, aber eben nix für die Jenals dieser Welt. Genauso evil sind auch die Texte der restlichen Songs, wobei ‘Herzblut’ noch besonders hervorzuheben wäre, das nach Meinung des Labels die erste Black Metal-Ballade darstellt, worüber man sich streiten kann. Interssant ist die Geschichte dieses Massenmörders jedoch schon, Sätze wie ‘Nichts erreicht diese unsäglichen Gefühle, wenn ich an deinem Körper nach dem Herzen wühle’, sprechen wohl Bände.

Fazit: Gutes atmosphärisches Black-Metal-Album, dessen Texte die Band sicher ins Gespräch bringen wird, jedoch noch eine Bitte an die Band: Nächstes Mal kein so ein furchtbar billiges Cover, bitte…

Veröffentlichungstermin: 06.04.98

Spielzeit: 38.17 min.

Line-Up:

M. Roth – Stimmen
Yantit M. – Puls
M. Lenz – Hochtöner
K.Matthes – Tieftöner
-Df- – Tasten

Produziert von M.Raithel
Erschienen bei Last Episode Records

EISREGEN “Zerfall” Tracklist

1. …und über allem weht der Wind so kalt
2. Legende des Leides
3. In der Grube
4. Auferstehung
5. Ich bin Viele
6. Eispalast
7. Ode an den Niedergang
8. Herzblut
9. Endzeit

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