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DIRGE: Elysian Magnetic Fields

Souveräner Post Hardcore der alten Schule: Monolithisch, tief schürfend, kalt und abstrakt.

So vage wie der Titel Elysian Magnetic Fields es andeutet, ist das musikalische Universum von DIRGE auch dieses Mal wieder. Vier Jahre haben sich die französischen Musiker genüsslich zurück gelehnt, um den Nachfolger vom monströsen Doppelalbum Wings Of Lead Over Dormand Seas zu realisieren, und prompt klingen sie doch ein wenig reifer, charismatischer, fokussierter. Und dabei hat sich nicht viel geändert, die Markenzeichen sind die gleichen geblieben, immer noch zeigen sich DIRGE als große Verehrer von GODFLESH und NEUROSIS. Während sich in den letzten Jahren seit Wings Of Lead Over Dormand Seas ähnliche Bands wie A STORM OF LIGHT erhoben und jede Menge experimentierten, blieben DIRGE davon unbeeindruckt, viel mehr aber ihrer Vision treu. Ob das nun etwas altbacken oder einfach nur konsequent ist sei dahin gestellt, denn Elysian Magnetic Fields alleine ist schon so monolithisch, dass alles andere dagegen unwichtig wird.

Innovationslosigkeit hin oder her, DIRGE formen gigantische Wüsten aus erkalteter Lava, die sich in die Unendlichkeit hinziehen. Wie ein grenzenloser Trost legt sich über diese Tristesse hier und da ein wärmender Sonnenstrahl, der nicht alles, aber vieles relativiert. So bedrückend das Album auch wirken mag, die Tristesse behält nicht die Überhand in Elysian Magnetic Fields. Die Schwere, die DIRGE entfesseln ist dennoch beachtlich. Mittels massiver, tief gestimmter Riffs, schleppender Rhythmen, beschwörendem, gepressten Gesang und dezenten, atmosphärischen Synthesizern wird vielleicht keine rituelle Hypnose à la MINSK erzeugt, aber DIRGE gehen ähnlich tief. Elysian Magnetic Fields ist abstrakter und kälter, aber ebenso mitreißend. Schon mit Morphée Roughe entsteht eine Sogwirkung, die sämtliche acht, größtenteils überlangen Stücken beibehalten wird.

Und dennoch, mal sind DIRGE intensiver, mal lockern sie – wohl unbeabsichtigt – ihren Griff. Elysian Magnetic Fields trumpft mit einer grandiosen ersten halben Stunde auf, die durch Obsidian und Cocoon das Blut in den Adern gefrieren lässt. Wenn sich aus der undurchdringlichen Wand aus Riffs, zähen Rhythmen, heftigen Bässen und bizarren Synthesizern das Geschrei in den rauen, aber irgendwie sanften Gesang verwandeln, dann wirkt das durchaus prophetisch. Durch der starken Wirkung dieser Stellen dosieren DIRGE das so, dass es ganz besonders wirkt. Hier wird deutlich, wie intensiv sich das französische Quintett mit dem Songwriting an Elysian Magnetic Fields beschäftigt hat.

Dennoch hängt das Album an ein paar Stellen, in der Mitte verlieren DIRGE ihr Werk ein wenig aus den Augen, wie es scheint. Erst nach dem kurzen Instrumental Narconaut finden die Musiker ihre Form wieder und belohnen den Hörer mit einem magischen Abschluss. Elysian Magnetic Fields schafft es dennoch, den Hörer über eine Stunde lang in eine seltsame Welt, voller dunkler, aber intensiver Farben zu führen und das unbarmherzige, kalte Diesseits ein wenig vergessen zu lassen. Freunde von gut gemachtem, souveränem Post Hardcore werden am fünften Album von DIRGE große Freude finden.

Veröffentlichungstermin: April 2011

Spielzeit: 66:13 Min.

Line-Up:

Marc T. – Guitar, Vocals, Programming
Stêphane L. – Guitar
Christian M. – Bass
Alain B. – Drums
Christophe D. – Samples

Label: Division Records

Homepage: http://www.dirge.fr/

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/blightrecords

Tracklist:

1. Morphée Roughe
2. Obsidian
3. Cocoon
4. Sandstorm
5. Elysian Magnetic Fields
6. Narconaut
7. Falling
8. Apogée

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