ORDER OF ISAZ, ORDOGS: Stockholm, Blecktornskällaren, 25.05.2007

Einen Goth Rock-Sänger, der sich als Knödel tituliert, sieht man wohl nicht alle Tage…

Pläne müssen simpel sein und einfach durchzuführen. Dies traf auch auf den bewusst unvernünftigen Kurztrip nach Stockholm zu, dessen einziger Zweck es war, NIFELHEIM und VENOM live zu sehen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Mit zwei Stunden Schlaf in den Knochen und einem steifen Nacken kam man genau zwei Minuten vor dem SAS-Streikbeginn frühmorgens im Stockholmer Arlanda-Flughafen an. Etwas später war dann klar – heimkommen ist nicht. Also zurück in die schwedische Hauptstadt, um den nun zum Kurzurlaub angewachsenen Konzerttrip würdig zu genießen – mit anderen Worten: Am Freitagabend zum ersten ORDER OF ISAZ-Konzert und am Samstagnachmittag zum Hammarby IF-Heimspiel.

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Passabler punkiger Rock mit Schwächen im Gesangsbereich – ORDOGS

Anders als das gestrige Konzert im Klubben fiel der heutige Auftritt eher in die Sparte Underground. Schon kurz vor neun war es im Keller des gemütlichen Pubs, dem Blecktornskällaren, eher voll und ziemlich warm, zumal hier eher Tunnel-artige Verhältnisse herrschten. Auf der kleinen Bühne machten sich die Opener ORDOGS bereit und führten ihren eigenen Soundcheck mittels Mischpult auf der Bühne durch. Angeführt von Fronterin Johanna, die gleichzeitig Gesangs- und Gitarrenaufgaben übernahm, begann das schwedische gemischte Doppel um 21:15 Uhr sein Set. Obwohl der Bandname mit zwei Ö-Pünktchen mehr auf Ungarisch den Teufel bezeichnet, boten ORDOGS kaum teuflische Klänge. Vielmehr gab es leicht punkig angehauchten, simplen Rock zu hören, der jedoch wenig Wiedererkennungswert sein eigen nennen konnte. Technisch positiv fiel nichtsdestotrotz die Rhythmus-Sektion auf, Drummer Freiman (BLACKSHINE) und Bassistin Zandra boten ein solides Groove-Fundament, auf welches jedoch leider keine wirklich spannenden Gitarrenmelodien gebaut wurden. Zwar führten die Stücke, die zügiger und punkiger daherkamen, zu freudigem Mitnicken der vorderen Reihen, aber kleinere Soundprobleme und insbesondere der etwas schwache Gesang stahlen auch den schnelleren Parts den Drive. Nichtsdestotrotz ernteten Songs wie Wasted Again, Bad Blood, Mr. Lick und Losing it all wohlwollenden Anstandsapplaus. Insgesamt lieferte das Quartett so einen passablen Gig ab, die Schwächen im Gesangsbereich müssten allerdings behoben werden und die Gitarrenfraktion könnte etwas mehr Spannung und Rotzigkeit vertragen.

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Trotz Live-Premiere sichtlich gut aufeinander eingespielt – ORDER OF ISAZ

Gegen halb elf zwängten sich dann die fünf Schweden von ORDER OF ISAZ auf die kleine Bühne. Wie das Intro kamen auch die später in den Songs dezent eingesetzten Synth Lines ab Band, was jedoch nicht weiter auffiel, da die 2006 gegründete Band trotz Live-Premiere sichtlich gut aufeinander eingespielt wirkte. Daran änderten auch die vor allem im ersten Teil des Gigs auftretenden technischen Probleme mit Rückkopplungsquietschern und das Runterfallen des Backdrops wenig. Gegen Mitte des Auftritts wurden die äußeren Soundumstände allerdings weniger widrig, selbst wenn auch das Quintett die Mischarbeit selber übernehmen musste. So oder so harmonierte das Zusammenspiel der Goth Rocker, deren Sound angenehm unpathetisch klingt und ohne weinerlichen Gesang auskommt.

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NECROPHOBIC-Fronter Tobias Sidegård spielt bei ORDER OF ISAZ die Gitarre.

Obwohl in den Songs selber eine düstere Atmosphäre herrscht, die mal dezent an neuere MOONSPELL, dann wieder an SISTERS OF MERCY oder FIELDS OF THE NEPHILIM gemahnt, sind ORDER OF ISAZ weit von bloßer Kopiererei entfernt. Und anders als viele andere Anhänger ihrer Zunft, verstanden es die Schweden auch, hier und dort etwas Humor aufblitzen zu lassen. Statt Kitsch-triefenden Schlagertexten à la ILLUMINATE präsentierte der groß gewachsene Fronter lieber seine Deutschkenntnisse in einem Soundcheck und witzelte Eins, zwei – Nazipolizei. Ich bin ein Knödel, was vom durchmischten Publikum mit Gebrüll quittiert wurde. Hier fiel dann auch wieder auf, dass die anwesende Meute weniger dem aufgebrezelten Gothic-Klientel entsprach, sondern eher ein buntes, gut gelauntes Grüppchen darstellte, das beinharte Metaller, Rocker und Hammarby IF-Fussballfans in sich vereinte.

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Eins, zwei – Nazipolizei. Ich bin ein Knödel – Humor der Marke ORDER OF ISAZ

Songtechnisch berücksichtigten ORDER OF ISAZ zum einen das aktuelle, selbst betitelte Demo, präsentierten aber auch neueres Material. Hier und da lieferte Gitarrist Tobias Sidegård, der sonst bei NECROPHOBIC als Fronter und Bassist tätig ist, einige Backing-Vocals und feuerte auch mal das Publikum an. Nach einer knappen Stunde bedankte sich der Fronter mit einem freundlichen Tack så mycket und stimmte den letzten Song Walk in the Park an. Diese Ankündigung wurde von den Zuhörern mit Applaus quittiert und es wurde rasch offensichtlich, dass der eingängige Opener des Demos Hit-Qualitäten für sich beanspruchen kann. Nach Walk in the Park war dann jedoch Schluss. Es wurde wieder hell und der DJ legte wieder Suspicious Minds von ELVIS PRESLEY auf, ein Song, der einige der Metal-verrückten Schweden zum Verweilen und Mitsingen in Bühnennähe motivierte. Der Rest des Publikums verstreute sich rasch Richtung Bar und hinteren Teil des Clubs in der Hoffnung, der stickigen, warmen Bühnengegend zu entkommen und sich Abkühlung zu verschaffen…

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