BURY X-MAS FEST: Münster, Sputnikhalle – 26.12.2004

Nachdem die sonstigen X-Mas Festivals aller Musikrichtungen bereits während der vorweihnachtlichen Konsumverstrahltheit stattfanden, wurde in Münster am zweiten Weihnachtsfeiertag unter dem Banner "Bury X-Mas Fest" ordentlich nachgefeiert.

POOSTEW | SEVENTH SEAL BROKEN | DEADSOIL | DESTINY | CALIBAN

Nachdem die sonstigen X-Mas Festivals aller Musikrichtungen bereits während der vorweihnachtlichen Konsumverstrahltheit stattfanden, wurde in Münster am zweiten Weihnachtsfeiertag unter dem Banner Bury X-Mas Fest ordentlich nachgefeiert. Geladen wurde zum alten Hawerkampgelände bzw. zur Sputnikhalle und wie nicht anders bei dem aufgefahrenen Line-Up rund um CALIBAN zu erwarten, fand man die Halle mit über 600 Anwesenden bereits rappelvoll vor, als man um 19 Uhr den Einlass hinter sich ließ. Für manche die größte Enttäuschung des Abends, für die anderen wiederum nicht sooooo wichtig, war die Tatsache, dass die im Vorfeld angekündigten Jungens von MAROON die Bühne an diesem Abend nicht in Schutt und Asche legen wollten. Anfang Dezember sagten die Ostdeutschen leider ohne Begründung ihr Erscheinen ab und auch am Abend des 26.12. war der eine oder die andere erstaunt, noch nichts über den (bereits Wochen zuvor bekannt gegebenen) Verlust erfahren zu haben. Mit DEADSOIL konnten die Organisatoren des ersten Bury X-Mas Fest, DJ Reimut und Timo vom Green Hell Record Shop, aber kurzfristig einen guten Ersatz arrangieren.

POOSTEW
Den Startschuss gab´s von der Grind´n´Roll Combo POOSTEW aus Münster, deren Mitglieder anscheinend die jüngsten unter den auftretenden Bands waren. Durch die Boxen bekam man einen Schwung Grindcore mit einer ordentlichen Portion Groove um die Ohren geklatscht. Zusätzlich gab´s vom Sänger noch jede Menge fett rollende Growls, die recht gewaltig daher kamen. Das konnte man aber nur feststellen, wenn man sich in der knappen Spielzeit von 25 Minuten intensiv mit der Mucke auseinandergesetzt hat, die durch die Boxen zerrte. Denn es war wirklich ein Gezerre und der erste, aber auch der letzte Funke ließ auf sich warten. Das lag einerseits an einem miserablen Boxensound und andererseits an dem Licht, welches auf der Bühne gar nicht vorhanden war. Da die Sputnikhalle schlecht abgedunkelt war, kamen auch die wenigen Strahler von der ca. 15 Meter entfernten Tanzflächenbestrahlung nicht richtig zur Geltung. Als positiv kann man u.a. werten, dass man heutzutage nicht immer ein super-cooles Metalcore Shirt tragen muss, sondern sich auch mal mit einem old-school CANDLEMASS-Shirt zeigen kann, wodurch POOSTEW, gewollt oder ungewollt, ihre Geschmacksvielfalt zeigten.

SEVENTH SEAL BROKEN
Ein kurzes Gespräch mit dem Mischer über den schlechten Sound bei POOSTEW, ergab leider keine ausführliche Antwort. Dafür eine kurze: Dass die folgenden drei Bands auch alle keinen Soundcheck gemacht hätten. Das diente nicht grade dem positiven Vorausblick auf die nächste Band. Zum Glück konnten die aus dem Ruhrgebiet stammenden, jungen [oder bin ich nur schon zu alt? – Anm. d. Verf.] und folgenden SEVENTH SEAL BROKEN mit ihren angekündigten Schwedenhass mit Mosh-Sound richtig gut überzeugen. Zwar ließ der Boxensound anfänglich immer noch keine besseren Sequenzen frei und die Lichtproblematik blieb bestehen, dafür preschte der Sound gegenüber den Vorgängern um einiges aggressiver durch die Boxen und vor der Bühne kam auch endlich mehr Bewegung in die Reihen. Das Hauptaugenmerk galt Frontmann Przemek, der sein Organ radikal und gekonnt durchs Mikro shoutete und sich dabei mit einer guten Portion Standfestigkeit zeigte. Die Stimmrichtung liegt wohl irgendwo zwischen traditionellem Death Metal-Growls, teils mit thrashigen Einflüssen und mit heftigen Growls versetzt. Während des Sets wurde der Sound erstaunlicherweise etwas besser, auch die eher klassischen und powerlastigeren Metallriffs kamen jetzt richtig fett zur Geltung und die unzähligen Breaks, die zwar streckenweise zu massiv aneinandergereiht wurden, hatten auch was für sich. Einen Geburtstag konnte die Band in ihren Reihen auch gleich mit abfeiern, denn einer der Gitarristen war der Glückliche und das kommt schließlich nicht alle Tage auf so einem Event vor. Auf das Reißen seines Gitarrengurtes beim unkoordinierten in-die-Lüfte-springen gehen wir jetzt mal nicht näher ein. Da kann man nur hoffen, dass man die Truppe zukünftig live – auch mit den einen oder anderen Gurtverschleiß – erleben darf, denn kraftvolles Potential ist vorhanden. Wer sich eines der selbstproduzierten 4-Track Demos für drei Euro gesichert hat, weiß, was man vom vielleicht bald erscheinenden und besser produzierten Demo erwarten kann/darf/soll.

DEADSOIL
Wahnsinn. 40 Minuten Umbau bzw. ein ellenlanger Soundcheck. Oder war es sogar noch länger? Keine Ahnung, aber das Warten schien gar kein Ende mehr zu finden. Nachdem alles passte legten DEADSOIL, die mit ihrem letzten Album The Venom Divine gar nicht so gute Kritiken einfahren konnten, sich jedoch mächtig ins Zeug. Die lange Fummelei in der Pause hatte tatsächlich ihr Gutes, denn der Sound ballerte endlich korrekt durch die Boxen und anscheinend wurde auch der Lichtschalter für die Bühne gefunden. Der Abfahrt stand also nichts mehr im Wege. Und die folgte prompt! Anfangs noch etwas zurückhaltend flippten die vordersten Reihen bereits beim zweiten Track völligst aus. Vom Material gab´s, was Friedrich in seinen Ansagen bestätigte, viel älteres von Forever the Enemy zu hören. Das tat der Stimmung keinen Abbruch, sondern brachte eher noch mehr Bewegung in den Laden. Bedeutete erfreulicherweise auch, dass mehr Death Metal-lastiges Zeugs anstatt der neueren und nicht so ganz eigenwilligen HC-lastigeren Tracks geboten wurde. Die Stimmlage hörte sich auch derbe tiefer angelegt als auf Platte an. Die Power, die Friedrich u.a. durch sein Laufpensum auf der Bühne freisetzte, stachelte die Crowd zusätzlich an. Beim neueren Hate ging´s dann so richtig in Richtung lasst uns die Bude abreißen und der erste kraftvolle Circle-Pit kam vor der Bühne in die Gänge. Der ließ bei den folgenden Tracks zwischenzeitlich etwas nach, die gute Atmosphäre blieb aber konstant und die ersten stürzten von den Boxentürmen. Der Rest der Band wirkte stark mit sich selbst beschäftigt, wobei Stefan seinen Viersaiter zwar ausgiebig bearbeitete, aber seinem Gesichtsausdruck nach in eine ganz andere Welt abzuschweben schien. Gitarrist Boris war hingegen etwas aufgeweckter bei der Sache und konnte für mehr Action auf der Bühne sorgen. Das anfangs rasende und dann eher groovig werdene History Retold, zu dem erst kürzlich ein Video-Clip gedreht wurde, preschte auch recht energisch durch die Boxen und ließ die Meute abgehen. Das blieb auch durchgehend bis zum Gig-Ende so. DEADSOIL lieferten eine korrekte Show mit satter Energie zum richtig guten Abfeiern ab. Wenn man nach dem Gig durchgeschwitzt vor der Halle frische Luft tanken wollte, musste man feststellen, dass eine Person bei der vorangegangenen Action nicht so gut weggekommen war, denn die Sanitäter im Krankenwagen hatten bereits alle Hände voll zu tun. Kurzfazit: Wer die letzte DEADSOIL Veröffentlichung nicht kennt oder für nicht so gut beurteilt, der sollte sich die Band(e) bei der nächsten Gelegenheit auf jeden Fall mal live anschauen. Sehenswert!

DESTINY
Neben DEADSOIL die zweite Lifeforce Band an diesem Abend, gelten DESTINY gegenüber ihren Labelkollegen als tourfreudiger.

DESTINYs Gitarrenheroe Sebastian

Hatte man die Band u. a. bei der im Spätherbst stattfindenden EASTPAK RESISTANCE Tour meist nur als Opener erlebt, so war in Münster die Startposition vor dem Headliner endlich gerechter, wenn man den Erfolg ihres letzten Werks The Tracy Chapter. Die Stimmung war erstaunlicherweise nicht ähnlich früh aufgeheizt wie bei DEADSOIL, aber das kann auch an den anfänglichen Soundproblemen des Mikros gelegen haben, denn u. a. klang der Gesang derart monoton, dass man sich diesen anfangs glatt wegwünschte. Dafür gab´s in der Zeit zwischen den einzelnen Gesangspassagen und während des gesamten Gigs genug Action auf der Bühne zu sehen und es wurde auch hierbei deutlich, dass das Gesamtgefüge im Gegensatz zu DEADSOIL viel besser harmoniert und man bei DESTINY von einer eingespielten Einheit sprechen kann, die bereits mit ihrer Bühnenerfahrung gewachsen ist und sich immer mehr festigt. Vor allen anderen muss mal wieder Gitarrenheroe Sebastian erwähnt werden, denn wo sich bei anderen Bands überwiegend zwei Gitarristen die Arbeit teilen, kämpft er sich alleine durch und zog auch hier eine druckvolle Performance durch. Sascha am Viersaiter groovte auch wie wild und war neben Frontmann Johannes der Motivator, der mal links, mal rechts und immer dort war wo man ihn grade nicht vermutete. Einfach überzeugend und gewillt den Fans alles zu geben, wonach diese verlangten. Geniale Band, zu der man gar nicht so viel zu schreiben braucht. Punkt!

CALIBAN
Was für eine Lautstärke! Nicht von der Mucke, sondern der Publikumspegel ist gemeint. Klar, die dreifache Einleitung mit Where is your … … Love, unterlegt mit den Trommelsalven und der Ankündigung zum Opener The Beloved And The Hatred rissen die Meute auch an diesem Abend mit. Dass dabei aber eine stadionähnliche Lautstärke entsteht – wer hätte das gedacht. Fakt ist: Der Laden stand von der ersten Sekunde an Kopf, es gab kein Halten mehr und die Band wurde, bereits bevor das erste Stück ausklang, nach allen Regeln des Mosh und Pogos abgefeiert. Eine Altbekannte kam an diesem Abend bereits früher zum Einsatz: Zur Teilung der Menge für die Wall of Death wurde bereits beim dritten Track aufgerufen und der Grossteil der Anwesenden fand sich auch auf einer der beiden Seiten wieder. Beim Startschuss zum rasenden Stigmata befand man sich dann in einem Meer von rotierenden Haaren, aufeinanderprallenden Körpern, kreisenden Armen und kickenden Beinen wieder. Durchgedrehte Action. Schade nur für diejenigen, die während des Amoklaufs ihre Schuhe verloren hatten, denn von denen wurden so einige nach dem Geschehen hochgehalten, um ihre Eigentümer ausfindig zu machen [ich empfehle: tragt wieder mehr Docs auf Konzerten, hilft Wunder – Anm. d. Verf.] Im weiteren Verlauf gab´s hauptsächlich Tracks der letzten Releases Shadow Hearts und The Opposite From Within um die Ohren geklatscht. Einen der wenigen Schwenker in frühere Zeiten gab´s mit Fire of Night, getoppt von Assassin of Love von der ersten Split mit HEAVEN SHALL BURN.

CALIBANs Frontmann Andy

Ohne viel Melodiebögen und cleanen Begleitvocals, dafür aber sofort und ohne Umwege auf die Lauscher. Hätte eigentlich zum Ausgleich nur noch A Summerdream gefehlt. Egal, mit Between The Worlds war man im Weiteren auch mehr als zufrieden. Neben Habt ihr auch viele Geschenke bekommen? gab´s neben den Ansagen der nächsten Tracks keine weiteren Äußerungen von Andy. Die Band wirkte zwar etwas ermüdet, was nach dem permanenten Touring im Jahre 2004 natürlich mehr als verständlich ist. Ihr Programm zogen sie aber wie immer gekonnt und routiniert durch. Die Erfahrung macht´s! Ein bisschen Verwirrung kam auf, als CALIBAN nach nicht mal 60 Minuten Goodbye spielten. Das war natürlich die Ursache, dass danach viele bereits den Weg nach draußen suchten. Da darf man den Titel nicht zu genau nehmen und auch mal einen Blick auf die Bühne riskieren, denn die Band stand immer noch seitlich auf dieser und sammelte sich für den Endspurt des Abends. Mit One Of These Days ging´s dann nach der kurzen Pause weiter und die in der Halle Verweilenden hatten endlich genug Platz, um vernünftig am Rad zu drehen. Einige, die zuvor verschwunden waren, kehrten aber auch zurück. Und das hat sich gelohnt, denn DESTINYs Johannes rockte mit CALIBAN zusammen die Bühne in Grund und Boden und gab seine inzwischen besser rüberkommenden Shouts zum Besten. All das konnte beim Abschluss mit Vicious Circle noch getoppt werden. Nachdem sich mindestens 30 oder mehr Personen auf der Bühne einfanden, wurde nicht nur vor dieser kräftig abgefeiert, sondern auch darauf gemosht, gepogt und was richtig cool kam: sogar geschwommen auf der auf der Bühne stehenden Menge. Nicht schlecht. Die Freude war groß, alle gut drauf und man war sich aller-aller-spätestens in diesem Moment sicher, bei der besten Weihnachtsparty 2004 am Start gewesen zu sein.

Fazit: Eine klasse Veranstaltung mit keiner schwachen Band im Programm. Die Newcomer waren genauso gut wie die Bands mit Plattendeal in der Tasche und diese sind sich immer noch nicht zu schade mit uns zusammen die Bude abzureißen. Und das für immer noch schmales Geld. Dann warten wir mal sehnsüchtig, was uns die nächste Party in Münster beschert, die wahrscheinlich schon zu Pfingsten einschlagen wird.

BURY
Aufbau zur Wall of Death …
BURY
ab geht´s I …
BURY
ab geht´s II …
BURY
Das Finale …

Fotos: Malte Seidel

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