Brainstorm live in München 2025

BRAINSTORM, ARION, STRANGER VISION: Konzertbericht – Backstage Halle, München – 03.03.2025

Zwei neue Platten, zwei Headliner, eine Tour: BRAINSTORM und ARION schließen sich zusammen, um ihre neue Alben gebührend zu feiern. Wie gut das aktuelle Material auf der Bühne funktioniert, demonstriert das Gespann an einem Montagabend auch im Münchner Backstage.

Lachen ist bekanntlich die beste Medizin, gleich danach aber kommt schon das Tourleben. Das zumindest meint BRAINSTORM-Frontmann Andy B. Franck, dessen Hausarzt ihn dieser Tage lieber mit Schal und dicken Socken unter der Bettdecke gesehen hätte. Einfach Zuhause zu bleiben war für den Sänger aber keine ernsthafte Option, schließlich gibt es Grund zu feiern: Die Veröffentlichung der neuen Platte „Plague Of Rats“ (2025) ist der Anlass, ausnahmsweise auf ungewöhnliche Heilmethoden zu setzen und doch den Tourbus zu entern.

Gemeinsam mit den Finnen ARION, die für ihr soeben erschienenes Werk „The Light That Burns The Sky“ (2025) ebenfalls dem Ruf der Straße folgen, geht es folglich quer durch die Bundesrepublik bis ins schöne München, wo im hiesigen Backstage ein Wiedersehen mit vielen alten, doch auch einigen neuen Gesichtern wartet. Blicken lassen will sich zum vorgezogenen Showbeginn allerdings nur ein Teil von ihnen: Als mit STRANGER VISION der Anheizer die Bretter betritt, herrscht aufgrund der frühen Stunde leider noch gähnende Leere in der Location.


STRANGER VISION

Stranger Vision live in München 2025

Immerhin treffen die Italiener am frühen Abend auf offene Ohren: Zahlenmäßig mag es vor den Brettern noch arg überschaubar zugehen, doch die Aufmerksamkeit richten die Anwesenden dafür uneingeschränkt in Richtung Bühne. Das liegt natürlich auch am sauber dargebotenen Material der Progressive Power-Metal-Band, die gleichermaßen ein Händchen für nette Soli wie kraftvolle Refrains beweist.

Die Resonanz in der Backstage Halle fällt in der Folge umso beachtlicher aus – dem Lautstärkepegel nach zu urteilen würden wir locker die doppelte bis dreifache Menge an Fans vermuten. Das spornt offensichtlich an, wie der energetischen Performance Daniele Morinis zu entnehmen ist. Der Bassist nutzt die komplette Bühnenfläche für sich, zieht sich aber auch regelmäßig in den Hintergrund zurück, damit Frontmann Ivan Adami mittels großer Gesten den Ton angeben kann.

Bodenständig und sympathisch gewinnen STRANGER VISION das Publikum schnell für sich

Stranger Vision live in München 2025

Dass der Sänger dabei nicht nur stimmlich auf der Höhe ist, sondern überaus bodenständig und sympathisch durch den Abend führt, macht sich binnen kürzester Zeit bezahlt: Selbstverständlich schießen genrekonform schon nach Minuten die Fäuste hoch, während STRANGER VISION in erster Linie das Material ihres aktuellen Albums „Faust – Act I: Prelude To Darkness“ vorstellen. Nebst Stücken wie dem nachdenklichen „Nothing Really Matters“ oder dem rockigen „Carpe Diem“ vergisst das Quartett aber nicht das hiesige Publikum: Mitsingen dürfen die Münchner:innen im BLIND GUARDIAN-Cover „Bright Eyes“, bevor nach 40 Minuten und dem starken „Desolate Sea“ das Ende plötzlich schneller da ist als erwartet.

STRANGER VISION – ca. 40 Min.

1. Strive
2. Nothing Really Matters
3. Wasteland
4. Look Into Your Eyes
5. Carpe Diem
6. Bright Eyes (BLIND GUARDIAN-Cover)
7. Desolate Sea

Fotogalerie: STRANGER VISION


ARION

Arion live in München 2025

Eine geschlagene halbe Stunde lassen ARION die Münchner:innen warten, um in den Genuss der ersten Klänge ihres brandneuen Albums zu kommen. Mit dem Titeltrack „The Light That Burns The Sky” eröffnen die Finnen ihr Set immerhin mit Elan und Power, wodurch mit einem Schlag das Leben in die Halle zurückkehrt. Das gilt insbesondere für das Treiben auf der Bühne selbst, wo es inmitten des zahlreichen Equipments für die sechs Musiker ganz schön eng werden kann, zumal es Arttu Vauhkonen nur selten hinter seinem Instrument hält.

Ist der Keyboarder gerade nicht an den Tasten gefragt, setzt er auch mal zu kleinen Ausflügen an, um Drummer Topias Kupiainen verschmitzt mit den Beckenschlägen unter die Arme zu greifen oder einfach nur die lange Mähne ungestört in großem Bogen kreisen zu lassen. Sind Vauhkonens Künste in „I Don’t Fear You“ oder dem Piano-Solo vor der Ballade „You’re My Melody“ gefragt, ist der Musiker aber stets zur Stelle.

ARION-Sänger Lassi Vääränen ist mit der Resonanz der Münchner Fans zufrieden

Arion live in München 2025

Zeit im Rampenlicht bekommt indes auch Gitarrist Iivo Kaipainen, der ans Ende von „Bloodline“ kurzerhand ein eigenes Solo hängt und auch sonst gern am Bühnenrand seine Fingerfertigkeiten zur Schau stellt. Eingängig, aber kraftvoll gestalten ARION auf diese Weise ihr Set, mit dem sie die Menge schnell auf ihre Seite holen. Nicht nur die eingefleischten Anhänger:innen der Band, auch die eher BRAINSTORM-affinen Zuschauer:innen klatschen bereits zu „I’m Here To Save You“ munter mit.

Frontmann Lassi Vääränen scheint mit der Resonanz auf die erste Headline-Tour ebenfalls zufrieden: Das Backstage mag zu diesem Zeitpunkt bestenfalls zur Hälfte gefüllt sein, feiert jedoch, als wäre der Raum bis zum Bersten gefüllt. Allein bei rund 70 Minuten Gesamtspielzeit hätten sich ARION die einstudierte Zugaben-Routine sparen können: So schnell wie die Symphonic Power Metal-Band zurückkehrt, kann selbst Sänger Vääränen nur verlegen nachschieben, dass er mit der Ankündigung des angeblich letzten Songs wohl gelogen habe.

Ihren größten Hit haben sich ARION für das Finale aufgespart

Arion live in München 2025

Oben drauf gibt es drei Songs, darunter auch den größten Hit „At The Break Of Dawn“, dessen Gastpart von Elize Ryd (AMARANTHE) man heute Abend kurzerhand vom Band laufen lässt. Stören will sich daran im Backstage aber niemand: Zu sehr sind vor allem die vorderen Reihen beschäftigt, jedes Wort des Tracks aus voller Kehle mitzuschmettern.

ARION Setlist – ca. 70 Min.

1. The Light That Burns The Sky
2. I’m Here To Save You
3. Punish You
4. I Don’t Fear You
5. Wildfire
6. Bloodline
7. From An Empire To A Fall
8. Burning In The Skies
9. You’re My Melody
10. In The Name Of Love
11. Wings Of Twilight
—————————
12. Like The Phoenix I Will Rise
13. Unforgivable
14. At The Break Of Dawn

Fotogalerie: ARION


BRAINSTORM

Brainstorm live in München 2025

War die Laune im Backstage ohnehin schon gut, erreicht sie mit dem Auftritt Dieter Bernerts schlagartig völlig neue Sphären. Viel mehr als die ersten Takte des groovenden „Worlds Are Comin‘ Through“ braucht der Drummer nicht vorzugeben, um den Laden fest hinter sich zu wissen. Es ist ein geschickter Schachzug, mit einem kraftvoll-stampfenden Klassiker wie diesem zu beginnen, und das zeigt Wirkung.

Während die Vibrationen der donnernden Lautsprecheranlage hinter uns mittlerweile die dritte Bierflasche von der seitlichen Abstellfläche zu Boden befördern, schaltet die restliche Halle zum starken „Devil’s Eye“ einen Gang höher. Dass der gesundheitlich angeschlagene Andy B. Franck in der Strophe merklich zu kämpfen hat, spielt derweil keine Rolle: Gesungen wird den restlichen Song eben gemeinsam im Chor. Zumal der Frontmann mit Bassist Jim Ramses neuerdings einen durchaus kompetenten Background-Sänger in seinen Reihen weiß.

Selbst nach all den Jahren können BRAINSTORM jeden Augenblick auf der Bühne immer noch genießen

Brainstorm live in München 2025

Schief gehen kann mit diesen Voraussetzungen somit eigentlich nichts, egal ob BRAINSTORM nun mit dem starken „Shivas Tears“ einen Ausflug in die „Soul Temptation“-Tage (2003) wagen oder dessen indische Anleihen mit „The Shepherd Girl (Gitagovinda)“ in die Gegenwart tragen. Sowohl Songmaterial als auch Stilelemente sind zeitlos genug, um auch im Jahr 2025 noch den Nerv der Anhängerschaft zu treffen. Schließlich beschreitet man denselben Weg größtenteils schon seit mehreren Dekaden, wie Andy B. Franck nach einem prüfenden Blick in die Meute festzustellen weiß: Dass dort zum Teil Tourshirts getragen werden, deren Alter er lieber nicht aussprechen möchte, mache ihn schon ein wenig Stolz.

Dass BRAINSTORM nach all den Jahren nicht nur so geerdet auftreten, sondern dabei auch noch jeden Augenblick auf der Bühne genießen können, ist vielleicht das Geheimnis hinter der engen Bindung zwischen Band und Fangemeinde. Trotz der deprimierenden Nachrichten dieser Tage wolle man sich folglich die Laune nicht verderben lassen: „Highs Without Lows“ verspricht Franck, woraufhin im Backstage allerorts die Fäuste Richtung Decke schießen. Ehrensache übrigens auch für ARION-Keyboarder Arttu Vauhkonen, der von der oberen Galerie aus in das entschlossene Gebaren mit einstimmt.

Zum Ende hin setzen BRAINSTORM auf neues Material und große Hits

Brainstorm live in München 2025

Ob selbiger auch dem ausdauernden Sangeschor angehört, der sich zum Evergreen „All Those Words“ gar nicht mehr einbremsen lässt, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Unsere Aufmerksamkeit gilt zu diesem Zeitpunkt wieder dem Quintett auf der Bühne, das die skandierenden Fans irgendwann selbst unterbrechen muss. Auch hier allerdings mit cleverer Methodik, indem sie den textsicheren Fans kurzerhand den Singalong „Glory Disappears“ servieren.

Zwischen erprobten Live-Hits wie „Turn Off The Lights” oder “Where Ravens Fly” verfehlt aber auch das brandneue Liedgut nicht seine Wirkung. „Garuda (Eater Of Snakes)“ gefällt mit satten Riffs, wohingegen „Behind Enemy Lines“ das Tempo zum Ende hin nochmal anzieht. Den vollen Einsatz würdigen BRAINSTORM schließlich mit einem Highlight zum Abschluss: „Ravenous Minds“ darf als großes Finale natürlich nicht fehlen und rundet eine intensive wie mitreißende Show ab, die letzten Endes nur den Wunsch nach mehr zurücklässt.

BRAINSTORM sind sich sicher: Live-Musik kann heilend wirken

Brainstorm live in München 2025

Doch ist das die Kehrseite der Co-Headline-Pakete, die eben auch ihre Kompromisse erfordern und im Gegenzug von Synergie-Effekten profitieren. Dem angeschlagenen BRAINSTORM-Sänger Andy jedenfalls scheinen die kürzeren Set-Zeiten nicht gänzlich ungelegen zu kommen: Mit jeder Show gehe es etwas besser. Wenn Lachen also die beste Medizin ist und die Energie zwischen Band und Fans gleich danach kommt, dann dürfte es mit der Gesundheit des Frontmanns die kommenden Tage eigentlich weiterhin steil aufwärts gehen; haben wir doch heute im Münchner Backstage von Beidem eine ganze Menge gesehen.

BRAINSTORM Setlist – ca. 70 Min.

1. Worlds Are Comin’ Through
2. Devil’s Eye
3. Shivas Tears
4. The Shepherd Girl (Gitavoginda)
5. Highs Without Lows
6. Turn Off The Lights
7. All Those Words
8. Glory Disappears
9. Garuda (Eater Of Snakes)
10. Where Ravens Fly
11. Beyond Enemy Lines
12. Crawling
13. Ravenous Minds

Fotogalerie: BRAINSTORM

Fotos: Tatjana Braun (https://www.instagram.com/tbraun_photography/)

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