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MIGHTY D.: Mit 98,9 Prozent voll dabei! – oder: Was bringt es dir als Newcomer, 20 Demos zu veröffentlichen?

MIGHTY D. gibt es nun schon ein paar Jahre, bisher hat die Band um den ehemaligen Atrocity Bassisten Rene Tometschek aber erst ein Video herausgebracht. Nun haben MIGHTY D. ihr Debütalbum "In The Sad Valley Of Tears" am Start, das sound- und spieltechnisch voll überzeugen kann und jeden Freund von technisch anspruchsvollem, atmosphärischem Death Metal gefallen sollte. Und dass die Jungs auch was zu sagen haben, stellten Rene und Gitarrist Carsten in unserem Interview unter Beweis…

MIGHTY D. gibt es nun schon ein paar Jahre, bisher hat die Band um den ehemaligen Atrocity Bassisten Rene Tometschek aber erst ein Video herausgebracht. Nun haben MIGHTY D. ihr Debütalbum In The Sad Valley Of Tears am Start, das sound- und spieltechnisch voll überzeugen kann und jeden Freund von technisch anspruchsvollem, atmosphärischem Death Metal gefallen sollte. Und dass die Jungs auch was zu sagen haben, stellten Rene und Gitarrist Carsten in unserem Interview unter Beweis…

Fangen wir erst einmal mit der Schubladisierung an. Wir würden die Musik von Mighty D. als technisch anspruchsvollen Death Metal bezeichnen. Was meint ihr dazu?

Najaaaaa…

(Gelächter)

Was stört euch daran?

Carsten: Doch, kann man eigentlich schon so sagen. Mich wundert nur, dass
kein Thrash dabei ist.

Rene: atmosphärisch. Ich würde sagen atmosphärischer Death Metal.

Ich finde, dass In The Sad Valley Of Tears eine recht untypische Death
Metal Atmosphäre hat. Nicht aggressiv sondern bedrohlich.

Rene: Das ist auch die Richtung, in die wir möchten. Die neuen Songs, an
denen wir gerade arbeiten, gehen noch mehr in diese Richtung.

Habt ihr Bands, an denen ihr euch dabei orientiert oder ist das euer
eigenes Ding?

Rene: Das kann man so oder so sehen. Jeder von uns hört seine eigene Musik.
Und jeder hat seine eigenen Highlights, die irgendwie in die Musik mit
einfließen.

Carsten: Richtig neuartige Musik wird es sowieso nicht geben. Die gabs
vielleicht vor dreihundert Jahren. Aber die Einflüsse sind immer irgendwo
vorhanden.

Das Intro zum Song Bloodshed auf In The Sad Valley Of Tears ist eine Rede von Martin Luther King. Warum dieses Intro, hat es für euch eine spezielle Bedeutung?

Das war die Idee von unserem Sänger Erik. Er hat das Thema im Englischunterricht behandelt. In der Rede kommt Bloodshed vor und das hat sich einfach gut angehört und gut zu unserem Song gepasst. Uns hats gut gefallen, das ist eigentlich alles.

Wie ist es eigentlich mit den Rechten an so einem Intro. Wie geht man als Band vor, wenn man so eine Rede auf seinem Album verwenden will?

An diesem Stück hatte Langenscheidt mal die Rechte, es ist jetzt aber frei gestellt. Wir haben uns bei Langenscheidt die Genehmigung geholt, das war gar kein Problem.

Ihr beiden seid ja die Haupt-Songwriter von Mighty D. Wie entstehen eure
Songs? Macht die jeder für sich oder entstehen sie zusammen im
Proberaum?

Carsten: Wir bringen jeweils unsere Parts und dann spielen wir sie zusammen,
bis ein Mighty D. Song entsteht. Von wem es kommt ist auch kein Thema, wie
in anderen Bands wenn es heißt ´das Lied hier ist von mir oder das Solo ist
von dem´, das gibt´s bei uns nicht. Wir sind Mighty D. und fertig.

Rene: Erstens das und zweitens sind wir uns sehr ähnlich von der Art her was
wir machen, da steht der eine hinter den Songs vom anderen. Teamwork ist für
uns das wichtigste, wir brauchen keinen Solisten.

Du schreibst Deine Parts auf dem Bass. Weißt Du dann schon, wie die
Gitarrenparts dazu klingen sollen?

Rene: Meistens nicht, ich lass mich da überraschen.

Carsten: Ich spiel einfach was dazu und lass mich von Renes Parts
inspirieren.

Rene: Das Grundriff bleibt dabei schon, Carsten setzt dann irgendwas drauf,
eine andere Stimme zum Beispiel oder ein Riff

Carsten: Wir lassen uns eigentlich nur inspirieren vom anderen. Besonders
bei den neuen Sachen spielen Bass und Gitarre sehr unterschiedliche Sachen.

Rene: Aber manchmal kann man sich schon vorher vorstellen, wie es später
klingen soll, die Gitarre muss da jetzt so oder so klingen, das ist aber
ganz unterschiedlich.

Macht ihr das dann im Proberaum oder tauscht ihr Tapes und spielt dann
erst die fertigen Parts zusammen?

Carsten: Wir stellen unsere Parts im Proberaum vor und schauen mal, was den
anderen einfällt. Wenns gleich klappt ist gut, wenn nicht, wird´s zuhause
gemacht, vor allem die komplexen Sachen. Daheim hat man seine Ruhe und kann
sich besser konzentrieren.

Nimmst Du es dann daheim neu auf oder hast Du Aufnahmen aus dem
Proberaum?

Ja, genau. Ich nehme es zuhause neu auf. Da schließt du dich dann tagelang
daheim ein und überlegst dir, was du draus machen kannst.

Wir haben die Songs vom neuen Album ja bereits letzten Herbst gehört und
nicht nur wir, sondern auch die ganzen anderen vampsters, die an dem
Wochenende bei uns waren und die Songs gehört haben, hatten eigentlich das
selbe Fazit: ziemlich geil, nur leider zum falschen Zeitpunkt. Irgendwie zu
altmodisch. Im Herbst war dieser altmodische Death Metal einfach noch kein
Thema. Klar, diese Szene gab es irgendwie immer, aber ich denke, dass der
Veröffentlichungszeitpunkt jetzt wirklich genial für euch ist.

Rene: Das ist wirklich Zufall. Wir haben uns selbst schon überlegt, dass die Zeit jetzt wirklich reif ist.

Carsten: Wobei die Musik teilweise schon 4 Jahre alt ist. Das Video zu Necronomicon , ist zum Beispiel von `98. Aber es passt immer noch in die Zeit. So haben wir wohl einfach Glück gehabt, dass gerade dieser Death Metal Boom
ist.

Ja, das stimmt. Die letzten paar Jahre war Death Metal halt irgendwie da,
aber nicht populär.

Rene: Ja, ich weiß was du meinst…

Und plötzlich tauchen überall neue Death Metal Bands auf, sei es ein
Allstar Projekt wie Bloodbath oder die ganzen Newcomer Bands, die jetzt
auf ´Back to the Roots´ machen, Thorium zum Beispiel…

Carsten: So denken wir aber nicht. Wir sind jetzt erst da mit unserem Debüt,
obwohl es die Songs ja schon sehr lange gibt. Wir hatten nur vorher noch nicht die Möglichkeit, die Songs der Öffentlichkeit zu präsentieren, das war
einfach das Problem.

Wie kam es denn überhaupt zum Video zu Necronomicon? Es ist doch sehr ungewöhnlich ein so professionelles Video zu veröffentlichen, wenn man als
Band weder ein Demo noch eine CD rausgebracht hat.

Carsten: Ich habe damals bei einer Filmfirma gearbeitet und hatte dort die Möglichkeit, ein Video zu produzieren. Als Gegenleistung habe ich denen die Internet-Seite und grafische Sachen wie Cover für Videos gemacht und somit quasi durch meine Arbeit das Video bezahlt.
Für das Video habe ich nur 4 Tage gebraucht. Es mussten allerdings einige Dinge geändert werden, weil sie technisch nicht realisierbar waren, dass die Gothic-Mädels als halbdurchsichtige Geister erscheinen zum Beispiel. Das Videofile war auch 54GB groß, was für Probleme sorgte. Ich habe das Lied quasi dreigeteilt, damit ich es auf dem Mac weiterbearbeiten konnte. 54GB für ein Musikvideo war damals wirklich unglaublich!

Was hat es denn mit dem ganzen Bildmaterial, mit dem Kriegsszenen im Video auf sich. Wie seit ihr da dran gekommen?

Carsten: Auch die habe ich für meine Arbeit in der Filmfirma bekommen, dort wurden hauptsächlich Dokumentarfilme gemacht.

Und wie seit ihr an die ganzen Mädels im Video gekommen?

Rene: Durch eine Anzeige im Heavy, oder was!? Und durch Flyer.

Carsten: Den Mädels hat es auch gut gefallen. Sie haben gesagt, sie würden jederzeit wieder ein Video mit uns machen. Es war ein richtig geiler Tag auf der Burg. Nach dem Videodreh haben wir noch auf der Burg gegrillt.

Rene: Es war schon familiär irgendwie, es war echt cool. Es war auch der einzige Tag in dem Monat, an dem wir schönes Wetter hatten. Wir hatten echt Glück.

Wieso habt ihr euch für die Burg Löwenstein entschieden und was haben die zuständigen Leute zu dem Videodreh gemeint?

Carsten: Ich habe die ganzen Bürgermeister der Städte, die in Frage kamen angerufen und erklärt um was es geht. Die einzigen die zugesagt haben, waren Löwenstein – und das war echt der geilste Drehort, den wir kriegen konnten.

Es ist aber eigentlich schon eine ziemlich geniale Idee, sich mit einem Video als Newcomerband zu präsentieren. Du stichst dadurch schon mal aus der Menge an Demos raus.

Carsten: Das war auch der Hauptgrund, mittlerweile hat jeder eine Demo-CD. Und wir waren auch auf den ganzen Review-Seiten in Magazinen die einzigen, bei denen Video dabei stand, das fällt dann natürlich auf. Es ist ja auch eine schweineteure Sache, so was zu machen.

Rene: Manche Bands bringen drei oder vier Demo-CDs raus, das ist Schwachsinn. Wir haben uns gedacht: Video, geile Idee, super! Schauen wir erst mal wie es so ankommt und dann schauen wir, was wir danach machen. Zum Beispiel eine Eigenproduktion, von der wir dann Labels eine Bandübernahme anbieten. Und so hat ja dann auch der Deal mit Moonstorm geklappt.

Zurück zum neuen Album. Auf In The Sad Valley Of Tears sind recht unterschiedliche Songs enthalten. Zum Beispiel das letzte Lied T.race in Time ist recht vertrackt und fast schon progressiv…

Carsten: Das ist ein älteres Lied, das war früher noch viel komplexer.

Rene: Das haben wir schon deutlich abgespeckt. Das Lied war mal achteinhalb Minuten lang, jetzt sind es noch fünfeinhalb bis sechs.

Carsten: Ich hab dem damals zwar irgendwo nachgetrauert, mittlerweile bin ich damit aber zufrieden, wie wir es jetzt neu strukturiert haben.

Rene: ich finde es so jetzt besser. Genauso wie der Song Paradise Of Death, das ist ein uraltes Demolied, das wir schon so oft gespielt haben, ich konnts schon nicht mehr hören. Wir haben es dann neu aufgenommen und ein bisschen anders gestaltet, und ich kanns mir wieder anhören, es geht jetzt echt ins Ohr.

Carsten: Das liegt mit Sicherheit auch an Erik, dem neuen Sänger. Früher haben wir einen Sänger gehabt, der eher in eine Richtung wie Sanctuary oder Annihilator oder so was ging, jetzt passt das besser.

Wie seid ihr eigentlich zu Erik gekommen? Er ist ja doch ein paar Jährchen jünger als ihr.

Rene: Wir haben damals einen neuen Sänger gesucht und unser neuer zweiter Gitarristen hat früher in der selben Band wie Erik gespielt. Er hat ihn dann einfach mal mitgebracht, wir haben ne Weile rumprobiert und es hat alles gepasst.

Wie lange habt ihr denn insgesamt an den Songs für euer Debütalbum gefeilt? Manche sind ja schon sehr alt, wie ihr sagt. Oder an was hat es gelegen, dass das Debütalbum so lange auf sich hat warten lassen?

Carsten: Das Hauptproblem waren eigentlich die fehlenden Leute…

Rene: und der Proberaum..!

Carsten: ja, ansonsten hätten wir in der Zeit schon viel mehr machen können, aber was solls.

Rene: Wir haben auch lange mit diversen Labels rumgemacht, die einem nur das Geld aus der Tasche ziehen wollten, wie wir mit der Zeit gemerkt haben. Jetzt sind wir bei Moonstorm gelandet und sind soweit echt zufrieden.

Wie kams zum Deal mit Moonstorm?

Rene: Es war der ganz normale Weg. Wir haben gesagt, wir wollen eine Eigenproduktion machen, mit gutem Studio und gutem Producer, den wir in Achim Köhler und dem House Of Music gefunden haben – bei dem ja jetzt auch Sacred Steel oder Brainstorm ihre neuen Cds aufgenommen haben. Wir haben dann die CD aufgenommen, den Rough Mix verschickt und dann bei Moonstorm unterschrieben, so hat sich das ganze entwickelt.

Rene, stört es Dich eigentlich, dass Du immer noch mit Atrocity in Verbindung gebracht wirst? Zum Beispiel über den Aufkleber auf der CD und solche Sachen, wobei Du mit der Musik von Atrocity ja überhaupt nichts mehr gemeinsam hast?

Rene: Stören tut mich das nicht, im Gegenteil. Wenn es dem Label dient, von mir aus und ich fühle mich sogar geehrt, da mache ich keinen Hehl draus. Ich habe bei Atrocity gespielt und ich stehe dazu.

Warum bist Du nach der Blue Blood Single (´89) bei Atrocity ausgestiegen?

Rene: Weil ich keinen Bock mehr gehatt habe, ganz einfach. Die Musik ist mir zu kompliziert geworden irgendwo. Das Album Hallucinations zum Beispiel, das nach der Blue Blood kam, das war mir echt zu pervers. Ich wollte damals ´normalere´ Sachen machen, ich habe damals andere Musik gehört – Vicious Roumours zum Beispiel – und hab dann einfach meine eigene Band Mighty Decibel gegründet. Und heute ich es ja eher wieder so, dass wir ähnliche Musik wie Atrocity damals machen, vielleicht nicht so komplex aber von der Härte her ähnlich.

Wie ist der Kontakt heute zu Atrocity?

Der Alex Krull hat ja zum Beispiel das Master von unserer Cd gemacht – der Kontakt ist eigentlich sehr gut, wenn man sich mal trifft. Wir haben uns ja auch nicht im Streit getrennt. Ich habe gesagt, ich spiele das eine Konzert noch mit und gehe dann.

Carsten, ihr seid ja alle gute Musiker, in welcher Band hast Du vor Mighty D. gespielt?

Carsten: Die Band davor hieß Pandemonium, das ist aber schon ewig her. Tom, unser Schlagzeuger, und Rene haben neue Leute gesucht, über Tom bin ich dann zur Band gekommen.

Aber ihr sucht ja derzeit auch Verstärkung. Jecek, euer Sologitarrist will nach eurer Releaseparty die Band verlassen?

Carsten: Ja, wir suchen einen neuen Gitarristen. Am besten einen, der mit 100% dabei ist…

Rene: Oder zumindest mit 98 Prozent. Oder 98,9 – haha. Jedenfalls sollte er mit Herz und Seele dabei sein und voll hinter dem stehen, was er tut, denn das tun wir auch. Und wenn das nicht so wäre, wären wir lange nicht so weit wie wir jetzt sind.

Ihr habt ja auch eine Menge Kohle und Energie in In The Sad Valley Of Tears gesteckt. Gab es Gedanken wie jetzt oder nie – sonst wird es nie was..?

Rene: Es war schon hart an der Grenze dazu, ja, kann man sagen. Wir haben die Chance jetzt eben wahrgenommen.

Carsten: …wir sind eben wirklich von unserer Musik überzeugt und wollten uns auf jeden Fall verewigen. Und wen´s Interessiert, der kann sich jetzt die CD kaufen. Und in der kurzen Zeit, in der wir die CD durchgezogen haben, können wir echt damit zufrieden sein. Wir waren gerade mal acht Tage im Studio.

Das ist in der Tat sehr kurz. Wer hat denn das Cover zu In The Sad Valley Of Tears gemacht?

Rene: Carsten macht die ganzen Gestaltungen, er hat auch das Cover gemacht.

Carsten: …in acht Tagen

Rene: Er hat sich ausgetobt und wir haben uns zwischenrein immer abgesprochen, ich finde das Ergebnis aber echt super.

Wie wichtig sind für euch Texte? Oder worauf kommt es euch in euren Texten an?

Carsten: Wichtig ist vor allem die Symbolik. Wir sagen nichts direkt…

Rene: Die Leute sollen sich ihre eigenen Gedanken darüber machen, deshalb haben wir sehr symbolische Texte.

So, zum Abschluß noch unser vampster-Fragebogen:

Wie wichtig ist das Internet für die Metal Szene?

Rene: Sehr wichtig.

Carsten: Es ist für jede Sparte wichtig, würde ich sagen.

Was waren die letzten drei Alben, die ihr so richtig gut fandet?

Rene: die neue Venom…

die haben sie doch bestimmt nicht selber eingespielt!

(Gelächter)

Carsten: ..was? Das will ich jetzt erklärt haben!

Hör Dir mal die alten Platten an, wie dilettantisch die waren, die neue kann einfach nicht von ihnen eingespielt sein, haha!

Rene: Nee, auch Venom entwickeln sich weiter, warum nicht.

(Tja… und hier war das Band zuende – aber ich denke, das wichtigste war gesagt… ;-))


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