Fast schon ein bisschen unsympathisch, wie WOLFBRIGADE über ihr neues Album sprechen: “Wir haben keinen einzigen der Songs auf diesem Album wirklich geprobt”. Schütteln die Schweden Killersongs wie „Skinchanger“ und „Nailbomb“ inzwischen einfach so aus den Ärmeln ihrer abgestoßenen, Bier- und schweißgetränkten Lederjacken? Offenbar, denn das inzwischen elfte Album der Crust Punk-Metal-Band steht dem grandiosen Vorrgänger “The Enemy: Reality” in nichts nach, im Gegenteil: WOLFBIGADE übertreffen sich selbst.
Fiese, ranzige Ausgeburten der Hölle, die alles überleben
Nach fast 30 Jahren haben die fünf Rabauken ihren “Lycanthro Punk” (so nennen sie ihren Bastard aus Metal und Punk selbst) perfektioniert. WOLFBRIGADE wissen schon, warum sie ihre Songs nicht zu Tode proben: „Wir neigen dazu, alles viel zu lange zu analysieren. Manchmal verlieren wir uns darin. Diesmal wollten wir die rohe Essenz der Songs im Moment ihrer Geburt einfangen, mit all dem Blut und all der Wut.” Operation geglückt: WOLFBRIGADE haben mit „Life Knife Death“ elf fiese, ranzige Ausgeburten der Hölle zur Welt gebracht, die so zäh und energiegeladen sind, dass sie überall überleben. Dazu gibt’s ein Outro mit dem Titel „The Age Of Skull Fuckery”, das übrigens auf einem alten Demo basiert.
Was ist D-Beat, wer sind DISCHARGE und braucht man das heute überhaupt noch? WOLFBRIGADE haben die Antwort!
Für „Your God Is A Corpse“ paarte sich Speed Metal mit Crustpunk. “Ways To Die” lärmt mit einem ganz ähnlichen Riff aus dem Boxen, klingt gleichzeitig aber auch ganz anders, weil ein feiner D-Beat den Song vorwärtstreibt. Auch in „Disarm or be Destroyed“ findet sich klassischer Edelstahl in Form von Gitarrenriffs, doch im Gegensatz zu Heavy Metal-Bands polieren WOLFBRIGADE nichts auf Hochglanz, sondern schmeißen alles erst in Säure, dann in Lauge und schließlich in den Dreck. „Life Knife Death“ ist die obligatorische Verbeugung vor MOTÖRHEAD und versetzt Lemmys und Würzels Vermächtnis mit einem beherzten und herzlichen Tritt in die Gegenwart. „Unruled And Unnamed“ hat mit drei Minuten geradezu epische Länge, hier kopuliert Death’n’ Roll mit gnadenlos stumpfen Punk. „Skinchanger“ ist die Antwort auf die Fragen „Was soll dieser D-Beat eigentlich sein, wer sind DISCHARGE und braucht man das heute eigentlich alles noch?“ JA. MAN BRAUCHT DAS MEHR DENN JE. Das geben WOLFBRIGADE mit “Life Knife Death” nachdrücklich zu verstehen, denn ihre Wut ist zeitlos.
Im Detail steckt teuflisch viel Arbeit
WOLFBRIGADE mögen ihre Songs im Schlaf schreiben, aber sie haben sehr viel Arbeit in „Life Knife Death“ gesteckt. Das Album ist unfassbar dynamisch, die Songs sind genau in der richtigen und einzig möglichen Reihenfolge auf das Vinyl gepresst worden. Wer nur einzelne Songs oder diese gar eine andere Reihenfolge anhört, raubt diesem Album das, was es ausmacht. Es ist ein Album, keine Aneinanderreihung von Songs – und das ist selten geworden. So wie in den Songs die unterschiedlichen Einflüsse ineinanderfließen und zu einer massiven Wand werden, greifen die einzelnen Tracks auf Albumlänge ineinander und nehmen uns mit auf eine gnaden- und atemlose Hatz durch die Dunkelheit (wo es bekanntlich nichts zu bedauern gibt). 28 Minuten pures Lycanthro Punk-Gold (unter einer dicken Dreckschicht, versteht sich) und definitiv ein Jahreshighlight.
Veröffentlichung: 13. September 2024
Label: Metal Blade Records
Spielzeit: 28 Minuten (reicht völlig, einfach nochmal von vorne anhören)
WOLFBRIGADE “Life Knife Death” Tracklist
- 1. Ways To Die
- 2. Disarm Or Be Destroyed (Video bei YouTube)
- 3. Life Knife Death (Audio bei YouTube)
- 4. A Day In The Life Of An Arse
- 5. Unruled And Unnamed
- 6. Skinchanger
- 7. Your God Is A Corpse
- 8. Nail Bomb
- 9. Cyanide Messiah
- 10. Mayhem Mongrel
- 11. Sea Of Rust
- 12. Age Of Skull Fuckery
WOLFBRIGADE Line-up
- Micke Dahl – vocals
- Erik Norberg – guitar
- Jocke Rydbjer – guitar
- Johan Erkenvåg – bass
- Tommy Storback – drums