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YEAR OF NO LIGHT: Consolamentum

Acht Jahre nach “Vampyr” und “Tocsin” melden sich YEAR OF NO LIGHT zurück. Sorgt “Consolamentum” für ähnliche Gänsehautmomente wie das 2010er Referenzwerk “Ausserwelt”?

Ob YEAR OF NO LIGHT in den vergangenen acht Jahren auf dem Weg der Entbehrung wanderten und deshalb ihr Publikum darben ließen? 2013 veröffentlichte das südfranzösische Sextett gleich zwei Alben, seither gab es nur zwei Splits zu hören. Immerhin trumpfen YEAR OF NO LIGHT anno 2021 wieder doppelt aus, einmal mit einer Vinyl-, respektive CD-Werkschau namens „Mnemophobia“, sowie mit dem neuen Album „Consolamentum“, das thematisiert, was Bands aus dem Sumpf Doom/Slugde/Post Metal schon immer umtreibt: Die rituelle Reinigung, bei den Katharern genannt „Consolamentum“.

Ob sich YEAR OF NO LIGHT an einem roten Faden entlangziehen, oder ob für sie die Ästhetik ausreichend ist, sei dahin gestellt – musikalisch gesehen ist „Consolamentum“ im Fluss und trotzdem sehr abwechslungsreich, auch trotz eines schwachen Starts. „Objuration“ rifft noch sehr einfallslos vor sich hin und es wirkt, als hätten YEAR OF NO LIGHT in den vergangenen acht Jahren nicht wirklich Motivation gehabt, mitreißende Songs zu schreiben. Der holprige, zwölfminütige Start, der ein recht einfallsloses Riff bis zur totalen Dumpfheit wiederholt, ist glücklicherweise kein Indikator für den Rest des Albums. Denn ab sofort spielen YEAR OF NO LIGHT mit den Kontrasten: „Alétheia“ kreist um ein luftiges Post Rock-Riff, das aber immer wieder von brachialer Heaviness untermauert wird. Auch „Réalgar“ ist zu Anfang recht zart und überraschend vielschichtig, baut sich dann aber monströs auf und endet mit einem überraschend kurzweiligen, dreiminütigen Ambient-Teil.

YEAR OF NO LIGHT kehren nach acht Jahren heavy und abwechslungsreich zurück. Reicht das aus, um „Consolamentum“ konkurrenzfähig zu machen?

YEAR OF NO LIGHT bremsen sich in Sachen Brachialität insgesamt wenig aus. Kaum eine andere Band aus dieser Szene würde ein Stück mit doomigem Synthrock beginnen und Blast Beats im Stil von LOCRIAN beenden, wie in „Came“ zu hören. Am abenteuerlichsten klingen sie aber in „Interdit Aux Vivants, Aux Morts Et Aux Chiens“, in dem sie wirklich alle Skalen ausloten und zum einzigen Mal in dieser knappen Stunde auch wirklich unter die Haut gehen. Trotz aller Erfahrung und songschreiberischen Routine mangelt es an echter Intensität. YEAR OF NO LIGHT erzielen anerkennendes Nicken durch die Heaviness, die sie mit ihren drei Gitarren auffahren und sind immer wieder überraschend catchy, aber die totale Leidenschaft scheint weder bei der Band noch entflammt sie beim Hörer.

Dabei ist – lassen wir den schwachen Opener außen vor – handwerklich alles in bester Ordnung. Spielerisch macht YEAR OF NO LIGHT niemand was vor, die Instrumentalisten wissen, wann sie für das große Ganze auch mal zurücktreten müssen und wissen, wann es ihre volle Präsenz braucht. Der Sound ist brachial und standesgemäß volumiös, die Gitarren dröhnen kraftvoll und das Schlagzeug hat einen wundervollen Klang, sodass die Energie direkt rüberkommt. Leider fehlt „Consolamentum“ das Überraschungsmoment, es klingt einfach ein wenig bieder. Heißt, YEAR OF NO LIGHT hätten vor fünfzehn Jahren mit diesem Album für Furore gesorgt, heute ist es einfach ein anständiger Genrebeitrag. Und das ist für die Band, die ein Juwel names „Ausserwelt“ geschrieben hat, insgesamt zu wenig.

Wertung: 3 von 5 Flagellationen

VÖ: 2. Juli 2021

Spielzeit: 55:15

Line-Up:
Johan Sébenne – Bass, Electronics
Bertrand Sébenne – Drums, Keyboards
Jérôme Alban – Guitars, Keyboards
Pierre Anouilh – Guitars
Mathieu Mégemont – Drums, Electronics
Shiran Kaidine – Guitars

Label: Pelagic Records

YEAR OF NO LIGHT „Consolamentum“ Tracklist:

1. Objuration
2. Alétheia
3. Interdit Aux Vivants, Aux Morts Et Aux Chiens
4. Réalgar (Official Video bei Youtube)
5. Came

Mehr im Netz:

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