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TANKARD: For A Thousand Beers – Box-Set [7CD/1DVD]

Ha ja, TANKARD mochte ich, auch wenn ich eher dem US Thrash verbunden war als dem heimischen! Die Frankfurter Jungs haben sich längst nicht so ernst genommen wie die typischen deutschen Thrash-Kollegen. Das süffige Bier-Thema, dass die Jungs auf zwei Demos und ab ihrem 86er Debüt „Zombie Attack“ über uns ergossen haben, hat sogar nicht-Bierfans wie mich unterhalten. Es hatten immer alle Spaß zusammen, auf und vor der Bühne, erfrischender Party-Thrash war immer angesagt bis heute. Wie das geht haben sie auch auf dem 2018er HEADBANGERS OPEN AIR wieder lautstark gezeigt. Ok, die frühen Zeiten waren optisch etwas knackiger, daran gibt es keinen Zweifel. Immerhin feiern TANKARD nun auch schon 40 Jahre Bandgeschichte mit einem fetten Boxset, dass alle Scheiben aus der Zeit bei ihrem ersten Label Noise Records mit sich bringt sowie allerlei Live-Songs. Die sorgen mit den EPs dafür, dass hier jede Scheibe prall gefüllt ist. Passend zur philosophischen Thematik der Band stammt der Box-Titel vom Partysong der „Chemical Invasion“-Scheibe. „For A Thousand Beers“ bietet Oldschool-Party-Thrash bis zum Abwinken, da gehen einige gut gelaunte Flaschen durch. Sogar bei mir, so viel Respekt vor der Band muss schon sein!

TANKARDs „For A Thousand Beers“-Box bietet Oldschool-Party-Thrash bis zum Abwinken

Der Horror-Auftakt dreht sofort die Zeit zurück, als die Zombiefilme zum gepflegten Samstagabend gehörten. Ok, der hier klingt eher nach garstigem Gremlin, den man nach Mitternacht gefüttert hat. Die Laune steigt, der Einmann-Pit startet, die Luftgitarre glüht. Anfangs durchaus stumpf im Vergleich zu anderen damals auftrumpfenden Bands, aber hier klingt Spaß aus den Boxen. Die Songs rattern aus den Boxen, „Mercenary“ gröhlt man fröhlich mit, das Tanzbein wird geschwungen zu „(Empty) Tankard“. Dazu genug Songs, die auch heute noch Klassiker des deutschen Thrash sind. Sicher gab es damals technisch bessere Bands, aber es gab nur diese TANKARD, die Thrash so lustig und unterhaltsam rausgehauen haben. So steht auch das Debüt für sich und kommt selbstbewusst ohne Bonustracks aus, wie auch der Nachfolger.

Auf „Chemical Invasion“ wissen die Jungs schon deutlicher, was sie da machen. Man hat aus Hessen rüber geschaut, was die Ami-Thrasher so machen und ordentlich geübt. Es groovt, zappelt, sägt, dass es eine wahre Freude ist, Gerre klingt nicht schön aber herrlich irre. Es wird immer Gas gegeben, aufgemischt von liebevollen Moshparts. Auch TANKARD wollten ihr eigenes Wunderwerk mit zarten Gitarren, Geere wird solange zum Bierholen geschickt. Das lange, der Box den Titel spendende Instrumental bietet reichlich Abwechslung. Und hat die ersten Six-Packs schon auf dem Parkplatz geleert, da passt eine rock’n’rollige Partynummer wie der Titelsong „Chemical Invasion“. „Farewell To A Slut“ bekommt gar einen kleinen Doom-Part. Auch „Alkohol“ ist natürlich ein Partykracher, wir sind ja bei TANKARD.

„The Morning After“ kommt dann tatsächlich wie ein harter Tag nach einer derben Party. Es klingt nach Kopfschmerzen und Schwindel, die Songs rasen durchs Hirn. „Try Again“ schafft punkig etwas Luft, DIE TOTEN HOSEN heben das Glas. Unverändert bleibt bei mir nichts hängen von den Songs außer dieses Katergefühl. Dafür wird die CD mit der „Alien“-EP aufgehübscht. Die macht wieder durchgehend Spaß, hat mit Songs wie „666 Packs“ wieder den Charme der ganz frühen Scheiben. Hammer wie gehabt das ROSE TATTOO-Cover „Remedy“ und die Neuversion von „(Empty) Tankard“.

Frisch, wild und knackig auf den ersten Noise-Scheiben

Drummerwechsel für die nächsten drei Alben, Arnulf Tunn kam für Oliver Werner. „The Meaning of Life“ zeigt das schönste Cover, voll philosophischer Tiefe und Ausdruck. Es klang ein wenig nach Gitarristenalbum, der Dreck war weg, auch wenn es hier natürlich ordentlich zur Sache geht. Gerre kräht irre, aber nicht mehr so charmant naiv wie auf den Vorgängern. Natürlich gröhlt man aus dem Einmann-Moshpit sofort „Beermuda“ mit und „Space Beer“ oder tanzt ausgelassen zu „Wonderful Life“. Auch das selbstbewußte „We Are Us“ macht heute noch richtig Spaß. Dazu gibt es fünf Livesongs. Hübsch auch das Foto auf der Rückseite, grimmig sollen doch andere, Cheeeeese….

„Stone Cold Sober“ ist dann eher krachig, bringt mit der coolen Coverversion von J.GEILS BANDs „Centerfold“ bierigen Spaß, der Partykracher „Freibier“ natürlich auch. Auch hier wird der Platz der CD gefüllt mit drei Livesongs. „Two-Faced“ bietet gar eine fast bluesige Ballade, und Gerre schlägt sich richtig gut. Auch hier mit „Ich brauch´ meinen Suff“ den üblichen … äh … Saufsong mit punkigem frühe TOTE HOSEN-Schüsschen drin. Auch hier sorgen weitere fünf Gassenhauer als Livesongs für gute Laune.

Neue Klänge auf dem letzten Noise-Album „The Tankard“

Das letzte Album bei Noise Records „The Tankard“ klingt irgendwie erwachsener, Melodien ohne Ende, sogar im Gesang, der oft klar und formschön die Stimmung erhellt. Hier ist nun Gitarrist Axel Katzmann nicht mehr dabei. Der Hauptsongwriter konnte gesundheitlich nicht weiter machen, ab nun ging es mit einer Gitarre weiter. Und eben einem weitaus offeneren Stil, der viel Spaß macht. „Mess In The West“ kommt gar mit böse doomigem Auftakt, Mundharmonika und Banjo-Gedingel. „Atomic Twilight“ würde heute vielen Hippie/Retro-Rockbands gut stehen. Die CD wird abgerundet mit den ersten TANKWART-Songs, wo die Jungs deutsche Kultsongs verwursteln wie „Pogo in Togo“, WESTERNHAGENs „Herr D“ oder die fe**e „Elke“ von den ÄRZTEN. Halt wie 1987 die ROTEN ROSEN damals mit Oldies, natürlich werden auch die TOTEN HOSEN zersägt. Klasse, macht Spaß!

Dazu gibt es noch eine DVD, auf der wir uns zwei natürlich feuchtfröhliche Shows anschauen von 1990 in Ost-Berlin und herrlich krachig vom Dynamo 1987. Da ist wieder das Spaß haben auf und vor der Bühne! Dazu gibt es zum Anhören weitere zwei Liveshows, eine Oldschool-Krachrunde zuhause in Frankfurt 1988 und die bekannte, professionell aufgenommene „Fat, Ugly And Live“-Scheibe.

Die „For A Thousand Beers“-Box lässt einen 40 Jahre TANKARD feuchtfröhlich mitfeiern

blankDie „For A Thousand Beers“-Box lässt einen 40 Jahre TANKARD feuchtfröhlich mitfeiern. Eine Band zum Liebhaben, damals wie auch heute noch. Die CD/DVD-Box bietet nur die CDs in Papphülle in einer Hardbox ohne weiteren Schnickschnack. Für den kleinen TANKARD-Fan absolut ok. Echte Fans greifen zur weitaus schickeren Viny-Box mit bunten Platten inklusive 12 x 12″-Buch (40 Seiten mit z.T. unveröffentlichtem Fotomaterial, Lyrics u.v.m. aus der Noise Records-Ära).

Veröffentlicht am 25.02.2022

Lineup:
Andreas „Gerre“ Geremia – Vocals
Axel Katzmann – Gitarre
Andy Boulgaropoulos – Gitarre
Frank Thorwarth – Bass
Oliver Werner – Drums
Arnulf Tunn – Drums
Olaf Zissel – Drums

Label: BMG/Noise

Homepage: https://www.tankard.info

Mehr im Web: https://www.facebook.com/tankardofficial

Der Inhalt der „For A Thousand Beers“ – Box:

CDs:
-Zombie Attack
-Chemical Invasion
-The Morning After (plus Alien EP)
-The Meaning Of Life
-Stone Cold Sober
-Two-Faced
-The Tankard (plus TANKWART EP)
-Fat, Ugly & Live – DVD (‘Open All Night – Live In East Berlin’ plus unveröffentlichtem Video-Konzert von ‘Eindhoven ‘87 sowie Audio-Konzert aus Frankfurt ’87 sowie dem Album „Fat, Ugly & Live“)

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