SILENTIUM nehmen einen mit auf eine Zeitreise in die frühen Jahre des Gothic Metals, in denen einerseits Meisterwerke wie Turn Loose The Swans, Gothic und Serenades entstanden, andererseits aber auch einige Teenager sich ihre unerwiderten Liebesschwüre von der Seele jammerten und dabei, so sie denn nicht gleich ganz in Kitsch ertranken, zumindest in große Seenot gerieten, sobald es darum ging, mehr als pubertäres Wehklagen abzusondern. Die Finnen von SILENTIUM schwanken ein wenig zwischen diesen Polen, da sie zwar einerseits mit anspruchsvollen, von herrlich klagenden Geigenmelodien und gefühlvollen Gitarrensoli untermalten Kompositionen aufwarten können, es andererseits jedoch versäumen, den Schritt aus der selbstverschuldeten Uneigenständigkeit zu wagen. Zwar sind einige Parts dazu angetan, vom ausgewiesenen, von zahlreichen Epigonen ausgetretenen Wegen abzuweichen und – den seligen DECORYAH nicht unähnlich – mit klaren, kräftigen Gesängen zu gefallen, doch sind diese Stellen noch in der Minderzahl während den stark 20 Minuten dieser EP. So leidet SI.VM E.T A.V.VM an der Ungnade der späten Geburt: Heutzutage, wo MY DYING BRIDE und THEATRE OF TRAGEDY, PARADISE LOST und ANATHEMA alles zum Thema ursprünglicher Gothic Metal schon gesagt haben, kann keiner der vier Songs überraschen.
Allerdings klingt die EP von SILENTIUM trotzdem ganz gefällig, zumal auch die Produktion astrein ist, und man sollte auch nicht vergessen, daß es sich bei zwei der Songs um nochmals neu aufgenommene Demotracks der Tausendseeländer handelt, die schon drei bzw. fünf Jahre auf dem Buckel haben. Das weckt wiederum die Frage, weshalb die Songs nicht einfach zum letzten Album Altum hinzugepackt wurden, aber so die MCD denn nicht zum Wucherpreis im Laden steht, können sich Liebhaber tragischer Klänge durchaus SI.VM E.T A.V.VM heimholen, denn was sie machen, machen SILENTIUM gut. Es bleibt nur abzuwarten, ob sie sich mit den nächsten Album mittels Innovationen ähnlich den oben genannten Bands aus der stilistischen Sackgasse manövrieren können oder den Weg vieler anderer Nachahmer gehen werden, die spurlos von der Bildfläche verschwanden, sobald sie merkten, daß man Mädels auch einfach ansprechen kann, statt sie nur in ausufernden Klagearien zu besingen.
Spielzeit: 21:13 Min.
Line-Up:
Matti Aikio – Tenor et Cithara Infirma
Tiina Lehvonen – Superius et Contratenor Altus
Sami Boman – Organa et Tenor
Toni Lahtinen – Cithara et Contratenor Bassus
Jani Laaksonen – Fides
Juha Lehtioksa – Cithara
Janne Ojala – Percussio
(Des Rachendrachens Latinum ist zu lange her, als daß er das alles noch übersetzen könnte 🙂 )
Produziert von Arttu Sarvanne
Label: Spikefarm
Homepage: http://www.silentium.cjb.net
Email: silentium@imnetti.fi
Tracklist:
Apart
Grieving Beauty
I Bleed For…
Lament