Für die einen sind sie die besseren DISSECTION. Andere halten sich lieber daran, endlos darüber zu streiten, ob die – wie DISSECTION 1989 gegründeten – NECROPHOBIC Black oder Death Metal machen oder ob es denn nun doch einfach eine eigene Mischung ist, welche die Schweden seit nunmehr fast zwanzig Jahren bieten. Unbestritten jedoch ist, dass NECROPHOBIC nie ein schlechtes Album abgeliefert haben und auch nie auf irgendeinen Trendzug aufgesprungen sind. Beides erklärt den Respekt im Underground, den die Band völlig zurecht geniesst. Und noch etwas ist unbestritten: The Nocturnal Silence war 1993 der Ausbruch aus den Demozeiten für die Band.
Agierte die Band anno 1990 zu den Slow Asphyxiation-Demozeiten noch als Trio, wurde man ein Jahr später für das Demo Unholy Prophecies zum Quartett. Schon damals kristallisierte sich der harte Kern um Drummer Joakim Sterner und Gitarrist David Parland (aka Blackmoon) heraus, welche sich für Unholy Prophecies die Session Musiker Stefan Harrvik und Stabel an Bord holten. Seit der EP The Call war dann Bassist Tobias Sidegård fest dabei, welcher später dann auch die Vocal-Lines übernahm.
Von den Line Up-Wechseln ist auf The Nocturnal Silence indes nichts zu spüren. Man merkt, dass NECROPHOBIC mit einer klaren Mission das berühmt-berüchtigte Stockholmer Sunlight Studio enterten (und dort eine perfekt-passende Produktion erhielten). Vergessen sind die Unsicherheiten der Demos, stattdessen verknüpfen die Schweden raffiniert Melodie, todesmetallische Härte und schwarzmetallische Schärfe zu einem satanischen Gebräu, welches auch mit fünfzehn Jahren auf dem Buckel zu jeder Sekunde fesselt. Charakteristisch die Parlandschen Gitarrenläufe, die mal als einsame Leads, mal als geniale Gitarrenzwiegespräche die Songs zusammenhalten. Bass und Drums bieten das solide Fundament, auf denen Parland seine Melodien und sein Riffing aufbaut.
So sind dann Chaos und Raserei nicht die Komponenten, aus denen dieses Full Length-Debüt seine Stärke bezieht. Nein, es sind die manchmal schleppenden, manchmal im Midtempo gehaltenen Passagen, die eine unverkennbare Atmosphäre ausstrahlen. Und es sind nicht nur die bezeichnenden, cleanen Anfangsriffs, welche die unverkennbare Handschrift NECROPHOBICs tragen. Ein düsterer Spannungsbogen, der sich langsam entfaltet und sich umso effektiver in den Gehörgängen festsetzt. Kein Fan, der auch anno 2008 nicht wüsste, dass man bei 2:58 in Awakening… einen Urschrei aus sich herauslassen kann. Und selbst nach starken Alben wie Darkside, The Third Antichrist, Bloodhymns oder dem meisterhaften Hrimthursum hat das Anfangsriff von The Nocturnal Silence noch immer eine magische Wirkung auf das Publikum, selbst wenn das Anstimmen dieses Klassikers unweigerlich bedeutet, dass sich der stattfindende Gig dem Ende zuneigt.
Das Album The Nocturnal Silence erreicht hier jedoch erst Halbzeit. Was unter dem Titel Shadows of the Moon läuft (zumindest auf der hier besprochenen Version, d.h. der europäischen Erstauflage von Black Mark), ist in Wirklichkeit Inborn Evil, der wie Unholy Prophecies und Sacrificial Rites aus Unholy Prophecies-Zeiten stammt. Nicht nur in Sacrificial Rites zeigen NECROPHOBIC auch ihre ruppigere Seite. Textlich und graphisch – man beachte das klassische Necrogram auf dem schlichten Frontcover und die zwei umgekehrten Kreuze auf dem Back-Cover – widmen sich die Schweden durchwegs der dunklen Seite, dem Höllenfürsten und all den magischen Dingen, die in der Schattenwelt dieser nächtlichen Stille ihr Unwesen treiben. The Nocturnal Silence ist jedoch noch lange nicht still – dafür lebt, atmet und killt dieses Album einfach viel zu sehr!
Veröffentlichungstermin: 02.08.1993
Spielzeit: 45:12 Min.
Line-Up:
Anders Strokirk: Vocals
David Parland: Gitarre
Tobias Sidegård: Bass
Joakim Sterner: Drums
Produziert von Tomas Skogsberg, Lars Liden, NECROPHOBIC
Label: Black Mark Productions
Homepage: http://www.necrophobic.net
MySpace-Seite: http://www.myspace.com/necrophobic
Tracklist:
1. Awakening…
2. Before The Dawn
3. Unholy Prophecies
4. The Nocturnal Silence
5. Shadows Of The Moon
6. The Ancients Gate
7. Sacrificial Rites
8. Father Of Creation
9. Where Sinners Burn