Das Leben findet einen Weg. Steht die Welt auch lichterloh in Flammen, wie es das düstere Cover-Artwork darlegt, so reichen die Wurzeln tief. Diese Resilienz, dieses Vermögen, sich selbst nach verheerender Zerstörung wieder aus der Asche zu erheben, ist eine der bemerkenswertesten Eigenschaften der Natur und Teil des ewigwährenden Kreislaufs, der sich wie ein roter Faden durch „Embers“ zu spinnen scheint.
Kein Konzeptalbum im klassischen Sinn, breiten sich die instrumentalen Soundscapes jedoch weitflächig aus und lassen die Geschichte wie von Zauberhand im Kopf entstehen. Als würden GOD IS AN ASTRONAUT mit klaren Worten sprechen, erzählt „Odyssey“ nicht nur aufgrund seines Titels von einer beschwerlichen Reise, wohingegen das melancholische „Falling Leaves“ als Sinnbild unseres menschlichen Lebenszyklus herhalten könnte.
GOD IS AN ASTRONAUT inszenieren sich auf “Embers” als Meister des Kopfkinos
Dieses Kopfkino und diese Auseinandersetzung mit ihren Klangwelten sind seit jeher die größte Stärke der Post-Rock-Veteranen, welche nach den rauen, teils rifforientierten Kompositionen des Vorgängers „Ghost Tapes #10“ (2021) nun wieder ins Zentrum rücken. Insofern erinnert „Embers“ tendenziell eher an frühere Errungenschaften denn jüngere Eskapaden, wenn „Apparition“ federleicht und filigran nach vorne schwebt und wie das erwähnte „Odyssey“ dezent orientalisch-angehauchte Klänge einfließen lässt.
Die verzerrten Gitarren verleihen dem erstgenannten Stück zur Mitte hin Gravitas: Ein schwerwiegendes, fast schon bedrohliches Element lässt uns unruhig auf dem Sitz hin und herrücken. Sitar und Psalter wiederum sind zentrale Bausteine, welche die Atmosphäre des Werks in vielerlei Hinsicht prägen. Als immer wiederkehrende Klangfarben verleihen die Ethno-Instrumente „Embers“ ein eigenständiges Profil, das die ausladenden Arrangements mit Leben und einer gewissen Portion Sehnsucht füllt.
“Embers” entführt uns an Schauplätze, die vertraut und doch wie unentdecktes Land wirken
Den zehnminütigen Titeltrack als musikalische Reise zu bezeichnen mag eine Plattitüde sein und trifft doch den Nagel auf den Kopf. Gleiches könnte man ohnehin von diesem Album als Gesamtwerk sagen, schließlich entführen uns GOD IS AN ASTRONAUT an eine Vielzahl von Schauplätzen, die einerseits vertraut und doch wie unentdecktes Land wirken. Die Faszination und Vielfalt, die dem Trio jüngst abhandengekommen war, steckt „Embers“ jedenfalls in Mark und Bein. Unbehagliche Augenblicke wie die schaurig jaulenden Gitarren in „Heart Of Roots“ treffen auf den entrückten Piano-Streicher-Abschied „Hourglass“ und uns letzten Endes endlich wieder ins Herz. Offenbar findet nicht nur das Leben einen Weg.
Veröffentlichungstermin: 6.09.2024
Spielzeit: 57:47
Line-Up
Torsten Kinsella – Guitar, Piano/Synths
Niels Kinsella – Bass
Lloyd Hanney – Drums
Produziert von GOD IS AN ASTRONAUT und Streaky (Mastering)
Label: Napalm Records
Homepage: https://godisanastronaut.com/
Facebook: https://www.facebook.com/godiaa/
Instagram: https://www.instagram.com/giaa_band/
Bandcamp: https://god-is-an-astronaut.bandcamp.com
GOD IS AN ASTRONAUT “Embers” Tracklist
1. Apparition
2. Falling Leaves (Video bei YouTube)
3. Odyssey (Audio bei YouTube)
4. Heart of Roots
5. Embers (Audio bei YouTube)
6. Realms
7. Oscillation
8. Prism
9. Hourglass