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GOD IS AN ASTRONAUT: Ghost Tapes #10

Auch auf ihrem zehnten Album spielt die Instrumental Post Rock-Band GOD IS AN ASTRONAUT Kontraste routiniert gegeneinader aus. „Ghost Tapes #10“ ebbt auf und ab, lädt zum Entdecken ein und bietet doch nur wenige einzigartige Schauwerte.

Mit dem sogenannten „Ghost Tape Number 10“ versuchten US-amerikanische Streitkäfte während des Vietnam-Konflikts den Gegner zur Flucht zu bewegen. Die Aufnahme verstörender Geräusche und unheimlicher Stimmen sollte den Vietcong Angst einjagen – ein schauriger Gruß der gefallenen Kameraden aus dem Jenseits. Mit dieser Art psychologischer Einflussnahme hat das zehnte Studioalbum der irischen Instrumental Post Rocker GOD IS AN ASTRONAUT auf den ersten Blick herzlich wenig zu tun.

Denn auch wenn „Ghost Tapes #10“ einen leicht düsteren, bedrückenden Unterbau hat, schweben die abwechslungsreichen Kompositionen zunächst schwerelos und ungebunden durch den Raum. Hören wir genauer hin – vorzugsweise mit Kopfhörern -, vernehmen wir jedoch alsbald das Brodeln unter der Oberfläche, für welches zumeist Keyboarder Jamie Dean verantwortlich zeichnet. Das äußert sich im langen Intro von „In Flux“ in latentem Unbehagen, breitet sich im sonst melancholisch-konsternierten „Burial“ aber auch in einem gespenstischen Synth-Teppich aus – eben wie eine Botschaft aus einer anderen Dimension.

GOD IS AN ASTRONAUT spielen Kontraste routiniert gegeneinander aus

GOD IS AN ASTRONAUT gehen mit ihren Details dabei häufig ungemein subtil vor, weshalb es ein gewisses Maß an Konzentration bedarf, um wirklich alle Nuancen von „Ghost Tapes #10“ zu erfassen. Glücklicherweise funktionieren die sieben Kompositionen auch abseits dieser tieferen Ebene. Im erwähnten „Burial“ sorgt ein Piano für den roten Faden, während abwechslungsreiche Drum-Patterns und dezent angeschwärzte Shoegaze-Passagen dynamische Akzente setzen.

Die Musik auf „Ghost Tapes #10“ erklingt dabei oft vergleichsweise rau: „Adrift“ ist sich nicht zu schade, auch mal kantige Riffs und schrammelnde Gitarren einzubinden, die den entrückten und verträumten Passagen als Ankerpunkt dienen. Diese Kontraste spielen GOD IS AN ASTRONAUT geradezu routiniert gegeneinander aus – kein Wunder angesichts der Erfahrung des Quartetts, welches sich nur selten auf Experimente einlässt. „Spectres“ spielt beispielsweise ein wenig mit krummen Melodien, bewegt sich ansonsten allerdings in erwartbaren Bahnen.

Bei aller Klasse fehlen “Ghost Tapes #10” die einzigartigen Schauwerte

Dieser Umstand hält die sieben Songs letztlich auch zurück. Denn obgleich hier abermals auf hohem Niveau musiziert wird, fehlen uns die großen, einprägsamen Momente. „Ghost Tapes #10“ ebbt auf und ab, lädt zum Entdecken ein und bietet – bei aller Klasse – doch nur wenige einzigartige Schauwerte. Wenn in „Fade“ ein erdiger Bass sich den schillernden Gitarren entgegenstellt, erzeugt das eine tolle Dynamik, überwältigend ist das im Jahr 2021 aber nicht mehr. Die Last tragen somit die Details unter der Oberfläche: das Cello im versöhnlichen „Luminous Waves“, die atmosphärischen Synthesizer im Verborgenen. Und genau darin liegt die Krux dieser “Ghost Tapes”: Man muss das Außergewöhnliche überhaupt erst als solches wahrnehmen, bevor es unter die Haut geht.

Veröffentlichungstermin: 12.02.2021

Spielzeit: 37:21

Line-Up

Torsten Kinsella – Guitars, Piano, Synthesizers
Niels Kinsella – Bass
Jamie Dean – Piano, Synthesizers, Guitar
Lloyd Hanney – Drums

Produziert von

Label: Napalm Records

Homepage: https://godisanastronaut.com/
Facebook: https://www.facebook.com/godiaa

GOD IS AN ASTRONAUT “Ghost Tapes #10” Tracklist

1. Adrift (Video bei YouTube)
2. Burial (Video bei YouTube)
3. In Flux
4. Spectres
5. Fade (Video bei YouTube)
6. Barren Trees
7. Luminous Waves

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