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ENTOMBED: Unreal Estate

Kulturschock – Metal im Ballett!

Wo gehst Du hin mein Junge? – Ins Ballett, Mutter. – Aha, wer soll Dir das glauben? Du gehst bestimmt wieder auf eines dieser schrecklichen Rock-Konzerte! Hätte sich diese Szene im Jahr 2002 in Stockholm abgespielt, hätte die Mutter vielleicht sogar Pech gehabt und der Sohnemann wäre kein Lügner gewesen. ENTOMBED, die Urväter des schwedischen Death Metal sind für ihre Experimente bekannt, zumindest wenn man ihre stilistisch stark variierenden Alben betrachtet. Dennoch ist ihnen ein Projekt geglückt, das wirklich einzigartig ist: Einige Shows an der Royal Opera Hall in Stockholm in Zusammenarbeit mit einem Ballett-Ensemble.

Die erste Frage die sich hier natürlich aufdrängt ist, ob dieses Live-Album nur der Geldmacherei dient. Eine DVD hätte sich viel mehr angeboten, dieses Vorhaben festzuhalten, vor allem da ich mir bei diesem Tonträger rein gar nicht vorstellen kann, wie sich die Ballett-Tänzerinnen und -tänzer dazu abstrampeln. Auch ist die CD mit knapp 40 Minuten leider recht kurz, vor allem wenn man bedenkt, dass das Material auf dieser Scheibe fast ausschließlich von den Alben Uprising und Morning Star kommt. Dennoch – Unreal Estate hört man die Atmosphäre in der Oper irgendwie an, vielleicht liegt es an dem Sound, vielleicht liegt es an den Reaktionen des Publikums zwischen den Songs. Applaus gibt es immer, vor dem gewaltigen In the Flesh gibt es sogar Rock and Roll-Sprechchöre, doch es ist definitiv etwas anderes als eine normale Live-Show, vor allem wenn man ENTOMBED schon einige Male live erlebt hat.

Die Songs wurden auf das Ensemble ausgelegt ich kann mir vorstellen, dass einige Ballett-Tänzer nach einem Song wie Living Dead mit Herzinfarkt am Boden liegen würden. Daher sind diese hier vertretenen Groove- und Uptempo-Nummern genau richtig. Interessant ist auch, was die Band aus einigen Songs gemacht hat, der Übergang von Chief Rebel Angel hin zu Say it In Slugs ist sehr kreativ, ebenso wie der abschließende Einsatz des genialen Left Hand Path-Outros, nachdem es frenetischen Applaus mit Standing Ovations gibt.

Außerdem gilt nach wie vor: Da, wo ENTOMBED-Songs vorkommen ist Geld gut investiert. Punkt. ENTOMBED sind eine Bank, schlechte Songs gibt es nicht und auch der schöne Hall auf der Aufnahme macht einiges her. Essentiell ist das Unreal Estate zwar nicht, aber Fans werden begeistert sein, sei es wegen dem Mut den die Band aufbringt oder weil man ENTOMBED-Songs ganz einfach mal anders arrangiert wurden und anders dargeboten werden. Die Choreographie würde sicherlich nicht nur mich als Banausen schwer interessieren und allein deshalb ist schon ein DVD-Release unverzichtbar um Nägel mit Köpfen zu machen.

Veröffentlichungstermin: 8. November 2004

Spielzeit: 38:30 Min.

Line-Up:
L.G. Petrov – Vocals

Uffe Cederlund – Guitar

Alex Hellid – Guitar

Jörgen Sandström – Bass

Peter Stjärnvind – Drums

Label: Threeman Recordings

Homepage: http://www.entombed.org

Tracklist:
1. DCLXVI / Intermission

2. Chief Rebel Angel

3. Say it in Slugs

4. It is Later than You Think

5. Returnung to Madness

6. Mental Twin

7. Night of the Vampire

8. Unreal Estate

9. In the Flesh

10. Something Out of Nothing

11. Left Hand Path (Outro)

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