DAYLIGHT DIES: No Reply

Melodischer, aber nicht zu melodischer Metal mit kraftvollem, auf mittlerer Höhe angesiedeltem Gegrowle und ausgesprochen dunkler, rockiger Atmosphäre, erinnert an ältere KATATONIA, erreicht aber nie deren Intensität.

Keine Antwort wollen DAYLIGHT DIES aus North Carolina, USA, auf ihren ersten Versuch eines Metal-Albums haben; oder sollte man den Albumtitel eher als Statement deuten, daß man selbst nichts zu sagen habe? Wie dem auch sei, Reaktionen bekommen sie schon deshalb, weil Plattenfirmen böse werden, wenn man ihre Geschenke nicht in Rezensionsform würdigt, und Relapse Records würden ganz gewiß böse, haben sie doch ansonsten die Bösesten der Bösen unter Vertrag: Kapellen wie SOILENT GREEN, THE DILLINGER ESCAPE PLAN oder NILE.

Mit denen haben DAYLIGHT DIES selbstverständlich nichts zu tun. Was sich hier in einer Stunde Spielzeit in die Gehörgänge bewegt, sind düster-triste Schallwellen irgendwo zwischen älteren KATATONIA und den ernstzunehmenden Momenten von IN FLAMES, sprich: melodischer, aber nicht zu melodischer Metal mit kraftvollem, auf mittlerer Höhe angesiedeltem Gegrowle und ausgesprochen dunkler, rockiger Atmosphäre. Das ist nicht neu, weshalb sich DAYLIGHT DIES etwas einfallen lassen müssen, um aufzufallen und in eben angesprochenen Gehörgängen auch steckenzubleiben. Mit „The Line That Divides“, dem Opener des Albums, werfen sie zunächst einen extrem fetten Klang in den Ring: druckvolles Schlagwerk, wummernde Gitarren und einen ausgezeichnet produzierten Gesang. Auf dieser Basis baut die Band genau das auf, was in meinem Kopf mit KATATONIA assoziiert wird: sich stetig wiederholende, melancholische und leicht versteckte Akkorde in einem steten, mitreißenden Rhythmus, simpel, aber effektiv. Dazu passend besticht, exakt wie bei KATATONIA, Travis Smith mit einem stimmungsvollem Artwork. Steht also einem Dauerbrenner im CD-Abspielgerät nichts im Wege?

Doch, natürlich. Denn KATATONIA gibt es schon, und auch die härtere Variante von ihnen, die DAYLIGHT DIES wohl darzustellen versuchen, ist nicht neu. Zwar weiß das angesprochene „The Line That Divides“ auf die Dauer zu begeistern, aber alles darüber hinaus langweilt, was schlicht und einfach daran liegt, daß auf den restlichen dreiundfünfzig Minuten der Scheibe nichts weiter passiert. Alles ist im ersten Track gesagt: die bombastischen Parts wirken genau einmal, die monströsen Riffs, das treibende Schlagzeug, der Gesang, all das, was auf die Dauer eine melancholisch-wütende Atmosphäre erschaffen soll, ist nach einem Song passé; der Rest wirkt wie ein Kaugummi, das nicht mehr schmeckt. Und genau wie bei diesem macht man doch hin und wieder die Entdeckung, daß die ein oder andere Stelle noch Geschmack besitzt; nur die wenigsten indes werden dann ihre Entscheidung, das Ding auszuspucken, revidieren, und genau das ist es, was „No Reply“ schlicht und einfach überflüssig macht.

VÖ: 31.09.2002

Spielzeit: 61:15 Min.

Line-Up:
Guthrie Iddings – voc

Barre Gambling – git

Egan O´Rourke – b

Jesse Haff – dr

Produziert von DAYLIGHT DIES
Label: Relapse Records

Homepage: http://www.daylight-dies.com

Tracklist:
1. The Line That Divides

2. I Wait

3. Hollow Hands

4. Four Corners

5. Unending Waves

6. In The Silence

7. Minutes Pass

8. Back In The World

9. Everything That Belongs

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