DAYLIGHT DIES: Dismantling Devotion

Gut 50 Minuten herrlichste Realitätsflucht. Hinter den großen Doom Death Metal-Bands brauchen sich DAYLIGHT DIES wahrlich nicht zu verstecken.

DAYLIGHT DIES haben sich ganz schön Zeit gelassen. Ganze vier Jahre zogen seit ihrem Debüt No Reply ins Land, doch nun steht mit Dismantling Devotion endlich ihr zweites Album ins Haus und zeigt eine Doom Death-Band, die sich freischwimmt, die sich nicht in irgendwelchen Erwartungen oder Genregrenzen verliert. Stattdessen zeigen DAYLIGHT DIES, wie diese Musik gespielt werden kann, sodass ihr frischer Wind verliehen wird ohne dass ihre Grundzüge verloren gehen.

Zwischen alten KATATONIA und OPETH sowie MORGION zelebrieren DAYLIGHT DIES acht wunderbar melancholische, bisweilen todtraurige Stücke, die vor Intensität strotzen, die der Hörer mit jedem Atemzug in sich aufnimmt. Hierbei extrem wichtig: Die zweistimmigen Mollgitarren, die sich mit ihren Melodien geradezu poetisch gegenseitig umgarnen. Dies reizt das Quintett jedoch nicht aus, sodass genügend Spielraum für tonnenschwere Riffs, aber auch leise, dezente Akustikgitarren bleibt. Dabei ist wichtig, dass die Songs neben einer klaren Linie sich gleichzeitig aufbauen, immer neue Nuancen hinzugewinnen, sich dynamisch enorm aufbauen. Das ist nicht immer leicht, DAYLIGHT DIES gelingt es aber, wie zum Beispiel wenn etwas flottere Passagen eingebaut werden, in denen sogar Double Bass-Drumming zum Einsatz kommt. Besonders schön ist dies in Dead Air und All We Had, aber auch alle anderen Lieder werden so zu kleinen Perlen.

Das wütende bis verzweifelte Gebrüll von Sänger Nathan Ellis mag gleichförmig erscheinen, aber so kraftvoll wie er singt, reißt es den Hörer bedingungslos mit. Hinzu kommt hier und da der schöne, klare Gesang von Bassist Egan. Kommt er zur Geltung wirkt es wie ein Sonnenstrahl, der eine dicke Wolkendecke durchbricht – ein schöner Kontrast für diese Musik. Dennoch ist eins Gewiss: DAYLIGHT DIES klingen lange nicht so düster und hoffnungslos wie einige ihrer Kollegen, auch wenn Solitary Refinement etwas anderes vermuten lässt. Denn hier herrscht eher eine wohlige Melancholie, etwas das an einem schönen Herbsttag den Nebel vertreibt. Ein Tag an dem man mit Freude beobachtet wie die Blätter in prächtigen Farben von den Bäumen fallen um zu sterben, nur damit im nächsten Jahr Neue nachkommen. Klingt kitschig, ist mir egal.

Denn solche Gedanken kommen bei Beschäftigung mit diesem Album zwangsläufig auf was ich sehr schön finde. Auf der einen Seite etwas verträumt, auf der anderen Seite doch tragisch balancieren DAYLIGHT DIES auf diesem prächtigen Album und schenken dem Hörer gut 50 Minuten herrlichste Realitätsflucht, die man in dieser Form nirgendwo anders erhalten kann. Dismantling Devotion ist ein wirklich tolles, vielschichtiges und einzigartiges Album, auf dem es viel zu entdecken gibt, in das man sehr tief eintauchen kann und das ein Kribbeln im Bauch hinterlässt als wäret ihr frisch verliebt, lasst euch von dem Titel nicht täuschen. Die Band aus Washington hat ihr ganzes Herzblut in dieses Album gesteckt, das hört und spürt man. Wer auf dieses Genre steht kommt an Dismantling Devotion nicht vorbei – hinter den Großen brauchen sich DAYLIGHT DIES auf keinen Fall verstecken.

Veröffentlichungstermin: 4. April 2006

Spielzeit: 53:07 Min.

Line-Up:
Nathan Ellis – Vocals

Barre Gambling – Guitars

Charley Shackelford – Guitars

Egan O´Rourke – Bass, Clean Vocals

Jesse Haff – Drums

Label: Candlelight Records

Homepage: http://www.daylightdies.com

Tracklist:
1. A Life Less Divided

2. Dead Air

3. A Dream Resigned

4. All We Had

5. Solitary Refinement

6. Strive to See

7. Lies that Bind

8. Dismantling Devotion

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