Der Mann muß glücklich sein. Anders wäre ein derart harmonieträchtiger Klangausstoß, wie ihn ex-DEEP PURPLE-Gitarrenikone Ritchie Blackmore in den vergangenen Jahren produziert hat, kaum denkbar. Nach seiner Abkehr von der Welt ruppiger E-Gitarrenklänge zog er sich mit seiner Lebensgefährtin Candice Night auf sein Schloß zurück und ersponn mit BLACKMORE´S NIGHT mittelalterliche und mittelalternahe Balladen zum Tanzen, Träumen und Mystik- und Elfengesang-Sampler-Bereichern. Bislang hat das traute Pärchen der Welt drei fraglos schöne, wenn auch fast schon anrührend harmlos anmutende Studio-Alben vermacht, deren Liedgut natürlich auch den Korpus des aktuellen Doppel-CD-Livealbums `Past Times With Good Company` bildet. Mitgeschnitten wurden die überwiegend behutsamen Weisen auf der Europa-Tournee des Neo-Barden, während der dieser mit seinen Begleitmusikern auch in diversen alten Gemäuern und Rittersälen auftrat. Was der Atmosphäre des Mitschnitts fraglos gut getan hat. Während die Studio-Einspielungen des Maestros und seiner singenden Muse hier und da zu glatt erklingen, strahlt `Past Times With Good Company` eine zarte, mitunter auch beschwingte Intimität aus, die ahnen läßt, welch` gemütliches Beisammensein die Besucher jener Konzertreise erwartet haben muß.
Obgleich er – von dem überraschend energisch intoniertem RAINBOW-Klassiker `16th Century Greensleeves` abgesehen – auf alle auch nur annähernd laute Töne verzichtet, hat Blackmore nichts an Virtuosität eingebüßt und stellt seine gefühlvolle Fingerfertigkeit auch auf der akustischen Gitarre eindrucksvoll zur Schau. Doch auch der Band des geschichtsverliebten Paares bleibt ausreichend Raum für Improvisation, um sich spielerisch auszubreiten und die Eigen- und Fremdkompositionen ihres Maestros um das Quentchen Leben zu bereichern, das sie in ihrer Studioeinspielung gelegentlich missen lassen. Womit die Sinnfrage dieser Liververöffentlichung bereits hinreichend geklärt wäre: `Past Times With Good Company` ist keineswegs ein Quasi-Studioalbum mit sporadisch unterlegtem Applaus. Nein, dieses Album lebt und atmet. Und das tut es ebenso behutsam wie berückend. Die liebevolle (und akustisch glasklare) Live-Inszenierung des Blackmore`schen Mittelalterspleens verströmt eine angenehm warme, authentische Konzertsaal-Atmosphäre, die im Geiste in der Tat das Flair eines feierliche Banketts alter Zeiten heraufbeschwört, wenn natürlich auch in hoffnungslos romantisch verklärter Weichzeichnung einer an sich doch recht derben Epoche. Schwer vorstellbar jedenfalls, daß die alten Ritter tatsächlich mit verklärten Blick und sanft im Takt geschwungener Minifackel zu dieser geballten Präsenz lieblicher Gitarrenläufe und noch lieblicherer Feenanmut dahingeschmolzen wären. Ein Album für romantische Candlelight-Zweisamkeit und kuschelige Abende vor dem Kamin (nicht, daß ich einen hätte)…
Veröffentlichungstermin: 28.10.2002
Spielzeit: 89:13 Min.
Line-Up:
Count Blackmore – Guitar
Lady Night – Vocals
Squire Malcolm – Percussions
Sir Robert – Bass
Carmine Giglio – Keyboards
Produziert von Ritchie Blackmore
Label: SPV
Hompage: http://www.blackmoresnight.com/
Tracklist:
CD1:
Shadow of the moon
Play minstrel play
Minstrel hall
Past Times With Good Company
Fires At Midnight
Under A Violet moon
Soldier of Fortune
CD2:
16th Century Greensleeves
Beyond The Sunset
Morning Star
Home Again
Renaissance Fair
I Still Remember
Durch den Wald zum Bach hinaus
Writing On The Wall