ANATOMIE 2 [Filmkritik]

Der erste Teil war ein Riesenerfolg. Während in Deutschland die Produzenten noch feierten, klingelten die Amis bereits durch und fragten nach, wann denn die Fortsetzung kommt. Und die ist jetzt da – ungewöhnlich genug für einen deutschen Film!

Wieder wird im OP gevögelt, mit dem Skalpell gemordet, und für Franka Potente ist eine fesche Gastrolle drin. Aus der Heldin des 1. Teils ist eine BKA-Ermittlerin geworden, die noch immer den Anti-Hippokraten auf der Spur ist: Einer Geheimloge fanatischer Mediziner, die zum Wohl der Lehre über Leichen gehen. Der Titel allerdings ist diesmal eine Mogelpackung: Statt in der Leichenkammer spielt die Fortsetzung in den Operationssälen eines Berliner Krankenhauses, wo ein elitäres Grüppchen jünger Ärzte (u. a. Heike Makatsch und Barnaby Metschurat) unter Leitung von Professor Charles Müller-LaRousse (Herbert Knaup) an der Entwicklung künstlicher Muskeln bastelt – mit bizarren Eigenversuchen, die von den verblendeten Jungmedizinern nur im Drogenrausch ertragen werden. Wer nicht mehr mitmacht, hat sein Leben verwirkt.

Regisseur Stefan Ruzowitzky hat den direkten blutigen Horror des 1. Teils durch subtileren Grusel ersetzt und punktet mit sauberem Handwerk und willigen Schauspielern. Natürlich trägt auch „Anatomie 2“ dick auf und lässt – wie das Gros der Filme aus dem Land der Dichter und Denker – jegliche inszenatorische Leichtigkeit vermissen. Spätestens, als einer der entrückten Wissenschaftler im Finale etwas von einer „neuen Herrenrasse“ stammelt, sind wir wieder daheim. Von so einem Schmonzes abgesehen ist „Anatomie 2“ jedoch ein brauchbarer Thriller geworden. So gelungen oder so daneben wie der erste Teil – je nach Sichtweise. Oder anders ausgedrückt: Es gab schon schlechtere Fortsetzungen. In diesem Sinne: Meiden Sie Arztbesuche!

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