Twilight – New Moon [Filmkritik Kino]

Innert zwei Tagen den Film zwei Mal im Kino gesehen. Und das völlig kritiklose Verdikt bleibt – schwer atmend gehaucht – dasselbe wie beim ersten Teil: Suck my blood and fuck my soul, Edward Cullen…

Einen langen Sommer musste frau es einzig mit der DVD von Twilight, den Postern und der Buchtetralogie von Stephenie Meyers aushalten. Doch am 25.11. endlich die vorläufige Erlösung aus der medial aufgebauschten und bis zur Unerträglichkeit gepushten Vorfreudevorspielfolter. Ein Kinosaal voller Frauen – drei Männer lassen sich ausmachen, offenbar von Freundinnen verschleppte – fiebert dem zweiten Teil der im amerikanischen Forks (Washington) situierten Saga entgegen. Werbung. Buhrufe. Ein Vorfilm – Pfiffe aus dem Publikum, man fühlt sich beinahe wie bei einem IRON MAIDEN-Gig, wenn die Vorband spielt. Und dann – das Logo von Summit Entertainment. Kreischen. Kichern. Sogar in der 20:30 Uhr-Vorstellung der englischen Originalfassung (mit deutschen und französischen Untertiteln) sind die unter 20jährigen in der Überzahl.

Die eröffnende Szene – Bella in der Mission, Edward in Italien zu retten – wird nur kurz angeschnitten. Edward Cullen (Robert Pattinson – erneut ein Traum) erscheint auf der Leinwand. Einige Kreischer im Saal. Ein paar Stöhnlaute. Ein paar Seufzer. Danach fährt der Film dort fort, wo Teil 1 aufgehört hatte. Sichtlich verbessert die Effekte (vor allem die diamantene Haut der Vampire im Sonnenlicht), die Kampfszenen sind beeindruckend, die Wölfe beben regelrecht durch die Wälder. Man merkt, dass mehr Geld vorhanden war beim Dreh und nun Chris Weitz Regie führt. Die Handlung der Bücher wird befolgt, auch wenn dies für Nicht-Buchkenner den Film langatmig erscheinen lassen mag. Aber gibt es überhaupt Leute in diesem Kinosaal, die diese Bücher nicht gelesen haben? Wohl kaum. Höchstens die drei mitgeschleppten Männchen, aber die haben nichts zu sagen.

In der Pause – eine unsägliche Tradition in Schweizer Kinos – dann der Sturm aufs Klo. Die Schlange vor dem Frauenklo ist so lange, dass die Twilight-Jüngerinnen kurzerhand das Männerklo einnehmen. Es ist Zeit für Emanzipation. Schließlich folgt Bella (überzeugend und bisweilen erschreckend schlank: Kristen Stewart) im Film auch ihrem Herzen, auch wenn dies bedeutet, dass sie dauernd zwischen ihrem besten Freund Jacob (sehr sehr muskulös und bis zum Verlust seiner Matte einigermassen metalkompatibel: Taylor Lautner), ihrem Menschendasein und ihrer großen Liebe Edward Cullen (auch leidend eine Augenweide – Robert Pattinson) hin- und hergerissen wird.

Stilvoll wird Bellas lange Zeit ohne Edward dargestellt, sündhaft erscheinen die italienischen Volturi und absolut atem(be)raubend die Szene, in der sich Edward outen will um sein Todesurteil zu provozieren. Das Kreischbarometer beim Zeigen des nackten Oberkörpers ist zwar lauter bei Jacob, doch Edwards Auftritt wird so in Szene gesetzt, dass frau unmöglich nicht in Wallung geraten kann. Hier und da lockern witzige Sprüche und Insidergags die Verfilmung auf, doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Story und darauf, den Zuschauerinnen ein Versinken in die wunderbare Twilight-Welt zu ermöglichen – und sie ganz am Schluss atemlos auf die Credits starren zu lassen. Genau dies tut der Film, nicht mehr. Nicht-Fans sind dazu bestimmt, 130 Minuten zu leiden. Fans erleben jedoch einen wahren Augenschmaus – und den Freund kann man ja immernoch in der 2012-Männerkrippe abgeben, damit der New Moon-Genuss ohne eifersüchtige Der ist doch eh schwul-Kommentare zelebriert werden kann…

Veröffentlichungstermin: 25.11.2009

Spielzeit: 130:00 Min.

Line-Up:
Regie: Chris Weitz
Darsteller: Kristen Stewart, Christina Jastrzembska, Robert Pattinson, Billy Burke, Anna Kendrick, Michael Welch, Justin Chon, Christian Serratos, Taylor Lautner, Ashley Greene, Jackson Rathbone, Russell Roberts, Cam Gigandet, Michael Sheen, Dakota Fanning u.a.
Label: Summit Entertainment

Homepage: http://www.twilightthemovie.com/

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