V wie Vendetta [Filmkritik]

V wie Vendetta dürfte für den Film das sein, was "Master of Puppets" für den Heavy Metal ist. V wie Vendetta ist großes Kino, ist Zündstoff, ist brillant!

V wie Vendetta handelt vom Kampf des maskierten Phantoms V (Hugo Weaving) gegen das totalitäre Regime eines zukünftigen Englands. Gleich zu Beginn des Films rettet er die junge Evey Hammond (Natalie Portman) aus den Klauen der Geheimpolizei. Nach und nach taucht sie in die Welt des mysteriösen Maskenträgers ein. Auf der anderen Seite versucht Inspektor Finch (Stephen Rea, der Keyboarder von STRANGE FRUIT!) das Geheimnis von Vs Identität zu lüften. Beim Ergründen von Vs Motiven erwarten sowohl Evey als auch Finch zahlreiche, häufig sehr schmerzhafte Überraschungen.

Der letzte Satz deutet bereits eine Stärke des Films an, die mir große Probleme bereitet: Es ist nahezu unmöglich, über den Film zu schreiben, ohne weite Teile der Handlung zu verraten. Denn V wie Vendetta lebt in erster Linie von der fesselnden Geschichte, die voller unerwarteter Wendungen steckt. Das Drehbuch der Gebrüder Wachowski besticht dabei durch Spannung und Vielschichtigkeit. Die Unterschiede zur Comicvorlage sind oftmals frappierend. Im Endeffekt sagt mir der Film allerdings mehr zu, da die Charaktere reifer wirken und ihre Motive schlüssiger dargelegt werden. Besonders Natalie Portman profitiert von einer wesentlich selbstbewussteren Evey. Wie es sich für einen richtig guten Film gehört, sticht ihre Leistung aber nicht heraus. Denn auch Stephen Rea spielt seine Rolle hervorragend und die Nebenrollen sind exzellent besetzt. Und selbst V hat vom ersten Moment, dank seinem Hang zur Literatur und dem permanenten Maskenlächeln, an eine ungewohnt starke Ausstrahlung.

Nicht selten erinnert mich V wie Vendetta deshalb an Natalie Portmans ersten Film Léon, der Profi. Auch dort stand die persönliche Entwicklung der Charaktere im Vordergrund. Manchmal bewundert man sie für ihre Stärke, manchmal für ihre Menschlichkeit. Manchmal möchte man sie anschreien, ob ihrer unbarmherzigen Handlungen. Die sporadischen Action-Sequenzen sind atemberaubend, brutal und kurz. Sie entfalten ihren ganzen Reiz aber erst im Gesamtzusammenhang, Vs Ein-Mann-Rebellion. Dabei geht es dem Mann hinter der Guy Fawkes-Maske nicht nur um seine konkrete Vendetta, die Rache an denen, die sein Leben (und – ohne dass er etwas dagegen hätte unternehmen können – das vieler anderer) einst zerstörten. Es geht ihm um die Rache an Justitia, seiner ehemaligen Geliebten, für ihren Verrat an der Freiheit. Spätestens hier hört die Léon-Analogie natürlich auf.

V wie Vendetta ist ein sehr schneller Film. Jede Sekunde zählt. Die Regie von James McTeigue verhindert jedoch, dass der Film hektisch oder gar konfus wird. Ein, zwei kleine Ungereimtheiten haben sich zwar eingeschlichen, fallen aber nicht weiter ins Gewicht. Die Dialoge haben eine hohe Bedeutungsdichte, wie man sie in der Realität selten antrifft. Im Filmformat geht es hingegen gar nicht anders, ohne dass der Umfang explodiert. Es passiert sehr viel, aber nicht alles auf einmal. Für die gesamte Dauer des Films ist man ein Sklave der Leinwand. Gebannt verfolgt man, wie die Dominosteine nach und nach umfallen.

Bislang klingt der Film also nach einem klassischen Action-Thriller mit einer minimalen Prise Science-Fiction. Wie kommt es aber, dass V wie Vendetta andernorts als einer der politisch gewagtesten Hollywood-Filme, die je gedreht wurden (Jeffrey Wells) oder sogar als der gefährlichste Film des Jahres (Devin Faraci) bezeichnet wird?

So wie die Stärke des Films im erstklassigen Mischverhältnis von Spannung, Action und Gefühlen liegt, so liegt seine Brisanz in der Kombination aus Aktualität, Extremismus und den daraus resultierenden Implikationen. Bei aller Fiktion sind Themen wie Überwachung der Bevölkerung und Anschläge in der Londener U-Bahn durchaus real. Und bevor die Rolling Stones im Abspann mit ihrem Lied fertig sind, grübelt man über die Frage, worin genau der Unterschied zwischen einem Freiheitskämpfer und einem Terroristen besteht.

Fazit: V wie Vendetta ist großes Kino, ist Zündstoff, ist brillant!

Veröffentlichungstermin: 16.03.2006

Spielzeit: 132:00 Min.

Line-Up:
Natalie Portman: Evey Hammond

Hugo Weaving: V

Stephen Rea: Finch

Stephen Fry: Deitrich

John Hurt: Adam Sutler

Tim Pigott-Smith: Creedy

Rupert Graves: Dominic

Roger Allam: Lewis Prothero

Ben Miles: Dascomb

Sinéad Cusack: Delia Surridge

Natasha Wightman: Valerie

Produziert von Joel Silver, Andy Wachowski, Larry Wachowski, Grant Hill
Label: Warner

Homepage: http://www.vwievendetta.de

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